Cash Out (German Edition)
dieser mit Fachkräften aus der Technologiebranche und pedikürten Ostküsten-Expats vollgestopften Stadt können die Cops ja schon froh sein, wenn sie eine bei Rot über die Straße gehende Nanny erwischen oder einen extrem lauten Milchschäumer stellen.
Bryant hat das Gesicht eines Großvaters und den Körper eines Fünfundzwanzigjährigen; wahrscheinlich hat er sich ein paar Jahrzehnte an einem Ort wie Oakland abgerackert, bevor er sich diesen bequemen Job an Land ziehen konnte. Topeka sieht aus wie der prototypische Jungspund: extrem kurzer Bürstenschnitt, rosige Haut, teigiger Körper. Wären die zwei Immobilienmakler, würden sie für mich als sympathisches Vater-und-Sohn-Team durchgehen, aber jetzt, in diesem Moment, kann ich die zwei kaum ansehen. In meinem Kopf ist derzeit nur Platz für zwei primäre Gedanken: Meine Eier benötigen dringend Linderung, und ich will nach Hause.
Bryant funkelt mich an. Ich wende mich ab und beiße die Zähne zusammen, als sich von meinen Hoden aus eine weitere Welle des Schmerzes ausbreitet; es kommt jetzt alle paar Minuten. Seine grauen Augen anzusehen, sein kantiges Kinn und den grau melierten Schnäuzer potenziert den Schmerz irgendwie, treibt ihn bis hinauf zu meinen Schläfen und den Nacken wieder hinunter.
«Okay», sagt Bryant mit seiner tiefen, festen Stimme, «das Wichtigste zuerst.» Er holt das orangene Arzneifläschchen mit Vicodin aus der Brusttasche und knallt es zwischen uns auf den Holztisch. Ich verziehe das Gesicht und greife grunzend danach, doch er reißt es blitzschnell wieder weg.
Topeka schnaubt grinsend.
«Moment, Partner.» Bryant mustert mich, während er das Fläschchen an das andere Ende des Tisches schiebt, außerhalb meiner Reichweite. Ich starre das Fläschchen an. «Wir lassen gerade jemanden nochmals das Rezept prüfen. Bis es bestätigt ist, versuchst du es besser mit Meditieren.»
Ich lehne mich zurück und starre ihn an.
Bryant vertieft sich in seine Notizen und befingert einen roten Aktenhefter. Topeka stützt sich auf seine Ellbogen, beobachtet mich, lächelt immer noch.
Ich blinzle vor Schmerzen. «Habt ihr Jungs euch das Safeway-Band angesehen?»
Bryant sieht nicht von seinen Notizen auf. «Aber sicher doch.»
«Und?»
«Wir haben Calhoun herkommen und sich das ansehen lassen.»
«Und?»
«Er sagt, es ist derselbe Kerl.»
«Was bedeutet, ich kann jetzt nach Hause.»
Bryant blättert beiläufig eine Seite um, als wäre er im Freibad. «Befürchte, nein, Partner.»
Was geht hier ab?
«Ich verstehe nicht…», stammle ich.
Bryant wirft mir einen kurzen Blick zu und widmet sich dann wieder seinen Notizen.
«Sie haben gesehen, wie ich da hineingehumpelt bin und mich um meinen Kram gekümmert hab.»
«Jepp.»
«Sie haben gesehen, wie ich rückwärts gegen diesen Kerl stoße, woraufhin dieser komplett ausrastet.»
«Jepp.»
«Wie er mich ins Kühlregal schleudert.»
«Jepp.» Bryant seufzt und sieht schließlich von seinen Notizen auf. «Das haben wir allerdings.»
«Sie haben Zeugen, die gesehen haben, dass er im Park ein Messer gegen mich gezogen hat.»
Er nickt.
«Und Sie haben Calhoun, der aussagt, dass der Kerl um mein Haus herumgeschlichen ist.»
Nicken.
«Also wissen Sie, dass dieser Kerl der Aggressor ist.»
Bryant sieht völlig ruhig aus. «Sorry, Partner. Eben das wissen wir nicht.»
Wie bitte?
«Sie haben diesen Burschen im Park angegriffen, Jordan. Völlig grundlos.» Er wedelt mit ein paar Blättern. «Wenn Mr. Calhoun nicht gewesen wäre, würden Sie jetzt womöglich in noch erheblich größeren Schwierigkeiten stecken.»
Ich mache den Mund auf und kriege mich gerade noch in den Griff. Zähle bis vier. «Sir», atme ich aus, «er hat mit meinen Kindern gespielt. Derselbe Kerl, der um mein Haus geschlichen ist und mich später ohne Anlass angegriffen hat, spielt plötzlich mit meinen kleinen Jungs. Das war kein Zufall.
Er hat ein Messer gezogen.
Meine Söhne befanden sich in unmittelbarer Gefahr.»
Bryant und Topeka wechseln Blicke. «Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Dan, was wir nicht wissen, ist, ob’s hier eine Vorgeschichte gibt oder nicht.» Kunstpause. «Oder?»
Ich spüre eine neue Welle nahen, und meine Weichteile verhärten sich zu einem Klumpen aus reinem Schmerz. Ich umklammere den Tisch, beuge mich vor und sehe das Vicodin-Fläschchen an. Diese Wichser. Ich versuche, mir vorzustellen, wie ich einen besonders aggressiven, schmierigen Anwalt auf sie hetze.
«Sagen Sie das noch
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