Cash
Station, bevor er ausrief, wo man wieder zusammenfinden werde: »Ins Cry!« Zu guter Letzt empfand Eric, der das alles von einem Treppenabsatz aus beobachtete, so etwas wie Mitgefühl für diesen Menschen. In den kommenden Monaten würde er hier unten wohl leichter in Betten landen, würde mehr Drinks spendiert bekommen, möglicherweise einen mittelmäßigen Agenten an Land ziehen, aber nichts würde sich dauerhaft ändern, und Jahr für Jahr würde er dem lodernden Stroh nachjagen, das mit all seinen hochfliegenden Plänen ins Blaue entschwunden war. Unterm Strich, dachte Eric, stand Boulware eine lange Depression bevor und ein wachsendes Gefühl von Verlust, nicht wegen seines toten Freundes, sonders wegen dieses Nachmittags, dieses letzten Höhepunkts in seinem Leben.
»Dieser Junge«, sagte Minette kopfschüttelnd.
»Welcher.«
»Ikes Freund, der, der Zeremonienmeister? Ich meine, Ike war auch nicht gerade bescheiden, aber ...« Sie saßen noch auf den Stufen zum Langenshield und warteten auf Nina.
»Wir machen manchmal was bei einer Ermittlung.« Matty sah auf seine Hände. »Wenn wir jemanden befragen, der angeblich ein Zeuge ist, aber unserer Ansicht nach vielleicht ein bisschen weiter ... drinsteckt? Das nennt sich der Ich-Test. Man setzt sich mit denen hin und nimmt deren Aussage, schriftlich, diktiert, egal, und danach zählt und teilt man die Pronomen. Wenn eine junge Frau erschossen wird, und die Geschichte des Freundes besteht aus sechzehn Ichs und Meins, aber nur drei Ihrs und Sies - hat er vergeigt.«
Minette folgte seinem Blick auf ihren Ehering und schob die Hand unters Bein. »Was wollen Sie damit sagen - dass er mit drinsteckt?«
»Nein, überhaupt nicht.« Matty wurde rot. »Ich überlege nur, ob ...«
»Eine Frage«, unterbrach sie ihn. »Am ersten Tag, als ich unten im Hotel war, um Billy zu suchen ...«
«Ja?«
»Waren Sie da überhaupt mal in seinem Zimmer?«
«Ja, kurz.«
«War Elena da?«
«Ich glaube.«
»Wie waren sie da oben, er und Elena?«
«Wie meinen Sie?« Sie sah ihn nur an. »Ziemlich fertig.«
Sie sah ihn weiter an, doch niemals würde er zugeben, ihre Gedanken erraten zu haben. Offensichtlich begriff sie, denn sie ließ es auf sich beruhen. »Ist ja kaum zu toppen«, sagte sie mehr zu sich, und Matty wollte gerade irgendetwas antworten, als sie sich abrupt zu ihm umdrehte und sich vorbeugte - um ihn zu küssen, dachte Matty, aber ihre Tochter kam hinter ihm an. »Alles in Ordnung?« Minettes Stimme schwungvoll vor Nervosität.
»Ich hab die Kreditkarte benutzt«, sagte das Mädchen.
»Für...«
»Das hier.« Sie zeigte ihnen eine kleine gelbe Plakette: i like ike.
»Hat dreißig Dollar gekostet, aber der Typ hat mir noch eine dazu gegeben. Eine Variation des Themas, meinte er.« Dann zeigte sie ihnen die zweite: größer und weißer, ebenfalls mit i like ike drauf, aber einem Porträt von Tina Turner darunter.
Tristan saß immer noch die Straße runter vom Langenshield, als das Mädchen mit dem bandagierten Arm zurückkam und zu ihrer Mutter und einem Polizisten ging. Sie redeten eine Minute, dann langte der Polizist in seine Jacke, um ihnen beiden seine Karte zu geben, und ging dann alleine weg, die beiden anderen eine Minute darauf zusammen in die entgegengesetzte Richtung.
Er richtete sich unter dem Pizzeriafenster halb auf, um die 22er, die ihm ins Kreuz drückte, umzulagern, ließ sich dann erneut nieder und sah ein letztes Mal auf das, was er an diesem Nachmittag geschrieben hatte; es gefiel ihm ziemlich gut. Er wollte gerade wieder aufstehen, diesmal, um nach Hause zu gehen, hatte dann aber eine Eingebung, die er beim Schreiben mitflüsterte.
Tut mir manchmal leid
doch du weißt Bescheid
ich bin bereit
jederzeit für den Fight
Matty sah Minette und ihre Tochter, ins Gespräch vertieft, nordwärts die Houston Street hinaufgehen. In ihren beinahe identischen schmalen schwarzen Kleidern hätten sie von hinten als Schwestern durchgehen können, groß, wie sie beide waren, mit ihren breit geschwungenen Schultern wie Schwimmerinnen. Er folgte ihnen, bis der Verkehr sie geschluckt hatte, wandte sich dann nach Süden und hielt aufs Achte zu.
»Hallo«, ins Handy.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Yolonda.
»Was gelaufen?«
»Hast du sie schon flachgelegt?«
Matty legte auf.
Einen Block später kam er an Billy vorbei, der so reglos auf einem Treppenabsatz saß, dass Matty schon drei Häuser weiter war, bevor er ihn überhaupt
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