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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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ähnlich.«
    Yolonda warf Matty einen raschen Blick zu: Was habe ich dir gesagt?
    Die Großmutter stand nervös und verständnislos im Türrahmen.
    Matty sah sich das Zimmer an: eine kleine Kommode, darauf Gläser mit Babyöl, Vaseline, ein halb gegessener Big Mac und eine Taschenbuchausgabe von Toni Morrisons Sehr blaue Augen mit einem Aufkleber der Seward Park High School; ein Spiegel, rundherum Fotos von jungen Latinos und Schwarzen in einem Vergnügungspark und makellose Turnschuhpaare überall dort, wo Platz war. Der Blick aus dem einzigen Fenster war beinahe abstrakt, eine himmelverdeckende Kreuzschraffur aus den nach Westen hinausgehenden Monolithen: ipp und Verizon.
    »Irgendjemand hier wird dir doch ähnlich sehen«, sagte Yolonda. »Vielleicht nicht so hübsch.«
    »Tania?«, sagte Irma. »Aber ich weiß nicht.«
    «Wohnt Tania hier?«
    «Bei mir?«
    «Hier im Haus.«
    «Glaube, aber weiß nicht.«
    Die beiden Jungs fingen an, miteinander zu ringen. Irma schnalzte wieder, dann sah sie ihre Großmutter an, damit sie einschritt, doch die Frau wagte sich offensichtlich nicht über die Türschwelle.
    »Wie heißt Tania noch mal mit Nachnamen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wo ist das, Rye Playland?« Yolonda deutete auf die Fotos, die den Spiegel umrahmten. »Ja, hm-hm.«
    «Ist sie mit drauf?«
    «Nee, so gut kenne ich sie nicht.«
    «Ist sie wild, brav ...«
    «Wild?« Dann: »Kann ich nicht sagen.«
    «Diese Tania, wer kennt sie denn noch?«
    Ein dritter kleiner Junge kam durch die Tür gestürmt mit je einem Kätzchen unter den Armen. »Wer kennt Tania noch, Irma?«
    »Sie ist manchmal mit diesem dicken Damien zusammen.«
    »Moreno?«
    »Nigger, ja, hm-hm.«
    Matty dachte an den Dicken auf der Bank.
    »Wie ist dieser Damien?«
    »Wie er isst?«
    »Wie ist der so, als Mensch?«
    «Nett, glaube ich.«
    »Mit wem gibt sie sich sonst noch so ab?«
    «Diesem Jungen, ich glaube, True Life heißt der.«
    «Gut, böse?«
    »Ich kenn ihn nicht, aber doch, der ist auf jeden Fall gruselig.«
    «Moreno?«
    »Dominicano. Nein, na ja, halb?«
    «Halb und halb?«
    «Sieht so aus, aber ich weiß nicht.«
    «Schon mal gesessen?«
    «Glaube, ja.«
    »Kennst du seinen Namen?«
    »True Life.«
    »Nein, seinen Namen.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Wo wohnt er?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie alt ist er?«
    »Vielleicht achtzehn? Zwanzig? Aber ich weiß nicht.«
    «Aber er ist gruselig.«
    «Oh, ja.«
    »Weswegen zum Beispiel?«
    Irma zuckte die Schultern. »Kann ich nicht sagen.«
    »Hat er eine Waffe?«
    »Möglich.«
    »Wie steht's mit einem Kumpel? Jemand, mit dem er da draußen gern Leute abzieht?«
    Irma zuckte mit den Schultern.
    »Kannst du zu uns aufs Revier kommen und dir ein paar Fotos angucken?«
    »Phantombilder?« Sie lächelte. »Okay.«
    «In etwa einer Stunde?«
    «Eine Stunde? Da bin ich verabredet.«
    «Mit wem?«
    »Mein Freund. Wir wollen zu meiner Cousine nach Brooklyn.«
    «Könnt ihr nicht später nach Brooklyn?«
    «Weiß nicht.«
    »Ich glaub schon«, sagte Matty. »Komm in einer Stunde zu uns und bring es hinter dich, okay?«
    »Hast du von dem Überfall letzte Woche in der Eldridge gehört?«, fragte Yolonda.
    »Wo ein Weißer erschossen wurde?«
    »Hast du was darüber gehört?«
    »Nicht so richtig.«
    »Wir suchen nach schwerem Kaliber hier«, sagte Matty. »Okay.«
    »Du bist damit nicht gemeint«, sagte Yolonda. »Okay.«
    Yolonda wandte sich an die Großmutter. »Ella no tiene ningün problema.«
    »Okay«, sagte die Großmutter.
    »Du hast eine nette Familie«, sagte Yolonda zu dem Mädchen. »Deine abuela kümmert sich um viele Kinder.«
    «Danke«, sagte Irma. »Bereitest du ihr manchmal Sorgen?«
    »Sie ist einfach von der nervösen Sorte«, sagte sie und nickte zu einem der kleinen Jungs. »Er ist hier der Schlimme.«
     
    »Das Mädchen steht ein bisschen auf der Leitung, oder?«, sagte Yolonda, als sie aus dem Fahrstuhl traten.
    »Die Großmutter aber auch«, sagte Matty. »Schmeißt dafür gut den Haushalt.«
    Die drei Jungs saßen weiter auf der Bank, und Yolonda nahm sich schnurstracks den Dicken mit den Spieleboxen auf dem Oberschenkel vor. »Hey.«
    Überrumpelt sah der Junge sie tatsächlich an, die Augen spähten unter der Brauenwulst hervor wie aus einer Höhle. »Du bist Damien, stimmt's?«
    Der Junge war offenkundig gekränkt, und die anderen beiden senkten sofort die Köpfe, um ihr Glucksen zu verbergen. »Nee«, sagte er mit erstaunlich hoher Stimme. »Das ist der andere.«
    »Was

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