Cash
Info«, sagte Yolonda, »es sind zweiundzwanzigtausend Dollar Belohnung ausgesetzt.«
»Zweiundzwanzig? Da haben Sie die extra zehn aus dem Fonds für weiße Opfer abgegriffen?«
»Der heißt Bürgermeisterfonds.« Matty versuchte, nicht zu lächeln.
»Ja, okay.«
»Die Sache ist«, sagte Mullins, »einer wie du sitzt vielleicht an der richtigen Stelle, um was zu hören, ein bisschen Schotter zu machen.«
«Okay«, sagte Anderson. »Ist vertraulich, oder?«
«Immer.«
»Na schön.« Er schlug sich auf die Knie und stand halb auf, als hinge es von ihm ab, wann die Gäste gingen. »Ich hör mich um.«
»Prima.« Yolonda stand auf. »Und vergiss nicht, was ich dir über die Verkehrsbetriebe gesagt habe.«
»Verkehrsbetriebe?« Alvin blinzelte.
Im Hausflur drückten sie auf den Fahrstuhlknopf und warteten schweigend.
»Was für chinesische Brautmoden?«, fragte Matty schließlich.
»Was weiß ich?«, antwortete Mullins, hämmerte ungeduldig auf den Knopf und legte schließlich das Ohr an die Tür, um zu hören, ob sich die Kabine überhaupt bewegte. »Wahrscheinlich irgendwas im Fünften.«
Als der Fahrstuhl endlich kam, war er voller Polizisten auf dem Weg nach oben.
»Hey«, sagte Matty, »haben wir was verpasst?«
Sie fuhren mit zum Einsatz, Familienstreit im vierzehnten Stock, und als sie oben ankamen, konnten sie kaum aussteigen, weil Dutzende von Polizisten bereits auf dem engen Raum zwischen Fahrstuhltüren und Wohnung zugange waren.
Es war ein typisch flauer Abend in der Gegend, so dass alle, die den Funkspruch empfangen hatten, angerückt waren, nur um sich zu beschäftigen: Uniformierte aus dem Achten und der Siedlung, Vorgesetzte von beiden, Lebensqualität und andere Zivilstreifen, und nun noch Matty und zwei weitere Detectives. Die hagere, glubschäugige Frau an der Haustür, verschreckt vom massiven Aufgebot, sagte immer wieder: »Ist gut jetzt, es ist nichts.«
»Was ist hier los?«, fragte Matty Lugo.
»Weiß der Geier, irgendeine Familienkeilerei.« Er signalisierte seiner Mannschaft, sich zurückzuziehen. »Können wir genauso gut die Vertikale machen.« Und führte seine Mannen durch die Meute zum Treppenhaus.
Matty wollte auch schon wieder gehen, aber Yolonda hatte sich bereits, wie es ihre Gewohnheit war, durch den gelangweilten Haufen von Kollegen in die Wohnung gewühlt.
»Was los, Kumpel?«, hörte Matty Lugo jemanden auf der anderen Seite der Treppenhaustür fragen.
»Nur hier am Sitzen ...« Die Stimme kam ihm bekannt vor.
»Sitzen und ...«
»Nachdenken.«
»Wohnen Sie hier?«
»Eigentlich nicht.«
»Dürfte ich mal Ihren Ausweis sehen?«
Matty steckte den Kopf durch die offene Tür und sah Billy Marcus auf der Treppe zwischen vierzehntem und dreizehntem Stock sitzen; der gemopste Stenoblock fiel ihm vom Schoß, als er sich umdrehte, um seinen Führerschein zu überreichen.
»Ist das zu fassen?«, flüsterte John Mullins Matty zu, als er zu ihm aufschloss.
Lugo gab Marcus den Führerschein zurück. »Wie wär's, wenn Sie in Riverdale sitzen und nachdenken.«
»Meine Frau lässt mich nicht rauchen.«
«Also, jetzt rauchen Sie auch nicht.«
Matty legte Lugo eine Hand auf die Schulter. »Ich kenne ihn.«
»Bitte schön.« Lugo zuckte die Achseln, und die Lebensqualität begab sich zur abendlichen Vertikalpatrouille. Sie teilten sich auf, je zwei pro Treppenhaus, abwechselnd ein Stockwerk bis ganz nach unten. Daley und Lugo drückten sich an Marcus vorbei, der immer noch auf der Treppe saß, und begannen ihren schweigsamen Abstieg.
Matty wartete, bis sie aus dem dreizehnten Stock verschwunden waren, dann trat er ins Treppenhaus und holte Marcus unsanft auf die Beine. »Bei allem Respekt, aber allmählich gehen Sie mir auf die Nerven.« Dann tastete er ihn nach Waffen ab.
Yolonda hatte sich endlich durch das Nadelöhr von Polizisten gekämpft, von denen einige wie Sportfans in den letzten Minuten eines Kantersiegs in die entgegengesetzte Richtung drängten, um noch bei freier Fahrt nach Hause zu kommen.
Die Wohnung hatte keinen Flur, von der Haustür kam man direkt ins Wohnzimmer, wo ein etwa vierzigjähriger Latino mit Alkoholfahne und frischer, rotklaffender Wunde auf dem Wangenknochen mitten im Raum stand wie auf einer Bühne und dem verbliebenen halben Dutzend Kollegen eine Rede hielt. Seine kleine, glubschäugige Frau stand jetzt in einer Ecke, die Arme um zwei ebenso glubschäugige, ansonsten aber teilnahmslose kleine Kinder geschlungen, die sich
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