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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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haben uns noch immer nicht erzählt, wer Sie so zugerichtet hat.«
    »Bloß, nein ...« Eric reckte das Kinn zur Fotokartei. »Weiter.«
    Matty wanderte zu seinem Schreibtisch zurück und notierte sich, Hammerhead Barnes für eine Gegenüberstellung vorzuladen, wobei es nicht leicht sein würde, fünf ähnliche Typen mit derart verqueren Guckern zu finden.
    »Wollen Sie Ihren Augen eine Pause gönnen?«, bot Yolonda an.
    Eric löste den Blick nicht mal vom Bildschirm, um ihr zu antworten. »Eigentlich nicht.«
    In der darauf folgenden Stunde sah Yolonda wiederholt Matty an, bis er ihr endlich freie Fahrt für die Wahrheitsstrecke gab. Zehn Minuten später war sie durch, der Monitor schwarz, und Yolonda drehte Erics Stuhl zu sich um. »Eric, das war's für heute.«
    »Warum?«
    »Sie hängen durch.«
    »Nein.«
    »Wir wissen Ihre Hilfsbereitschaft zu schätzen, aber Sie sind fertig. Wir können hier morgen weitermachen.«
    »Ich kapier's nicht, wochenlang rücken Sie mir auf die Pelle, und wenn ich endlich da bin, schicken Sie mich nach Hause?«
    »Wir wollen Ihnen mal was zeigen.« Yolonda holte eine Fotostrecke auf den Bildschirm und lehnte sich dann zurück, beobachtete Eric mit der Hand über dem Mund, eine Geste, die ihre Augen noch stärker zum Ausdruck brachte.
    Als die sechs Gesichter der Wahrheitsstrecke auftauchten, fuhr Eric verwirrt zurück.
    »Soll das ein Witz sein?« Auf dem Monitor waren Bilder, die wie Täterfotos geschnitten waren, jedoch Jay-Z zeigten, John Leguizamo, Antonio Banderas, Huey Newton, Jermaine Jackson und Marc Anthony. »Was ist das?«
    »Das ist eine Strecke, die Sie sich vor fünf Minuten angesehen haben.«
    »Was? Nein.«
    «Doch.«
    »Das ist das Rassistischste, was ich je gesehen habe«, sagte er verzweifelt.
    »Aber nicht doch«, entgegnete sie sanft, »einen Weißen haben wir auch dabei.«
    »Eric, gehen Sie nach Hause«, sagte Matty, »wir machen hier morgen weiter.«
     
    »Darf ich was sagen?« Zehn Minuten, nachdem Eric gegangen war, saß Matty bei Yolonda auf dem Schreibtisch. »Ich glaube, der Mann hat von Anfang an die Wahrheit gesagt, mehr, als ihm bewusst ist. Ich glaube, der hat null gesehen, und ich sag dir noch was: Wenn wir jemals das Glück haben sollten, diesen Kerl hochzunehmen? Nie im Leben kommt Cash auch nur in die Nähe einer Gegenüberstellung, der versaut uns die ganze Geschichte mit einer falschen ID.« Matty klopfte auf den blanken Bildschirm. »Ich meine es ernst, Yoli, der Kerl ist nutzlos.«
     
    Wegen der verdammten Regenverzögerung mitten im Spiel in Boston waren sie um Viertel vor zehn nicht in der unteren Hälfte des neunten, sondern erst in der oberen des sechsten Innings. Aber sechstes oder neuntes, genug Zeit vor der Glotze war verstrichen, dass sein ExStiefvater auch so hinüber sein musste, und als Tristan um die Ecke der Schlafzimmertür linste, sah er, dass der Mann die Augen geschlossen hatte. Aber etwas an ihm, die glatten Lider, der ungewöhnlich geräuschlose Schlaf, weckte in Tristan den Verdacht, dass er nur so tat, als ob, und darauf wartete, dass Tristan die Gefahrenzone zwischen Sessel und Fernseher zur Haustür durchquerte, ja auf diesen Augenblick wartete, seit Tristan ihn vor über einer Woche vermöbelt hatte, und diese neue Taktik machte ihn so panisch, dass er sich seinem ausgeboxten Triumph zum Trotz nicht zu diesem Schritt durchringen konnte und in seinem Zimmer ausharrte, bis im achten Inning das Schnarchen einsetzte. Als Tristan um halb elf endlich unten ankam, war Big Bird mit der ganzen Truppe zur Party in der Bronx aufgebrochen, und die Straßen waren tot.
     
    Matty telefonierte mit einem Hörensagen-Anrufer aus dem zu bearbeitenden Stapel, einem älteren Schwarzen, Besitzer eines Süßwarenladens in Brooklyn, der gehört haben wollte, wie ein Mädchen am Morgen über die Belohnung sprach, wie sehr sie in Versuchung sei wegen ihres Kindes, dass es sich aber nicht lohne, wenn man daran glaube, dass einen so was immer einholt. »Kennen Sie sie?«
    »Ich kenne ihre Stimme«, sagte der Mann. »Können Sie sie beschreiben?«
    »Tief, was ich Karamelltönung nennen würde, puertoricanischer Akzent, hat sich mit einer Afroamerikanerin mit Zahnspange unterhalten, die sabschige Speicheltöne von sich gab.«
    Matty schloss die Augen, legte ein Dreisekundennickerchen ein.
    »Und jetzt noch mal zu ihrem Aussehen?«
    »Die Puerto-Ricanerin klang zierlich, die Schwarze übergewichtig.«
    «Klang?«
    »Mein Sohn, ich bin

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