Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cashkurs

Cashkurs

Titel: Cashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Mueller
Vom Netzwerk:
nach großen Kurssteigerungen, wenn man schön dick im Gewinn ist und die Börsen sich beruhigen, eine solche Absicherung vorzunehmen. Wäre doch schade, wenn der ganze schöne Gewinn wieder den Orkus hinabginge. Gut, der eine oder andere mag jetzt sagen: Dann kann ich doch die Goldmünze oder Aktie auch zu diesem hohen Kurs gleich verkaufen! Korrekt, aber wäre es nicht schade, verkauft zu haben, und dann steigt das blöde Ding noch mal um 70 Prozent weiter!?
    Passen Sie aber bitte auf, dass Sie nicht eines dieser unsäglichen Zockerprodukte namens »Knock-out-Optionsschein« erwischen. Da ist der Name Programm. Kurz zur Erklärung: Die funktonieren erst mal genauso wie oben beschrieben, sind meist sogar billiger – sie würden also eine niedrigere Versicherungsprämie bezahlen – ABER : Sie haben eine sogenannte Knock-out-Schwelle. Wenn der Goldpreis eine bestimmte Marke erreicht (zum Beispiel 1300 Euro pro Unze), dann erlischt der Knock-out-Optionssschein. Er ist von dem Moment an wertlos und existiert nicht mehr.
    Jetzt nehmen wir folgende durchaus realistische Entwicklung an: Der Goldpreis steigt auf 1350 Euro, der K.o. -Optionsschein geht k.o. mit den beschriebenen Folgen. Was macht das schon, mögen Sie denken, die Goldmünze ist ja im Wert entsprechend gestiegen. Doch in den nächsten Tagen setzen die Verkäufe ein. Der Kurs bricht ein und fällt auf 300 Euro. Folge: Sie bleiben komplett auf dem Schaden sitzen und haben die Versicherungsprämie obendrein gezahlt. Ganz schön riskant, nicht wahr? Deshalb: Solche K.o. -Optionsscheine sind tolle Produkte für heiße Zocker, die genau wissen, was sie tun. Die können damit durchaus erfolgreich spielen, wenn sie die richtige Entwicklung vorausahnen. Als Absicherungsprodukt für Sie als normale Anleger halte ich es für völlig ungeeignet.
    Auf was Sie bei der Auswahl des passenden Verkaufsoptionsscheins achten müssen:
    Wählen Sie die Laufzeit ein oder zwei Monate länger als die Zeitspanne, die Sie eigentlich absichern wollen.
Wählen Sie einen Emittenten (Herausgeber), von dem Sie glauben, dass er noch lange existiert. Es nutzt Ihnen die beste Versicherung nichts, wenn die Versicherungsgesellschaft den Lehman macht …
Wählen Sie die Anzahl der VO -Scheine entsprechend der Anzahl Ihrer Aktien/Goldunzen
Beispiel: Wenn Sie 200 EON -Aktien absichern wollen, kaufen Sie sich 200 EON -Verkaufsoptionsscheine.
Wichtig: Achten Sie auf das »Bezugsverhältnis«! Oft braucht man zehn Optionsscheine, um eine Aktie abzusichern. Das heißt dann: »Bezugsverhältnis = 0,1«. Wenn Sie sich also wundern, dass der Optionsschein so billig ist, kann es daran liegen.
Alle anderen wilden Zahlen, mit denen bei Optionsscheinen herumgeaast wird (Hebel, Aufgeld, Delta, Beta, Gamma oder irgendwann noch alpha centauri …), brauchen Sie bei Umsetzung der obigen Strategie überhaupt nicht zu interessieren. Diese Zahlen sind lediglich für die Abteilung »Zock und Spiel« interessante Parameter.
    Sie sehen also, diese klassischen Verkaufsoptionsscheine können, wenn man sie richtig einsetzt, Ihr Risiko deutlich verringern. Allerdins kommt nun unsere planlose Bundespolitik ins Spiel. Dort herrscht bekanntlich nur ein sehr beschänktes Wissen über Geld und Bankprodukte vor, sonst würden sich die Damen und Herren nicht so willig von der Finanzindustrie über den Leisten ziehen lassen. Sei’s drum. Diese Optionsscheine wurden ebenso wie Futures und diverse andere Derivate von der Politik als »hochspekulativ« eingestuft. Sie müssen, wenn Sie eines dieser Produkte erwerben wollen, bei Ihrer Bank eine sogenannte »Termingeschäftsfähigkeit« nachweisen. Sie müssen erklären, dass Sie geistig und finanziell in der Lage und dazu bereit sind, besonders hohe Risiken einzugehen. Das ist vollkommen schizophren. Denn Sie sind das ja gerade nicht! Sie wollen kein hohes Risiko, Sie wollen Ihr Aktien- oder Edelmetallrisiko ja verringern, deshalb wollen Sie einen klassischen Verkaufsoptionsschein als Versicherungsprodukt einsetzen. Aber erklären Sie das mal einem Finanzpolitiker …Wenn Sie diese absolut sinnvolle Variante der Absicherung vornehmen wollen, müssen Sie das also zuerst einmal mit Ihrem Bankverkäufer ausfechten. Wenn er in seinem Beruf gut ist, wird er Sie darin unterstützen.
    Die steuerlichen Aspekte habe ich bei dieser Strategie unberücksichtigt gelassen, obwohl sie durchaus mit hineinspielen. Doch ich will Sie nicht in die ganz komplexen Tiefen des Geschäfts entführen.

Weitere Kostenlose Bücher