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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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flüsterte ihr eindringlich ins Ohr: »Kann ich mit Ihnen alleine fahren? Nur diese Strecke.«
    »Warum?«
    »Oder zu Fuß, das ist mir egal.«
    «Aber warum?«
    »Ich muss Ihnen was sagen.« Seine Augen waren so rot, als käme er gerade von einem Brand.
    Um Cash nicht zu beschämen, setzte sich Matty in Bewegung, als hätte er von Anfang an vorgehabt, zu Fuß zu gehen. »Wir sehen uns drüben«, sagte er handwedelnd.
    Bevor Yolonda den Schlüssel ins Zündschloss stecken konnte, legte Eric los. »Ich bin nicht so, wie Sie denken, das wollte ich Ihnen sagen.«
    »Ich denke, Sie standen unter Druck.« Yolonda fuhr raus. »Ich war eine Laus.«
    »Was meinen Sie damit?« Yolonda fuhr einen Umweg, um ihm mehr Zeit einzuräumen.
    »Sie haben mich an dem Tag in eine Laus verwandelt.«
    »Na ja, Matty wollte den Jackpot knacken, als er Sie so zugekübelt hat, aber Sie müssen auch verstehen ...« Sie winkte einem Streifenwagen.
    »Nein.« Erics Stimme fing an zu zittern. »Sie haben das gemacht. Mit dieser einen Frage.«
    Yolonda wandte sich zu ihm.
    »Sie haben mich gefragt, wieso, wieso, nachdem ich Ihnen einen Tag lang erzählt hatte, was passiert war, stundenlang rekapituliert und wiederholt und noch mal vergegenwärtigt und noch mal, wieso ich nicht ein einziges Mal gefragt habe, wie es Ike geht oder ob er überhaupt noch lebt.«
    »Wow.«
    Drei Blocks vom Tatort entfernt fuhr sie ran und schaltete in Parkposition. Das konnte dauern.
    »Und ich hatte ja auch nicht gefragt. Weil ich solche Angst vor Ihnen beiden hatte in diesem Raum, ich war so beschäftigt damit, zu überleben, da war es mir entfallen. Können Sie sich das vorstellen? So zu werden? Welcher Mensch blendet einfach das Leben eines anderen Menschen aus? Wirft die grundlegendste ... Bloß ein paar Stunden mit Ihnen beiden, und ich wurde zur Laus. Aber ich wurde dazu, verstehen Sie? Ohne mich hätten Sie das nicht geschafft, Sie haben es bloß rausgekitzelt. Ich meine, was der Schütze angefangen hat, das haben Sie zu Ende gebracht, aber es war schon in mir, verstehen Sie? Verstehen Sie das?«
    «Hm.«
    »Als Sie mir dann am Ende die Handschellen angelegt haben? Das war gar nichts. Eine Kleinigkeit. Drei Stunden, drei Jahre, in dem Moment passte es.«
    »Ja«, sagte Yolonda, »es tut mir leid.«
    »Okay.«
    »Ich bin so viel besser als alles, was ich je getan habe.«
    »Ist angekommen.«
    »Ich möchte, dass Sie das wissen.«
    »Jawohl.«
    »Ich möchte es selber wissen.«
    »Sie sollten nicht so streng mit sich sein, wissen Sie?«
    Eric weinte in seine Hände.
    »Sie sind ein guter Mensch, okay?« Und fädelte sich wieder in den Verkehr.
     
    Matty wartete vor der 27 auf sie, vom Schrein war nur noch Willie Bosket geblieben, der sie aus zerfleddertem, verwehtem Zeitungspapier anfunkelte, als würde er hinter seinem eigenen Bild hervorlugen. Als sie ausstiegen, sah Matty Yolonda an: Was war denn? Yolonda zuckte mit den Schultern.
     
    »Er hat das nicht mit Absicht getan«, sagte Eric, als sie noch keine Minute dort standen. »Wer.«
    »Der Typ mit der Waffe.«
    Matty und Yolonda sahen einander an, Eric war in seine Erinnerung abgedriftet. »Der Typ mit der 22er. Ike ist auf ihn zu, und er hat abgedrückt. Dann hat er sich so vorgebeugt« - Eric fiel einen Schritt nach vorn - »>Oh!< oder >Oh, Scheiße!< Der andere, unbewaffnete packt seinen Partner und sagt: >Los!<, und weg waren sie.«
    »Welche Richtung.«
    »Downtown.«
    »Eric, ich will Ihnen nichts reinwürgen, aber ursprünglich hatten Sie mal Osten gesagt.«
    «Nein. Downtown.« Also Lemlich.
    »Der Typ mit der 22er sagt >Oh<. Der andere sagt >Los<, und weg waren sie.«
    »Haben sie noch was gesagt?«
    «Nein. Ich weiß ... nein.«
    »Der Täter beugt sich vor nach dem Schuss, wird sein Gesicht da angestrahlt?«
    »Vielleicht, ich weiß ...«
    »Schließen Sie die Augen und sehen Sie es sich an.«
    «Ein Wolf. Ich weiß, das habe ich vorher gesagt, aber ...«
    «Haar?«
    »Kinnbart. Das habe ich vom Ersten auch gesagt. Ziemlich sicher Kinnbart.«
    «Frisur?«
    »Kurz, eher kurz.«
    »Glatt, lockig, Afro ...«
    »Kein Afro, aber lockig, ich weiß ...«
    »Augen?«
    »Ich weiß ... Ich wollte ihn nicht so angucken - in die Augen ...«
    »Tut man manchmal trotzdem, ohne es zu wollen.«
    »Nein.«
    »Narben?«
    »Ich weiß ...«
    »Wie alt.«
    »Knapp unter zwanzig? Eben drüber? Tut mir leid - die Waffe, da achtet man auf sonst nichts.«
    «Natürlich.«
    »Moment. Vielleicht doch eine Narbe.«
    «Was

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