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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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Urdu. »Die wollen bloß das Maul nicht aufmachen«, murmelte Yolonda. »Ruf die Kollegen von der Siedlung an.«
    Die Auskunft der Kollegen hatte drei Irmas in Oliver 22 gelistet: Rivera, sechsundvierzig, Lozado, elf, und Nieves, fünfzehn. »Geben Sie mir die Fünfzehnjährige.« Matty notierte sich die Wohnungsnummer. »Irgendwelche Vermerke unter der Hausnummer?«
    Laut Auskunft gab es in 8g keine ausstehenden richterlichen Anordnungen und niemanden, der an der Tür ausflippte.
     
    Der Fahrstuhl roch nach Brathuhn und Pisse, die Wände waren mit etwas ausgekleidet, das nach zerbeulter Alufolie aussah. Es war voll in der Kabine: eine afrikanische Mutter mit bunter, verschlungener Kopfbedeckung, die ihren drei Kindern die Jacken und Mützen zurechtrupfte, als ärgerte sie sich über etwas, und ein betagtes chinesisches Paar, das luftdicht über seinem Einkaufswagen klebte.
    Im spärlich beleuchteten achten Stock waren hinter mindestens drei Türen Rufe oder Fernsehstimmen zu hören, als Matty jedoch bei 8g klingelte, verstummte erwartungsgemäß alles. Er sah Yolonda an und hämmerte dann mit der Faust an die Tür. Nichts.
    »Scheißjob«, murmelte sie und klingelte an allen Türen, vergeblich. Als sie sich allerdings zu den Fahrstühlen wandten, tat sich in 8f ein Spalt auf. »Hey, hallo.« Yolonda ging auf das spähende Auge zu und zeigte ihre Marke. »Ich bin Detective Bello.«
    Die Frau machte die Tür weiter auf und stand da in Kittel und Pullover.
    »Eine Frage, wir suchen die kleine Nieves, Irma - hier nebenan. Sie kennen Sie doch, oder? Sie hat nichts ausgefressen oder so, könnte ich ...«
    »Anna!«, brüllte die Frau unvermittelt, und die Tür zu 8g tat sich ansatzweise auf. Dahinter eine gebeugte Frau in einer unförmigen Stretchhose und übergroßem T-Shirt, die die beiden anblinzelte. Auf der linken Seite fehlten ihr alle Zähne.
    »Tu eres la abuela de Irma?« Yolonda zeigte wieder ihre Marke.
    Die Frau riss sofort die Augen auf und schlug sich die Hand vor den Mund.
    »No, no, no, no es nada malo.« Yolonda fasste sie sachte am Arm. »Ella no tiene ningün problema, solamente tenemos que hablar con ella. Tenemos quepreguntarle algo de su amiga.«
    Die alte Frau sank in sich zusammen, die Augenlider flatterten vor Erleichterung.
    »iEstä ella en la casa?«
    »Entra.« Sie hielt die Tür auf.
    Die Wohnung war speckig und schmal, das Linoleum klebte an den Schuhsohlen. Im kleinen Wohnzimmer, in dem die Frau die beiden warten ließ, um ihre Enkelin zu holen, lagen überall Kleiderhaufen, auf den Sofas und Sesseln, in offenen Mülltüten auf dem Boden, und quollen über die Ränder übereinandergestapelter Plastikbehälter. Einige ausgerissene Zeitschriftenbilder von Jesus waren an die sonst kahlen Wände gepinnt. Zwei kleine Jungen kamen von einem hinteren Zimmer herein, um die beiden in Augenschein zu nehmen.
    »Was macht sie?«, fragte Matty. »Weckt sie das Mädchen auf?«
    »Ich glaube«, sagte Yolonda.
    »Wenn sie noch schläft, ist sie es nicht.« Schulterzuckend ging er auf die Tür zu.
    »Moment.« Yolonda hielt ihn zurück. »Wo wir schon mal hier sind...«
    Matty sah aus dem einsamen Wohnzimmerfenster auf die wohl einst idyllische Aussicht, breiter Fluss und Brooklyn-Ufer, doch kaum eine Spur bleigrauen Wassers war jetzt zu sehen durch das Dickicht aus Hochhäusern und das Stein-Stahl-Konstrukt der Manhattan Bridge.
    Die Großmutter kam zurück und bedeutete ihnen, ihr zu folgen.
    Irma Nieves' Zimmer war klein und eng, zu drei Vierteln von einer dreilagigen großen Matratze eingenommen. Das Mädchen kauerte in Pyjamahose und winzigem T-Shirt in einer Ecke des ungemachten Betts, Hände im Schoß, Handflächen nach oben. Sie hatte nachtschwarze Augen, die ihre Mittagsschläfrigkeit betonten, und war, von mächtigen Hasenzähnen und einem schmalen Streifen dunkler Pickel auf einer Wange abgesehen, hübsch und schlank.
    »Hallo, Irma, ich bin Detective Bello. Wir suchen ein Mädchen hier im Haus, das dir ein bisschen ähnlich sieht, vielleicht auch nur zu Besuch hier ist, eine hellhäutige Latina in deinem Alter, in einer rosa Samt-Trainingsjacke. Sie hat nichts ausgefressen, wir wollen einfach nur mit ihr reden.«
    Die beiden kleinen Jungen kamen ins Zimmer gestürmt und sprangen aufs Bett, Irma schnalzte in träger Verärgerung mit der Zunge. »Mir ähnlich?«, fragte sie schließlich und schien abzudriften.
    »Könnte das vielleicht Crystal Santos sein?«
    »Crystal? Die sieht mir doch nicht

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