Cash
aber schon die Jukebox war ohrenbetäubend.
»Es ist...« Billy schloss wieder die Augen. »Es ist, okay, Eric, genehmige dir ein Weilchen, deine Wunden zu lecken, dann ...«
Beck schrieb wieder, von Billy beäugt. »Dann ...«, drängte der Reporter vorsichtig.
»Ich meine, dieser beschissene ...«
Billy stakste plötzlich ein paar Schritte davon und murmelte vor sich hin, die Fäuste geballt wie blutleere Keulen.
Beck bemühte sich, die Einzelheiten seiner Tirade festzuhalten, gab es jedoch bald auf. Er wusste, was hier gespielt wurde: Matty Clark hatte den Mann ganz bestimmt als Alibi vorgeschickt, und das arme Schwein war jetzt hin- und hergerissen zwischen dem ausgefeilten, vorgekauten Manuskript und der explosiven Galle, die in ihm hochblubberte.
Nun, er konnte entweder Matty helfen oder sich Seite drei sichern. Ein letztes Mal in seinem Leben seine Freundin zu vögeln war nicht mehr drin. »Mr Marcus«, sagte Beck, »sprechen Sie sich aus.«
Als die letzten Strahlen des Tages unter die Brücken rutschten, rang sich Matty auf seiner Terrasse endlich zu dem Anruf durch. »Wie ist es gelaufen?«, fragte er. »Haben sie sie getrennt?«
»Ja«, sagte seine Ex, »ich bin den ganzen Tag wie eine Flipperkugel von einem Gericht zum anderen.«
»Und?«
»Eddie ist unter Auflagen frei. Matty Junior sitzt noch.«
«Wegen?«
»Strafbarem Besitz von Marihuana. Mann, der Richter hat ihn ganz schön auseinandergenommen - Schande für seine Zunft, Vertrauen der Öffentlichkeit missbraucht, verachtenswert dies, verwerflich jenes.«
»Gut, freut mich zu hören. Und seine Kaution?«
»Fünfzigtausend.«
»Fünfzig?«
»Ich versuche jetzt, die zehn Prozent aufzubringen, mit dem Haus als Sicherheit.«
»Wieso du? Wo ist denn sein Geld hin, Mr Obermacker?«
»Dir wäre nicht zufällig danach, eine milde Gabe zu spenden, nicht wahr?«
»Bist du bekifft?«
»Frag ja nur.«
»Sag ja nur.«
»Na schön.«
Matty wollte gerade auflegen, dann legte er auf. Rief gleich noch mal an. »Hey, ich bins.«
«Was?«
»Ist der Andere da?«
«In seinem Zimmer.«
»Kannst du ihn bitte holen?«
Matty stand da und probte seinen Sermon, hörte die Schritte durch die Leitung. »Hallo?«
»Hey, wie geht's?«
«Okay.«
»Eine Frage, wann wirst du sechzehn?«
»Wann ich Geburtstag habe?«
»Bloß ... ich versuch dir zu helfen.«
»Du weißt nicht, wann ich Geburtstag habe?«
»Eddie, ich aste hier seit vierundzwanzig Stunden an etwas rum.« Matty geriet ins Schwimmen. »Ich kann nicht mehr geradeaus denken, okay?«
»Achtundzwanzigster Dezember, Herrgott.«
»Und dann wirst du sechzehn?«
»Jawohl, Dad«, trompetete Eddie wie eine Gans. »Dann bin ich sechzehn.«
»Okay. Hattest du heute Besuch?«
«Was?«
»Einen Freund deines Bruders, jemanden von der Arbeit.«
«Cyril war da.«
»Schön, dieser Cyril, was hat er dir gesagt? Was hat er dir aufgetragen?«
»Keine Ahnung.«
»Hat er dir gesagt, du sollst behaupten, dass das Gras dir gehört und dein Bruder nicht mal wusste, dass er so was im Auto hat? Hat er dir gesagt, wenn der Staatsanwalt von vornherein weiß, dass du das einer Jury erzählst, verschwendet der garantiert nicht seine Zeit damit, deinen Bruder anzuklagen?«
»Keine Ahnung.«
»Hat er dir gesagt, wenn du das nicht machst, verliert dein Bruder seine Marke und wandert vielleicht sogar in den Knast?«
«Ist ja so.«
»Und weil du erst fünfzehn bist, wird deine Akte im Dezember sowieso getilgt?«
»Stimmt ja, also was soll's?«
»Hat er zufällig auch erwähnt, dass du höchstwahrscheinlich drei Jahre Bewährung kriegst, einmal Scheiße bauen, bist du drin?«
»Na und?« Ein wenig unsicher. »Dann baue ich eben keine Scheiße.«
»Soll heißen, du verkaufst kein Gras mehr, oder du lässt dich nicht mehr erwischen?«
Noch ein winziges Zögern. »Kein Gras mehr verkaufen, Herrgott, was glaubst denn du?«
»Eddie, ich weiß, was du da machst, und das ist auch nobel von dir, aber mir passt die Vorstellung nicht, dass er damit fein raus ist und dir drei Jahre lang das Schwert über dem Kopf schwebt.«
»Und? Na und?« Die Stimme des Jungen schlug wieder hoch und runter auf dem Oszilloskop. »Glaubst du, ich schaff das nicht?«
»Ganz ehrlich?« Matty war auf einmal todmüde. »Keine Ahnung, ob du das schaffst oder nicht.«
»Tausend Dank, Dad.«
»Das sagt mehr über mich als über dich. Aber darum geht es hier nicht. Es ist... du wirst benutzt.«
»Nein, werde ich nicht! Ich rette
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