Cash
auf der anderen Straßenseite die Fahrertür eines Mini Cooper auf, und Mayer Beck, der klumpfüßige junge Reporter der New York Post, schälte sich mit einem verlegenen Grinsen, das andeuten sollte, er sei eigentlich gar nicht da, aus dem Auto. Becks Verlegenheit war schmerzhaft offensichtlich, während er sich vor Publikum über die Pitt Street zur Rampe schlängelte. Matty sah weg, um ihm die Peinlichkeit zu ersparen, und schüttelte den Kopf, als hätte er die Schnauze voll von diesen Mediengeiern. Eigentlich konnte er den Jungen ganz gut leiden.
»Kein Kommentar, stimmt's?«, sagte Beck, als er seine Football-Kippa zurechtschob. »Sang- und klanglos auslaufen lassen?«
»Durchaus nicht«, antwortete Matty. »Ich habe sogar einen exklusiven Tipp: Colin Farrell war's.«
»Entschuldigung.« Beck lächelte schwach. »Im Ernst, können Sie reden?«
Matty schnippte die Kippe in den Rinnstein. »Man sieht sich, Mayer«, und drehte sich um.
»Sicher?« Das Spiegelbild des Reporters fing sich in der Glastür. »Letzte Chance.«
Es war zehn Uhr abends, und Eric versteckte sich wieder, diesmal in seiner letzten Zufluchtsstätte, dem modrigen Kohlenkeller, ehemaligen Kohlenkeller, der wie ein Grabgewölbe zwei Stockwerke unter dem Cafe Berkmann lag. Das spärliche Licht von den vier über den erdigen Boden verstreuten Glühlampen beleuchtete sowohl eine lange, unregelmäßige Ziegelmauerung, wie man sie in dieser Stadt seit dem Bürgerkrieg nicht mehr gesehen hatte, und die vier klobigen Herdstellen, die wie monolithische Brennöfen in je einer Ecke standen, Wärmequelle und Licht für jene, die einst hier unten gehaust hatten und von denen jetzt nur noch die Namen und die jiddischen Sätze übrig waren, die in teils lateinischen, teil hebräischen Lettern in die auf Armeslänge entfernten geschwärzten Stützbalken eingeritzt waren.
Oben war das Cafe Berkmann in vollem Gange, waren Bar und Tisehe mit der üblichen dreißigprozentigen Überbuchung und dem unvorhersehbaren Laufpublikum, das zur Tür herausquoll, dicht besetzt. Wenn der Laden derart brummte, lief es meistens glatter, als wenn er halb leer war, das hatte Trubel so an sich, dass er Menschen dazu veranlasste, auf Autopilot zu schalten und zu tun, wozu man sie angestellt hatte; keine Aussetzer, keine Ablenkung, kein Tran. Wer guten Service will, soll in ein volles Restaurant gehen, pflegte Steele zu sagen, aber so, wie Eric Cash heute Abend die Chose schmiss, war der Raum die reinste Hölle. Er spürte selbst, wie er eine Kettenreaktion von Muffigkeit und Pannen auslöste, die sich von der Tür über die Tische bis zur Küche erstreckte, angefangen bei den Gästen, die Eric persönlich den ganzen Abend über in Scheißlaune versetzte, indem er sie zum Tisch führte, als sei das nicht seine Aufgabe, ihnen die Speisekarten hinknallte und dann die kalte Schulter zeigte, so dass der ahnungslose Kellner zur dankbaren Zielscheibe wurde, den Kellnern des Weiteren eins auswischte, indem er gelegentlich selbst eine Bestellung entgegennahm und ihnen auf ihrem Weg zum Tisch wortlos überreichte, als wären sie zu langsam zum Leben, dasselbe mit den Abräumern abzog, indem er die Tische selbst leerte, Klagen der Mitarbeiter über Staus in der Küche und falsche Bestellungen, über meckernde Gäste und mickriges Trinkgeld missachtete.
Und der Barkeeper, den Steele als Ersatz für Ike Marcus eingestellt hatte, machte ihn von Anfang an wahnsinnig. Wann immer Eric hinübersah, stellte er dieselbe beschissene Haltung zur Schau - eine versteinerte Miene und eine Herablassung, als meinte der Typ allen Ernstes, er sei der einzige Angestellte hier, der nach Höherem strebte. So sprach er mit den Gästen, als müsste er sich jedes Wort aus den Rippen schneiden, und wenn gerade Flaute war, vertiefte er sich in die Betrachtung seiner Fingernägel...
Die Schicht zu übernehmen war Steeles Vorschlag gewesen, gleich zurück in den Sattel, und zu Erics Verteidigung musste gesagt werden, dass er sich Mühe gab: Den ganzen Abend war er versucht gewesen, sich abzusetzen und wieder einzukriegen, die Frage war nur immer, wohin, wohin, er konnte ja nicht wirklich weg, und bei den Toiletten war er schon unter dem Vorwand gewesen, das Klopapier nachzufüllen und die Papierhandtücher und die Flüssigseife, er war auch schon im Treppenhaus gewesen, um die aufgestapelten Reservestühle zu überprüfen, als neigten Stühle dazu, sich selbstständig aus dem Staub zu machen, war im
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