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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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wahrnahm. »Was machen Sie hier?«, fragte er.
    Billy hob langsam den Kopf, dann stand er auf. Er kam so nah heran, dass Matty zurückweichen musste. »Hören Sie«, sagte er leise und ließ die Fingerspitzen hauchzart über Mattys Revers tanzen. »Wie kann ich helfen?« Sein Mund kräuselte sich. »Ich will doch nur, ich muss einfach helfen.«
    Ein Streifenwagen kam ihnen in der engen Seitenstraße entgegen. Kurz darauf blickte Matty in die versteinerten Mienen von Upshaw und Langolier auf dem Rücksitz des Wagens, der nun beinahe hielt und, nach gesetzter Duftmarke, wieder anfuhr. Matty wandte sich wieder Billy zu, seinem suchenden Blick. »Sie wollen helfen?« Er wartete, bis der Streifenwagen um die Ecke gebogen war, und holte Mayer Becks Visitenkarte aus der Brieftasche. So oder so am Arsch ...
    »Rufen Sie den da an. Und erzählen ihm Folgendes ...«
     
    Am selben Abend löste Eric einen Kollegen ab, um nicht mit seinen Gedanken allein sein zu müssen, und zog sich, sobald der Ansturm begann, in den Keller zurück. Doch auf den letzten Stufen zum Stampfboden hörte er Bree, dann sah er sie, die Kellnerin mit den irischen Augen, das Kinn nahezu auf der Brust wie zum Gebet... Er wollte sie nicht erschrecken, aber das hier war seine Ecke, und die brauchte er. Er scharrte über die Stufen, hustete, und sie fuhr mit großen Augen herum, das Koks jetzt fest in der geschlossenen Faust. »Hi«, hauchte sie.
    »Du klingst ein bisschen verschnupft, alles in Ordnung?«
    «Ich habe so eine blöde Nebenhöhlenentzündung.«
    «Du hast Nebenhöhlen und gehst dann in so einen feuchten Keller?«
    »Es ist eine komische Nebenhöhlenentzündung.«
    «Ach ja? Inwiefern komisch?« Sie sah ganz unglücklich aus.
    »Weißt du, ich komme hier extra ganz runter, schlimm genug, dass ich eine meiner Mitarbeiterinnen beim Koksen erwische, aber dann bietet sie mir nicht mal was an?«
    »Oh!« Sie rief beinahe, dann öffnete sie die Hand und schob ihm die ganze Chose unter die Nase.
     
    Der Keller war so niedrig, dass sie beinahe geduckt gehen mussten, alle vier Ecken des schummrigen Raums von Dunkelheit verschluckt.
    »Pass auf.« Eric leuchtete den Weg mit einem der Flutlichter, die samt Verlängerungskabel auf dem Boden lagen.
    »Was lagerst du denn hier, Leichen?« Ihre Stimme war vom Ziehen ganz lose und gurgelig.
    »Pilze.« Er richtete die Lampe auf die nordöstliche Ecke des Raumes, der Strahl wurde blitzartig vom Auge eines flitzenden Etwas zurückgeworfen.
    »Ihhh, eine Maus«, sagte sie.
    »Sieh dir das an.« Er trat näher an die Ecke heran, die hohe unter den alten Feuerstellen. »Sieht aus wie ein Grill.«
    »Das ist ein Kamin. Jede Ecke hier hat einen, was bedeutet, dass hier unten Menschen wohnten, die sich um die Dinger geschart haben. 1880er, 90er, schätze ich.«
    »Ehrlich?« Sie bot ihm noch eine Linie an.
    »Aber der hier« - Eric beugte sich zu dem weiß bestäubten Papier hinunter und legte seine Hand wie zur Unterstützung unter ihre - »ist berühmt. Es gibt ein Foto von Jacob Riis von einem Mann in einem Kohlenkeller, der vor einem dieser Dinger sitzt, mit einem Laib Brot im Schoß, der Typ blickt in die Kamera, und zwischen dem Bart und dem Dreck sieht man nur seine Augen; die Leute hier haben kaum besser gehaust als Tiere.« Erics Kiefer bebte, er schmeckte das bittere Tropfen im Rachen. »Aber ich sehe mir das an, und da ich das Foto ziemlich gut kenne, denke ich, hey, das ist ja wie bei Riis, und dann entdecke ich das hier.« Er richtete den Lichtkegel auf einen dicken verrußten Balken knapp über ihren Köpfen. »Sieh mal.« Er fuhr mit den Fingern über die ins Holz geritzte Schrift, zwei Wörter, und las sie ihr laut vor. »Gedenken mir.«
    »Ist das Holländisch?«
    »Jiddisch.«
    »Woher kannst du Jiddisch?«
    »Hab ich gegoogelt. Jedenfalls, einfach um dem auf den Grund zu gehen, bin ich nach Hause und habe die Fotos von der Forsyth-House-88-Website hochgeladen, und es hat, man sieht diese Wörter hier auf der Aufnahme, man kann sie nicht lesen, aber es sind dieselben. Und es ist genau die Stelle, genau hier. Jetzt weiß ich, was diese Schnörkel, diese Handschrift, uns sagen wollen. Also, von all denen, unter den Millionen, die hergekommen sind, gibt es diese winzige Stimme, die sagt, >Ich bin, ich war<, die sagt, >Gedenkt meiner<, und da möchte ich am liebsten heulen.« Und das tat er, ein wenig.
    »Oh.« Beinahe berührte sie seine Wange. »Nimm's dir nicht so zu Herzen. Der Mann ist schließlich

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