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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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nimmt die Zeitung, sieht sich das Foto an und macht große Augen, Riesenaugen. Und dann sagt sie: >Scheiße, und ich dachte, die Nigger verarschen uns bloß<. Und dann legt sie die Zeitung hin und geht weg, also folge ich ihr, um zu sehen, wo sie hingeht, weil sie geklungen hat, als hätte sie gehört, wie die Kerle, die es getan haben, damit angeben, finden Sie nicht?«
    Oder Freunde hatte, die von einem Überfall im Viertel aus dem Fernsehen erfahren haben. Solcherart verstümperte Hinweise hatte es ein Dutzend gegeben. »Also sind Sie ihr gefolgt.«
    »Genau. Nach einem Block wurde mir klar, dass ich die Zeitung hätte kaufen sollen, die sie angefasst hat, weil ihre Fingerabdrücke drauf sind. Aber ... ich folgte ihr zu ... Was?« Er versuchte, über Kopf die Notiz zu lesen, die Matty jetzt in der Hand hielt.
    »Oliver zweiundzwanzig?«, fragte Matty.
    »Ja.«
    »Die Lemlich-Siedlung?«
    »Irgendeine Siedlung, ja. Kaum zu glauben, dass ich mir den Namen nicht gemerkt habe.«
    »Wir kennen sie.«
    »Also ist sie ins Haus. Ich hielt es nicht für klug, ihr weiter zu folgen, also habe ich mir notiert, was sie trug, wie Sie sehen, und bin direkt hierher.« Marcus hatte nicht ein Mal, seit Matty und der Kollege ihn vom Boden aufgerichtet hatten, geblinzelt.
    Andererseits war Oliver 22 keine schlechte Adresse für diesen Fall; das war die ungefähre Richtung im Fluchtmuster der Schützen, und sie hatten von Anfang an auf die Lemlichs getippt. »Und das hier ist die Beschreibung.«
    »Ja.«
    »Können Sie mir die vorlesen?« Er reichte ihm seine Notiz zurück. »Dünne, karamellbraune Latina in einer rosa Samt-Trainingsjacke, stonewashed Jeans und schwarzen Nikes.«
    «Ungefähr wie alt?«
    «Highschool.«
    «Und wo war dieser Kiosk?«
    »Eldridge und Broome. Sie wissen, direkt um die Ecke vom ...« Marcus schüttelte den Inhalator, vergaß jedoch, ihn zu benutzen. »Finden Sie das keine brauchbare Spur?«
    »Wir gehen ihr nach. Aber darf ich fragen ...« Matty zögerte. »Billy, warum sind Sie noch immer hier unten?«
    »Warum?« Er glotzte ungläubig.
    Matty ließ ab.
    »Also, wann gehen Sie rüber?«
    «Wozu?«
    »Um das Mädchen zu finden.«
    »Bald.«
    »Wie bald?«
    »Sobald ich Sie untergebracht habe.«
    «Wie bitte, was?«
    «Nach Hause.«
    «Nein.«
    »Ihre Frau war hier. Sie sucht wie verrückt nach Ihnen.«
    Billy wandte den Blick ab.
    »Und Ihre Tochter war gestern Abend im Krankenhaus.«
    «Was? Was ist passiert?«
    «Sie hat sich geschnitten.«
    «Geschnitten?«
    »Ich glaube, es geht ihr gut«, sagte Matty, »aber sie musste genäht werden. Sie sollten nach Hause fahren und sich davon überzeugen, finden Sie nicht? Ich könnte Sie fahren lassen.«
    »Aber Sie sagen doch, es geht ihr gut?«
    Matty hätte ihn am liebsten geprügelt. Er deutete zum Telefon auf seinem Schreibtisch. »Rufen Sie Ihre Frau an, sagen Sie ihr, wo Sie sind.«
    «Mach ich.« Er sah weg, Hände im Schoß. Scheiß drauf, Matty würde sie später selber anrufen. »Ich muss mit«, sagte Billy. »Wohin?«
    »Hier.« Nickte zu seinen Notizen. »Mr Marcus, so was machen wir nicht.«
    »Müssen Sie aber. Meine Beschreibung passt auf eine Million Jugendliche. Ich bin Ihre Augen.«
    Matty fragte sich oft, was schlimmer war: zu wissen, wer den eigenen Sohn, die Ehefrau, die Tochter ermordet hatte, oder nicht. Dem Dämon Namen und Gesicht geben zu können, oder nicht.
    »Das müssen Sie.« Billy sprang beinahe von seinem Stuhl. »Das ist mein gutes ...« Er verlor den Faden, blinzelte endlich und konnte dann anscheinend gar nicht mehr aufhören. »Ich bin nicht so betrunken, wie Sie meinen. Und nicht so verrückt.«
    »Das habe ich auch nie behauptet.«
    »Es ist ein brauchbarer Hinweis, das weiß ich. Ich bitte Sie.«
    Yolonda kam ins Büro mit einem Milchkaffee in der Hand. »Irgendwas verpasst?« Dann sah sie Marcus. »Du meine Güte.« Ihre Stimme wurde automatisch höher und sanfter. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich habe mitgekriegt, wie ein Mädchen über den Überfall gesprochen hat, und bin ihr bis zu einem Haus gefolgt.«
    Yolonda sah Matty an, der achselzuckend sagte: »Ich war gerade dabei, Mr Marcus zu sagen, dass wir dem nachgehen, dass er aber nicht mitkommen kann.«
    Yolonda pustete auf ihren Kaffee. »Wieso denn nicht?«
    Matty nahm das Telefon ab und reichte es Billy. »Rufen Sie zu Hause an.« Dann schob er Yolonda zur Bereitschaftsecke. »Was ist denn in dich gefahren?« Sein Gesicht Zentimenter von ihrem entfernt.
    »Ach, mein

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