Cash
Lebensqualitätstaxi schoss am großen Panoramafenster auf der Norfolk Street vorbei. Eric schluckte die aufwallende Panik hinunter, als der träge Schein seines Blaulichts flüchtig über das zarte Gesicht der neuen Kellnerin spielte.
Mochte stimmen ...
»Na gut, tausch mit Arnos.« Er musste den Blick abwenden.
Eric sah, wie Bree zum Tresen ging, ein Tablett mit Martinis an sich nahm und kurz mit Arnos sprach, der Eric durch den Raum hinweg anglotzte, als sei dieser nicht ganz dicht, worauf Eric ihm bedeutete, es einfach zu tun, und so für noch mehr gute Laune sorgte, drehte sich um und stieß förmlich mit einer ihm bekannten Nase zusammen, über der eine leuchtend grüne Kippa thronte.
»Eine Person?«
»Eine Person.«
»Eigentlich ist alles voll, wollen Sie an der Bar essen?«
«Gern.« Er lächelte Eric an, als wüsste er etwas Köstliches. »Und, wie schlagen Sie sich, Mann?«
»Schlagen?« Eric war völlig verwirrt, dann: »Ach, Scheiße, nein.«
«Nein?«
»Kein Kommentar.«
»Nein, ich wollte ... Das muss die Hölle für Sie gewesen sein.«
«Wollen Sie an der Bar bestellen oder nicht?«
«Natürlich, ich wollte nur ... Ich kenne Sie, ich bin hier aus der Gegend.«
»Das halbe Land ist aus dieser Gegend.«
»Auch wieder wahr«, räumte Beck ein, nahm sich einen Barhocker, tuschte sachte einen nervösen Trommelwirbel auf die Theke und gab dann dem neuen Barkeeper ein Zeichen. Der taxierte ihn zunächst nur und trocknete weiter Weingläser ab, bevor er sich einen Weg zu ihm bahnte, als watete er barfuß durch Glasscherben.
Da flippte Eric aus, warf sich förmlich über den verzinkten Tresen. »Kann ich dich mal eben sprechen?«
»Eine Minute, ja«, sagte der Barkeeper, als hätte Eric sich vorgedrängelt. Stattdessen kam Cleveland, der andere Barkeeper, der mit den Dreadlocks, zu Eric: »Was kann ich bringen, Boss?«
Eric wedelte ihn weg. »Du.« Er zeigte auf den Neuen, der dem Reporter gerade ein Bier zapfte. »Jetzt.«
»Darf ich erstmal servieren?«
Eric wartete, klammerte sich an der Bar fest, um seine Wut zu zügeln. »Wie heißt du noch mal?«
«Eric«, antwortete der Barkeeper.
»Eric, hm? Sieh mal an, ich auch. Also, was ist dein Problem, Eric, meinst du, du bist für was Besseres bestimmt?«
«Wie bitte?«
»Wie wahnsinnig originell.«
«Wie bitte?«
»Ich sag dir jetzt mal was. Das hier ist kein Probenraum für deine nächste Rolle. Das hier ist ein Job. Ja, wir bezahlen dich sogar dafür. Und ich sag dir noch was: Da ist Initiative gefragt. Die Gäste kommen nicht wegen der Drinks an die Bar, sie kommen wegen der Barkeeper. Jeder halbwegs zurechnungsfähige Barkeeper weiß das, aber du, du stehst nur rum und speist jeden mit einer Silbe ab: hm, ah, oh, ja, nein, ach. Du behandelst die Leute wie Loser, als wären sie deine Strafe von einem eifersüchtigen Gott oder was. Ehrlich mal, Cleveland?« Er nickte zum Rastakollegen, der jetzt am anderen Ende des Tresens zugange war. »Der Typ mixt Martinis, als hätte er Haken statt Hände, aber er ist ein tausendmal besserer Barkeeper als du, weil er sich reinhängt. Bei ihm ist jeder ein Stammgast, und er ist ständig auf Achse, vermittelt nie den Eindruck, als wäre dieser Job eine bittere Station auf dem Kreuzweg zum Oscar. Ich meine, wenn man euch beide heute Abend hier beobachtet, ja? Wirbelwind und Klotz am Bein. Und ehrlich gesagt würde ich dich lieber trotz Gewühle hier heute Abend auf der Stelle auszahlen und ihn alleine machen lassen oder einen der Kellner dafür abstellen oder mich meinetwegen selber hinstellen, als dich noch zehn Minuten diese >Lieber wäre ich jetzt bei den Proben<-Nummer durchziehen zu lassen, kapiert?«
»Ja.« Der Typ war bleich geworden.
»Wie bitte, ich höre nichts?« Eric hielt die Hand ans Ohr.
»Ja.« Mit weit offenen Augen. »Ist angekommen.«
»Prima. Immer dran denken: Keine Energie, kein Job. Reden. Lächeln. Jetzt. Du hängst am seidenen Faden.«
»Darf ich noch was loswerden?« Er hob halb die Hand.
Eric wartete.
»Zufällig studiere ich Medizin.«
»Ist doch dasselbe«, sagte Eric und dachte, mehr oder weniger, nein, schlimmer sogar, zufällig, wie der kleine Lord, und als er sich umdrehte, sah er die grüne Kippa von dannen ziehen: Offensichtlich hatte der Mann alles mitbekommen, scheiß auch auf ihn, dann stieß er wieder mit dieser Kellnerin zusammen, der sternfunkelnden Stella, dass er ein anarchisches Begehren unterdrücken musste. »Und jetzt?«, fragte er, »haben
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