Cash Out (German Edition)
gefasst.»
Ich hämmere gegen die Tür.
«Gehweg», knurrt Calhoun.
Ich rüttle mit beiden Händen am Türknauf.
Grunz. «Ichbrauchmalruhe.»
Rod taucht neben mir auf, blinzelt die Tür an. «Um was geht’s hier?»
«Calhoun», brülle ich, «stattest du gerade meinem Oberdeck einen Besuch ab?»
Aus dem Bad kommt ein tiefes, erleichtertes Stöhnen.
Rod reckt das Kinn, spannt sich an. «Soll ich die Tür aufbrechen?» Er tritt einen Schritt zurück, ist bereit für einen Tritt.
Ich winke ab. Ich brauche zu allem anderen nicht auch noch eine eingetretene Tür.
«Einernoch», grunzt Calhoun.
«Calhoun, ich bringe dich um!»
«Asoziale» – lautes Ächzen – «undankbares Volk.» Lautes Seufzen. Dann wieder Gestöhne. «Nichmawaffelnzumfrühstück-aaaaaaaahhh.»
Kate kommt, eine Haarnadel in der Hand. Rod reißt sie ihr weg und macht sich sofort daran, das Schloss zu knacken. Sekunden später klickt es, Rod tritt einen Schritt zurück und winkt mich hinein. Kate wendet sich ab, schließt die Augen.
Ich drücke die Tür einen Spaltbreit auf.
Stöhn. «Einerrrrrrrrr noooooooooch.» Seufzen und stöhnen. «Nureinkleiner» – stöhn – «Bursche.» Großer Seufzer.
Ich drücke die Tür auf. Calhoun sitzt auf dem geöffneten Spülkasten unserer Toilette, sein Bademantel hängt seitlich herunter, seine Füße auf der Klobrille, die Ellbogen auf den Knien, das Gesicht verzerrt.
Heiße Wut rast durch meine Adern.
«Calhoun!»
, brülle ich. «Raus!»
Harry stürmt ins Bad und erstarrt verwundert. «Wow!»
Calhoun versucht, seinen Bademantel zu schließen, jault etwas von «Privatsphäre! Privatsphäre!». Schließt die Augen, reckt trotzig das Kinn. «Hilf mir doch jemand!»
Ich würde ihn am liebsten erwürgen, will ihm aber nicht zu nahe kommen. Rod weicht brummend zurück. «Krass.» Kate torkelt mit bebenden Nasenflügeln vorbei. Sie schnappt sich den Pömpel neben dem Klosett und holt zu einem gewaltigen Schwinger aus.
Calhoun fährt zurück und kreischt: «Nicht hauen, Mommy!»
«Raus»
– sie schlägt ihm fest ins Gesicht –
«sofort»
– ein weiterer Schlag, voll aufs Maul –
«da»
– sie holt wieder aus, er duckt sich weg, sie kommt leicht aus dem Gleichgewicht, fängt sich aber und kehrt mit einem Frontalangriff zurück, pflanzt den Pömpel mitten auf sein Gesicht und drückt ihm damit den Kopf nach hinten –
«runter!»
Er winselt.
Sie verstärkt den Druck.
Wir alle sehen seine kleine Gurke.
Das musste nicht sein. Das musste jetzt echt nicht sein.
Mit der freien Hand packt sie den Aufschlag seines Bademantels und reißt ihn nach vorn. Er verliert das Gleichgewicht und stürzt vom Spülkasten, kracht auf den Boden, ein winselnder Haufen Wackelpudding.
Kate nimmt das harte Ende des Pömpels und rammt es ihm in die Rippen. Er versteift sich vor Schmerz und brüllt laut: «Mommy!»
Kate schreit wie damals, als sie mit den Jungs in den Wehen lag. «Raus!» Stößt ihn wieder, noch fester diesmal, und er kugelt sich zusammen.
«Raus!»
Rod nimmt Kate, und wir führen sie gemeinsam aus dem Bad.
Langsam erhebt Calhoun sich vom Boden, zieht seine orangen Boxershorts hoch, schließt den Bademantel und schwankt in Babyschritten auf den Flur. Er bleibt stehen und sieht uns mit erwartungsvollen Augen an.
«Keine Eggos?»
Vier
Ich werde die Reinigungsaktion nicht bis ins Detail beschreiben.
Der Hinweis möge genügen, dass ein altes Pasta-Sieb sowie gelbe Gummihandschuhe zum Einsatz kamen und dass ich dabei fast gekotzt hätte. Der Hinweis möge genügen, dass ich nach getaner Arbeit auf Kates Anweisung das Sieb in ein dreilagiges Plastikbeutel-Gebilde verfrachten musste, das anschließend in einer Einkaufstüte aus Papier landete, die wiederum zugetackert und in einer weit entfernten Mülltonne entsorgt wurde. Und weiterhin möge der Hinweis genügen, dass ich davon während des darauf folgenden zweistündigen unruhigen Schlafs einige ausgesprochen schräge Träume hatte. Träume, in denen Detective Bryant sich über mich beugt, pausenlos «Ich will ein Stück vom Kuchen» wiederholt, bis er sich plötzlich in Crazy Larry verwandelt, der ganz dicht an mein Ohr kommt und sagt: «Du
wirst
Kate meine Grüße ausrichten.» Ich schreie ihn an, er solle verschwinden, und als ich mich wegdrehe, sehe ich Little Red kackend auf meinem Spülkasten hocken, wobei er «Fette Nutten, fette Nutten» skandiert. Ich ziehe ihm eins über den Schädel, aber da steht auch schon High Rider mit seiner
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