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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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Gott, soll er doch den Ausflug machen.«
    »Er hat sich seit Tagen nicht bei seiner Familie gemeldet.«
    »Klingt ganz nach dir.«
    »Sehr witzig. Der Typ ist völlig abgedreht.«
    »Klar ist der abgedreht. Ich brauch den nur anzusehen und weiß, er muss was tun, das Gefühl haben, was zu tun, oder er bringt sich um.«
    »Dann soll er sich um seine Familie kümmern. Das wäre doch mal eine Beschäftigung.«
    Yolonda zuckte die Schultern, nahm einen Schluck Kaffee.
    Hinter einer Wolke aus Nachtmief tappte Jimmy Iacone aus dem Ruheraum, Handtuch und Zahnbürste in der linken Hand. »Ist euch eigentlich klar, wie laut ihr hier redet?«
    Matty sah in den großen Raum, auf Billy, der gerade auflegte, nachdem er mit seiner Frau gesprochen hatte, angeblich mit seiner Frau gesprochen hatte, sich dann einen Notizblock von Mullins' Schreibtisch schnappte und etwas notierte. Matty drehte sich im Kreis, während Yolonda ihren Kaffee trank. »Das Auto verlässt er nicht.«
     
    »Also, Mr Marcus.« Yolonda drehte sich um und schob einen Ellbogen über die Sitzlehne. »Ich weiß, das ist eine sehr komplexe Frage, aber wie kommen Sie zurecht?«
    »Nicht ... Ich versuche, man, man muss den Kopf benutzen, um, um dagegen anzugehen.«
    »Das ist gut.« Sie umfasste kurz sein Handgelenk. »Aber Sie müssen Geduld haben. Das ist keine Leiter, die man erklimmt, wo jeder Tag besser wird als der vorige, verstehen Sie mich?«
    Doch Marcus hatte bereits abgeschaltet und starrte leblos auf die Welt, die an seinem Fenster vorbeizog. Neben ihm tat Jimmy Iacone mehr oder weniger dasselbe, beide sahen im Augenblick aus wie gelangweilte Kinder auf einer langen Reise. Der Geruch nach Alkohol, der durch jemandes Poren drang, stand im Wagen, aber das konnten genauso gut Jimmys Poren sein.
    »Und Ihre Familie« - Matty versuchte, im Rückspiegel Marcus' Blick zu halten - »wie kommt die zurecht?«
    »Die verstehen das«, sagte Marcus abwesend.
    »Was?«, fragte Matty. »Was verstehen die?«
    Yolonda nahm Mattys Arm. Der Stenoblock, den Marcus aus dem Büro befreit hatte, lag geöffnet auf seinem Schoß; Matty las im Rückspiegel, was er darauf geschrieben hatte:
    war ich je ein trost für dich
    »Und Ihre Tochter?« Er ließ nicht locker. »Wie geht es ihr? Wie war das Krankenhaus?«
    »Ich habe, ich hatte als Kind Asthma«, sagte Marcus zu Yolonda. »Das ist wieder da. Nach dreißig Jahren ist es wieder da.«
    »Das kommt vom Stress«, sagte Yolonda.
    »Nein, das weiß ich, ich weiß ...«
    »Glauben Sie mir, das kommt vom Stress. Ich hatte da mal eine Frau - ihr Sohn ...« Yolonda unterbrach sich. »Egal.«
     
    Als sie auf der Madison-Street-Seite der Lemlich-Siedlung ranfuhren, starrte Marcus jeden vorbeilaufenden Bewohner an, als könnte er seine Augen gar nicht weit genug aufkriegen.
    »Folgendermaßen.« Matty drehte sich um. »Wir haben Ihre Beschreibung des Mädchens, wir haben die Adresse. Detective Bello und ich gehen rein und suchen sie, Detective Iacone bleibt bei Ihnen. Wenn wir eine Person finden, die in Frage kommen könnte, laufen wir hier am Auto vorbei. Sie sagen dann Detective Iacone, was Sie sehen. Unter keinen Umständen verlassen Sie diesen Wagen, haben wir uns verstanden?«
    Noch immer sabbernd vor Konzentration musterte Billy jedes Gesicht, das am Auto vorbeikam, jedes Paar vernickelter Augen. »Haben - wir - uns - verstanden?«
    »Ist das hier eine schlechte Siedlung?«, fragte Billy leichthin mit rasselndem Atem.
    »Nicht besonders«, sagte Yolonda. »Hallo.« Matty sah ihn an. »Ich habe verstanden.«
    Während Matty Billys Beschreibung in sein Notizbuch übertrug, drehte sich Yolonda noch einmal um. »Und wissen Sie, wieso das hier nicht so besonders schlecht ist? Die Kids hier kommen mit Menschen aus allen Lebenslagen zusammen. Die meisten Siedlungen sind so, da kennen die nichts anderes, aber zwei Blocks von hier in jede Richtung, da haben Sie die Wall Street, Chinatown, die Lower East Side, das sind Ventile, verstehen Sie? Da kriegen sie das Vertrauen, in die Welt rauszugehen ...«
    »Und jeden abzuziehen, der ihnen unterkommt«, murmelte Iacone.
    »Gott, du bist so zynisch, ehrlich«, sagte Yolonda. »Ich war auch ein Siedlungskind, und ich habe niemanden abgezogen.« Wieder zu Billy: »Ich hasse es, wenn man sagt, Siedlungskind, Siedlungsmädchen, als wäre dann eh alles klar.«
    »Können wir?«, fragte Matty.
    Draußen ging Yolonda einmal um den Wagen herum auf Jimmy Iacones Seite, bedeutete ihm, das Fenster

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