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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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andere?«
    »Der andere fette Nigger«, grölte der Latino, den Tränen nahe. Der Dicke schnaubte, hielt sich mit Mühe zurück. »Und wie heißt du?« Yolonda blieb dran. »Donald.«
    »Wie Trump?«, fragte sie freundlich.
    »Weißt du, wo wir ihn finden können, Donald?«, fragte Matty.
    »Nein.« Der Junge zuckte zusammen. »Ich kenne ihn nur von ...« Er sah an sich und seinem ausufernden Leibesumfang hinab.
    »Ho.« Der Weiße musste sich das Lachen derartig verkneifen, dass die Kapuze bebte.
    »Und eine Tania, kennst du die?«, fragte Yolonda den Weißen, damit ihm das Lachen verging.
    »Tania?«, leierte er. »Ich kenn ein paar irre Tanias hier, yo.« Abklatschen mit dem Latino-Jungen.
    »Wie steht's mit einem gewissen True Life, kennst du True Life?«
    »True Life? Weiß nicht, also, vielleicht, nicht sicher.«
    »Wie kann man nicht sicher sein, ob man jemanden namens True Life kennt?«
    »Ich kenne einen Blue Light«, sagte der Weiße.
    »True Life«, wiederholte Yolonda.
    »Ich weiß nicht.«
    »Und du?«, fragte sie den Latino. »Hä?«
    »Du?« Sie wandte sich wieder an Donald, der sich noch immer an seinen Spieleboxen festhielt.
    Doch der hörte die Frage nicht, so sehr verstörte ihn der Anblick von Billy Marcus, der dem Auto entkommen war und ihn nun tränenüberströmt anstarrte.
    Iacone, der hinterherlief, sah sie schulterzuckend an: Ich habs versucht.
    Yolonda sah Matty an: Eins zu null für dich, weg mit ihm. »Na schön«, sagte sie.
    Die drei Jungen standen gleichzeitig auf, drehten sich um und schlenderten davon, wachsam über die Schulter schielend in ihrer sonntagnachmittäglichen Langeweile.
    Iacone tat so, als würde er sich eine Kapuze übers Gesicht ziehen, und kiekste: »Sie haben Kenny getötet, diese Schweine.«
    »Wir sehen uns auf der Wache?« Yolonda spitzte rasch ihr Kinn zum weinenden Billy: Schaff ihn hier weg.
     
    »Worum hatte ich Sie gebeten?«, fragte Matty auf der Rückfahrt Billy Marcus, der mit roten Augen auf dem Beifahrersitz saß.
    »Ich bin kein Kind«, murmelte er und starrte geradeaus.
    Matty wollte noch etwas dazu sagen, ließ es aber einfach bleiben. Sie fuhren über die Canal Street in die Lower East Side. Über verrammelten Türen waren durch die blätternde Farbe noch die Namen längst verwaister Strumpfwaren-Großhändler zu lesen.
    »Habe ich überhaupt geholfen?« Billy atmete immer noch ein bisschen schwer, ein Pfeifen wie aus einem fernen Kessel entwich ihm zwischen den Wörtern.
    »Ich hoffe.« Matty unterdrückte den Impuls, ihm von Eric Cash zu erzählen, der ihnen durch die Lappen ging, vom Einschlafenlassen.
    »Meinen Sie, es ist True Life?«
    »Ganz ehrlich? Nein.«
    »True Life«, wiederholte Marcus. Als Matty westlich in die Houston Street Richtung West Side Highway einbog: »Wo fahren wir hin?«
    «Ich fahre Sie nach Hause.«
    »Halt.« Marcus streckte eine Hand aus. »Ich bin da nicht.« Matty fuhr bei einem Kebab-Imbiss ran. »Und wo sind Sie dann?«
    Marcus legte den Kopf auf die Faust, die Augen röteten sich wieder. »Wissen Sie ... Morgens wache ich auf, und im ersten Moment ist alles in Ordnung ...«
    »Mr Marcus, wo wohnen Sie?«
    »... was alles noch schlimmer macht. Können Sie mich nicht einfach Billy nennen? Himmel noch mal.«
    «Billy, wo wohnen Sie?«
    »Ich denke ständig, ich sehe ihn, verstehen Sie? Nicht ihn, aber, also, seinen Gang, na, wie er vor mir weggeht, und gestern Abend habe ich ihn bei diesem Händler in der Chrystie gerochen, aber ganz schwach, als wenn ich ihn gerade verpasst hätte.«
    »Billy, ich fahre Sie jetzt nach Hause.«
    »Nein. Nicht einfach ...« Marcus unterbrach sich, den Blick voller Absichten. Ein leises Summen lag unter dem pfeifenden Atem, das Vibrieren eines Masterplans, doch alles heiße Luft, da war sich Matty ziemlich sicher, ein Zuckerschloss aus Irrsinn.
    »Das ist nicht gut.« Matty nickte finster.
    Billy sah aus dem Seitenfenster, die Knie wackelten wild.
    »Hören Sie, es tut mir leid, es ist nur, Sie quälen sich selbst noch mehr, und Sie quälen Ihre Familie. Ich will nur ungern ...«
    »Nein, Sie haben recht.« Billy sah noch immer aus dem Fenster, als suchte er jemanden.
    »Ihre Frau rennt mir jeden Tag die Tür ein, >Wo ist er, wo ist er.< Ihre Tochter, ich kann mir nicht mal vorstellen ...«
    »Ich sagte doch, Sie haben recht. Sie haben recht. Sie haben recht. Sie haben recht.«
    Matty zögerte einen Moment. »Wie war noch gleich die Adresse?«
    »Henry Hudson bis Riverdale«, antwortete

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