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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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hausgemachten Steaklippe zu tun, was bedeutete, sie mussten nach White Plains fahren und sich mit der dortigen Polizei in Verbindung setzen, um ein Steaklippenbild zu bekommen und eine Vorlage für die drei Anrufer, damit alle auf dem gleichen Stand waren und einig, von welcher Steaklippe hier überhaupt die Rede war; in dem Moment spazierte Eric Cash zur Tür herein, und alles war wieder offen.
    Er ging direkt auf Mattys Schreibtisch zu. »Was kann ich tun?«
    »Wo ist ihr Anwalt?«, fragte Matty ruhig.
    »Vergessen Sie meinen Anwalt.«
    »Was ist Ihnen denn zugestoßen?«
    Das Gesicht des Mannes war völlig verwüstet. »Bitte, sagen Sie mir einfach, was ich tun soll.«
     
    Der erste Schritt bestand darin, ihm ihre Steckbriefe zu zeigen, die naheliegendsten, und der Mann sah sich begierig alle fünfundzwanzig Gesichter an, als suchte er nach der Liebe, allerdings vergeblich, was niemanden überraschte.
    »Okay, passen Sie auf.« Matty hockte auf der Ecke des Schreibtischs vom Lieutenant. »Sie müssen uns jetzt vor allen Dingen noch mal durch die Nacht geleiten.«
    »Hab ich doch schon.«
    »Okay, aber diesmal?« Yolonda rutschte näher an ihn heran. »Und es ist mir peinlich, das zuzugeben, aber diesmal hören wir anders zu.«
     
    Zwei Stunden lang ließen sie Eric jeden Augenblick dieser Nacht Revue passieren: jede Bar, jede Begegnung, jede Unterhaltung mit Dritten, und als sie zur letzten und endgültigen Begegnung kamen, war das Detailverlangen quälend unersättlich. In welchem Winkel hatten sie sich der Eldridge Street 27 genähert, sie selbst, die Schützen, wie hell war es, wer stand wo, wer stand vor wem, das kleinste bisschen Erinnerung an Gesichtszüge, Körperhaltungen, Frisuren, Kleidung, das kleinste bisschen Erinnerung an Worte, ihre eigenen, die der Schützen, in welcher Reihenfolge. Er sagte dies, dann sagte Ike das, dann sagte er jenes? Denn beim ersten Mal haben Sie uns erzählt ... Auf jede Ungereimtheit in Erics Bericht wurde so sanft wie nur möglich hingewiesen mit der Versicherung, er sei jetzt ein heiliger Zeuge, kein Verdächtiger. Dann lassen Sie uns jetzt zum Licht zurückkehren, in welchem Winkel schien es und auf wen, und die Waffe; Verzeihung, nur noch ein Mal, woher wissen Sie, dass es sich um eine 22er handelte? Dann Fluchtmuster, wohin rannten sie, sind sie zusammen weg, oder haben sie sich aufgeteilt, rannten sie oder gingen sie, irgendwelche Dritte, irgendwelche Fahrzeuge, irgendwelche weiteren Menschen auf der Straße ... Zwei Stunden, und nicht mehr, als er ihnen beim ersten Mal geliefert hatte; alle drei wirkten am Ende wie ausgewrungen.
    »Schön.« Matty reckte sich. »Ich glaube, ich würde jetzt gern noch mal die Skizze ansehen, die Sie uns angefertigt haben.«
    »Ich muss Ihnen sagen« - Eric massierte behutsam seinen gebrochenen Wangenknochen - »ich kann ihn besser erkennen als erschaffen.«
    »Trotzdem«, sagte Matty. »Wollen Sie erstmal was essen?«
    »Gehen wir's einfach an.« Eric legte den Kopf in die Beuge seiner verschränkten Arme. Yolonda kam, um ihm die Schultern zu massieren. »Mein Gott«, sagte sie, »als hätten Sie da Golfbälle drunter.«
     
    Als der Polizeizeichner zwei Stunden später mit einem kaum veränderten Porträt in der Hand die Tür zum Büro des Lieutenant schloss, sah Matty Yolonda mit teilnahmsloser Enttäuschung an und legte, ganz untypisch, eine tröstende Hand auf den trüben, plattgeprügelten Zeugen. »Okay, Eric, wir bedanken uns, dass Sie gekommen sind. Ich weiß, wir haben es Ihnen nicht gerade leichtgemacht.«
    «War's das?«
    »Das war schon viel«, sagte Yolonda. »Wir können morgen anknüpfen.«
    »Vielleicht sollten wir noch mal zum Tatort«, schlug Eric vor. »Ich habe nichts dagegen, vielleicht löst es etwas aus.«
    »Erzählen Sie uns gerade, wir wir unsere Arbeit zu machen haben?«, fragte Yolonda freundlich.
    »Nein, nein, nein.« Eric streckte die Hand nach ihr aus. »Das war nur ein Vorschlag.«
    »Eric«, sagte Matty, »sie scherzt.«
    »Sie was?«
    »Zur Auflockerung«, sagte Yolonda. »Sie wollen hin? Gehen wir.«
     
    Es dauerte zwanzig Minuten, den Autoschlüssel zu finden, der nicht an seinem angestammten Platz hing, dann noch mal zwanzig Minuten, um das Auto zu finden, das nicht an seinem angestammten Platz stand. Zu Fuß dauerte es zehn Minuten von der Wache zur Eldridge Street 27, aber von seltenen Ausnahmen abgesehen, lief keiner dorthin.
    Als Yolonda die Fahrertür aufschloss, trat Eric zu ihr und

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