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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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nicht.«
    Matty kannte ihren Nachnamen auch nicht. Das Grouchie war eine Bullenbar, eines der wenigen Lokale an der Lower East Side, wo man das Gefühl hatte, in Queens zu trinken.
    »Sie hat eine Tätowierung«, fügte Eric widerwillig hinzu. »Eine Comicfigur. Einer der sieben Zwerge vielleicht? Weiß nicht genau.«
    »Wo denn?«, fragte Yolonda.
    Er zögerte. »Am Bein, auf der Innenseite.«
    »Auf der Innenseite ihres Beins. Sie meinen ihren Oberschenkel?«
    «Da in der Gegend ...« Er wandte den Blick ab. »Eric«, sagte Yolonda, »Sie wissen, dass sie >da in der Gegend< Happy oder Hatschi sitzen hat, und kennen ihren Namen nicht?«
    «Ich sagte doch, Sarah irgendwas.«
    «Eric.« Yolondas trauriges Schmunzeln. »Was.«
    »Was«, äffte sie ihn sanft nach.
    »Ein einziges Mal.« Er zuckte die Schultern. »Und das ist über ein Jahr her.«
    »Sie klingen wie mein Mann.«
    »Was wollen Sie denn hören.« Er sah auf einmal zerschlagen aus.
    Matty erinnerte sich jetzt an sie: Sie hatte genau genommen alle sieben Zwerge, die sich, wie er in jener Nacht, pfeifend ihr Bein emporarbeiteten.
    »Hinterher, als Sie wieder zu dritt waren, stand da irgendwas zwischen Ihnen, weil er mit ihr zusammen gewesen war?«, fragte Matty.
    »Zwischen wem, mir und Ike? Nein. Er kennt mich doch gar nicht. Und warum sollte ich so was über mich erzählen? Zur Demütigung?«
    »Also hat er kein Wort darüber verloren. Vielleicht seinem blöden Kumpel gegenüber, Steve. Sie wissen schon, um anzugeben, sich das Maul zu zerreißen, ohne zu wissen, dass Sie und die Frau ...«
    »Nein, aber selbst wenn, wozu soll das wichtig sein?«

    Sie legten ein kurzes Schweigen ein, ein kleiner Test, ob er kapierte, worauf das Ganze hinauslief.
    »Wann haben Sie das Cry verlassen?«, fragte sie schließlich.
    »Ich weiß nicht, ob Sie mich gehört haben.« Eine Spur der nervösen Wachsamkeit aus der ersten Runde kehrte in Erics Augen zurück. »Wozu soll das wichtig sein?«
    Matty sah blitzschnell Yolonda an, die mit Blick auf die Tischplatte rasch den Kopf schüttelte; so früh sollten sie nicht riskieren, dass er sich einen Anwalt holte.
    »Wir versuchen bloß, uns ein Bild von seinem Charakter zu machen«, sagte Matty, »herauszufinden, ob er so einer war, der Leuten gegen den Strich ging.«
    »Wann haben Sie das Cry verlassen?«
    »Meinen Sie eigentlich, ich habe nach jedem Drink auf die Uhr geguckt?«, fragte Eric mürrisch, aber einlenkend, als wäre er noch nicht ganz bereit, seinem Argwohn über den Verlauf des Gesprächs nachzugeben.
    »Was meinen Sie denn, wie lange Sie dort waren?«, fragte Matty. »Ich weiß nur, dass wir pünktlich zur letzten Bestellung im Berkmann ankamen, es muss also zwei, halb drei gewesen sein.«
    «Das heißt, drei Blocks zu Fuß?«
    »Drei Blocks auf allen vieren. Obwohl« - er legte die Handflächen ans Gesicht - »ich war bis dahin schon wieder nüchtern und Ike auch, glaube ich. Und im Berkmann habe ich nichts getrunken. Ich mag nicht privat hingehen, wo ich arbeite, und ganz bestimmt wollte ich an meinem Arbeitsplatz nicht mit irgendso einem torkelnden Suffkopp aufkreuzen, aber Ike hat ihn irgendwie aufgerichtet, es lag auf dem Weg, sie haben einen Absacker getrunken, und das war's. Als wir dort weg sind, wollten wir ihn nur noch nach Hause in die Eldridge bringen und dann jeder seines Weges ziehen, aber das ist ja ...«
    Sie warteten.
    »Also«, sagte Eric schließlich, seine Augen glänzten auf einmal wie geliert. »Mag sein, dass ich Alkoholiker bin, aber ich setze mich nicht vor anderen Leuten außer Gefecht. Ich benehme mich nicht daneben oder, oder falle anderen zur Last. Solche Leute ... die veranstalten totales Chaos, und dann gehen sie nach Hause. Dann bringt sie jemand nach Hause. Wichser.« Erics Stimme zog sich hinter die Zähne zurück und kam als leidenschaftliches Gurgeln wieder hervor. »Den Schuss, den hätte er verdient gehabt.«
    Matty und Yolonda richteten sich auf.
    Es klopfte wieder, die Polizisten horchten, Eric merkte nichts. »Und wissen Sie was?« Eine wutverzerrte, tränenglänzende Grimasse.
    Yolonda und Matty warteten, das Blut sauste ihnen in den Adern, bis es so beharrlich klopfte, dass Eric doch abgelenkt wurde und der Moment verpuffte.
    »Was, Eric.« Yolonda versuchte es trotzdem.
    »Wenn der heute aufwacht«, sagte Eric zur Tischplatte, »weiß der gar nicht, was passiert ist. Keine Erinnerung, keine Bilder ... Keinen dreckigen Schimmer.«
     
    Matty riss die Tür fast aus den

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