Cash
meinen Bruder vor dem Knast! Und im Übrigen?« Eddie schrie jetzt beinahe. »Hast du am sechsten Mai Geburtstag.«
Vor vier Stunden hatten sie sich im Keller das erste Mal geküsst, und obwohl das Restaurant den ganzen Abend voll war, holten sie sich unten etwa alle halbe Stunde die nächste Nase, gefolgt von hitzigen Zungen und stürmischen Händen, und jedes Mal gingen sie ein Stück weiter. Sie blieben nie länger als eine Minute weg, aber jedes Mal kehrte Eric mit einem brettharten Steifen in den voll besetzten Raum zurück.
Beim zweiten Abtauchen legte sie die flache Hand auf die Wölbung in seiner Hose. Beim nächsten Mal war er dran, nahm ihre Brustwarze in den Mund, ein langes, bedächtiges Saugen, und das Ding stellte sich gummihart auf und verschwand doppelt so groß wieder unter ihrem T-Shirt; sah aus wie ein Zylinder. Danach schob sie die Hand in seine Jeans, eisweiße Finger, die seine Eier streichelten. Und danach schob er seine Hand in ihre Hose, hinunter ins Lockendreieck, ihr Atem an seinem Hals.
Und mit jedem Mal, da sie, einander geflissentlich ignorierend, die Treppe wieder hochkamen, wirkte der Raum ein wenig aufgeladener. Aber er war voll da heute, Eric, hellwach, las die Menschen so fix wie eine Radarkanone - Sie an die Bar, Sie nach Hause, Sie hier lang, ein herzliches Willkommen für die Stammgäste, kurzes Schulterdrücken und Rückenstreichen für vorbeilaufende Kellner und Abräumer, alles gut? Bei ihm schon.
Als sie das letzte Mal hinuntergegangen waren, vor vielleicht einer Dreiviertelstunde, hatte sie den Reißverschluss runtergezogen, ihn rausgeholt, sich rübergebeugt und in den Mund genommen. Und jetzt war es elf, beim nächsten Abtauchen war es an ihm, den Einsatz zu erhöhen, Eric trunken vor Verheißung, vor Hoffnung. Er verstand nicht mehr, wieso er der Polizei gegenüber so störrisch gewesen war. So ängstlich. Einfach morgen früh hin und seine Pflicht tun. Erledigen und fertig. Dann schreiben, schauspielern, Yoga lernen, ausspannen, egal, leben.
Der Eingangsbereich war gerade mal frei, Eric sah, wie Türsteher Clarence eine hochgewachsene, rothaarige Kettenraucherin anmachte, dann kam dieser Post-Reporter Beck hereingekurvt, und Eric hatte selbst für diesen schlurfenden Geier ein halbes Lächeln übrig. »Guten Abend, Bar oder Tisch.« Er griff nach einer Speisekarte.
»Eigentlich würde ich mal ganz gern mit Ihnen sprechen.« Beck lächelte entschuldigend.
»Worüber?« Eric sank bereits der Mut. Er hörte die Wörter: Interview, Vater, feige, gewissenlos, unsäglich.
»Und ich möchte Ihnen fairerweise die Chance geben, Ihren Standpunkt zu erläutern, bevor hier die Klappe fällt, verstehen Sie?«
Eric stand da.
Als er sich schließlich zum Raum umdrehte, entkorkte Bree gerade am nächsten Zweiertisch eine Flasche Rotwein. Mit heller Erregung sah sie ihn an und fragte ihn stumm über die Köpfe der Gäste hinweg: Wollen wir?
In der winzigen, ansonsten menschenleeren Mangin Street gingen Lugo und Daley auf den BMW mit South-Carolina-Kennzeichen zu, der im Dunkel unter der Williamsburg Bridge stand; jedes Fahrzeug, das über sie hinwegfuhr, kündigte sich mit einem ratternden Rumpeln an.
Der Fahrer, ein Schwarzer im blauen Hemd, kurbelte das Fenster herunter, bevor die Polizisten bei ihm ankamen, und betrachtete Lugo und seine Taschenlampe mit nüchternem Langmut, eine schicksalsergebene Spannung in den Mundwinkeln. Die junge Frau auf dem Beifahrersitz verschränkte langsam die Arme über der Brust und murmelte: »Hab ich's dir nicht gesagt?«
Lugo sah von einer zum anderen und lächelte. »Hat hier grad jemand eine Wette gewonnen?«
*
Eric kam am nächsten Tag eine Stunde zu spät zur Arbeit, die Augen brüchig wie gesplitterte Murmeln.
Seite drei:
Hatte Eric einen schweren Tag? Vielleicht, aber wissen Sie, wer einen richtig schweren Tag hatte? Mein Sohn. Mein Sohn Ike hatte den ultimativen Tag. Man hat Ihnen Unrecht getan, Eric, zweifellos. Also lecken Sie Ihre Wunden und zeigen sich dann. Sonst ist es feige, es ist gewissenlos, es ist unsäglich.
Heute wäre er zu ihnen gegangen. Hätte seinen Anwalt gefeuert und Farbe bekannt. Gestern Abend hatte ihn die Frau mit den irischen Augen, diese Verheißung, an seinem eigenen monumentalen NEIN vorbeigeschleust, an dem Schrecken dieses fensterlosen Raums, an seinem hoffnungslosen, trostlosen Entschluss zu fliehen, aber es war, als hätten sie darauf gewartet, darauf, dass sich sein
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