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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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viel Uhr ungefähr?«
    »Halb neun, Viertel vor? Sie hatten im Hinterzimmer eine Art Open-mike-Veranstaltung laufen. Ich gehe da rein und sehe Ike auf dem Podium, der gerade liest.«
    »Laut?«, fragte Yolonda.
    Eric sah sie an. »Dazu ist das Mikro da.«
    »Was hat er denn gelesen?«
    »War wohl ein Gedicht, weil er diese Betonung drauf hatte, also, wo man jedes Wort ausspricht, als wollte man es prügeln?«
    »Okay.« Matty registrierte den veränderten Ton.
    »Ich habe mich ein bisschen umgesehen und bin dann vorne an die Bar, um was zu trinken, und eine halbe Stunde später gibt es großen Applaus, und alle kommen aus dem Hinterzimmer. Ike sieht mich an der Bar, sagt, er geht mit seinem Kumpel rüber ins Congee Palace essen und ob ich mitkommen will.«
    »Sie sind also befreundet?«
    »Ike und ich? Nein, das habe ich doch schon gesagt. Wir arbeiten nur im selben Laden.«
    »Also waren Sie noch nie zusammen weg?«, fragte Matty. »Nein ... Aber ich bin mitgegangen, das waren also er, ich und dieser Steve, der von gestern Abend.« Eric stockte, sein Kiefer mahlte. »Was ist?«, fragte Yolonda. »Nichts.«
    «Und ...«
    »Und ... Wir gehen ins Congee in die Allen Street.« Eric zögerte, mahlte wieder mit dem Kiefer. »Ich meine, der Typ war schon bei der Lesung halb hinüber. Und wer bestellt denn bitteschön in einem chinesischen Restaurant Mojitos?«
    »Sie meinen Ike?«
    »Nein, Steve ... Stevie.« Die Erschöpfung führte jetzt, wie es so oft passierte, zu einer schludrigen, murrigen Offenheit. »Und jetzt, wie viel Uhr ungefähr?«
    «Etwa halb zehn.«
    »Worüber haben Sie sich denn unterhalten?«
    »Ich? Ich habe nicht viel gesagt. Aber die beiden hatten jede Menge Eisen im Feuer, also, Steve hatte gerade einen Rückruf bekommen wegen einem Film, ja? Sein erster Rückruf, im Prinzip also nächste Station Oscarverleihung, und dann ist Ike dran, der startet irgendso eine Online-Literaturzeitschrift, sammelt Geld für eine Dokumentation, wir schreiben alle zusammen ein Drehbuch, la-la, la-la, der übliche Scheiß.« Matty und Yolonda nickten bedächtig, wollten den Fluss nicht aufhalten.
    »Hatte irgendwer mit wem Probleme?«
    »Sie meinen miteinander?«
    »Die beiden, Sie, jemand anders ...«
    Eric zögerte. »Nein.«
    »Was war das?« Yolonda lächelte.
    »Was war was«, fragte er. »Das geht mir nur so unendlich auf den Sack, dass hier jeder immer wer weiß was für Pläne hat.«
    «Klar.«
    »Ich hab ja auch welche, ich mache nur nicht...«
    »Nicht...«
    Eric hielt eine Hand hoch, wandte das Profil zum Tisch. »Wo sind Sie als Nächstes hin?«
    »Als Nächstes?« Erics Stimme flammte plötzlich auf vor Wut. »Steve, weil er noch nicht ganz abgefüllt genug war, hat uns in so eine hochgeheime Bar in der Chrystie Street mitgenommen. Eigentlich braucht man eine Reservierung, aber wenn man dort unten auch nur entfernt einen Namen hat, lassen sie einen rein. Ich hätte nicht gedacht, dass einer von ihnen überhaupt schon mal davon gehört hat.«
    »Und wie lief das?« Matty rechnete sich aus, dass sie vor Beginn seiner Schicht schon wieder gegangen waren.
    »Also, die beiden haben sich Absinth reingekippt und mir einen kleinen Vortrag gehalten von wegen, echter Absinth kommt nur aus der Tschechoslowakei, und auch wenn er aus der Tschechoslowakei kommt, muss Wermut drin sein oder Schwermut oder was auch immer ...«
    »Klingt, als hätten Sie sich nicht so recht amüsiert mit den beiden«, sagte Yolonda.
    »Weiß nicht. Manchmal kriegt man das Gefühl, dass alle, die man hier unten kennt, im selben Kreativcamp waren.« Mit feuchten Augen starrte er auf seine Hände, fügte dann wie beschämt hinzu: »Ike war in Ordnung.«
    »Die hochgeheime Bar war dann um welche Uhrzeit?«, fragte sie. »Wir waren wohl um elf herum draußen.«
    «Und haben sich noch alle vertragen?«
    »Ja, schon. Ich habe Ihnen, glaube ich, schon erzählt, dass die beiden vor drei Monaten oder so zusammen ihren MFA gemacht haben, und jetzt erzählt Steve die ganze Nacht, >Ich ziehe nicht nach L.A., Mann, L. A. ist das Letzte, New York ernährt mich, nährt meine Seele, wenn die mich wollen, sollen sie herkommen, und ich mach auch nicht diese Studioscheiße<. Ike dann, >Und ich schreib keine<. Dann eins, zwei, drei, alle zusammen: >Eher verhunger ich, Alter<. Ich meine, wie alt sind die beiden, zwei? Heiliger, einen beschissenen Rückruf hat der gekriegt. Haben Sie eine Ahnung, wie viele ...«
    Im Raum herrschte einen Moment Stille. Yolonda

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