Cashkurs
Handschelle – zum Beispiel dann, wenn die Zinsen kurze Zeit nach Abschluss des Kreditvertrags sinken oder wenn die Immobilie vor Ablauf der Zinsbindungsfrist wieder veräußert werden soll. Dann stehen Sie vor der Frage, wie Sie mit möglichst wenig Schaden aus einem laufenden Darlehensvertrag wieder herauskommen.
Zunächst einmal ist die finanzierende Bank nicht automatisch verpflichtet, einen Kredit innerhalb der Zinsbindungsfrist auf Verlangen des Kunden aufzulösen. Nur beim Verkauf der Immobilie oder bei der Weiterfinanzierung mit einem wesentlich höheren Darlehensbetrag haben Sie als Kreditkunde einen Rechtsanspruch auf die Auflösung des Kredits. Wer hingegen in einer Niedrigzinsphase lediglich zu günstigen Konditionen umschulden will, beißt mit seinem Ansinnen meist auf Granit – und die Bank ist mit ihrer Weigerung in einer sicheren Rechtsposition.
Dazu kommt: Selbst wenn die Bank verpflichtet ist, Sie vorzeitig aus dem Darlehensvertrag zu entlassen, lässt sie sich ihr Einlenken üppig entlohnen – nämlich in Form der Vorfälligkeitsentschädigung.
Damit stellt sie Ihnen den entgangenen Gewinn in Rechnung, denn das Kreditinstitut muss nun das Geld womöglich zu niedrigeren Konditionen verleihen.
Erst nach mehr als zehn Jahren Zinsbindung sind Sie in einer besseren Position. Ab dem Ablauf des zehnten Jahres kann der Darlehensvertrag nämlich einseitig vom Kunden gekündigt werden, auch wenn eine längere Zinsbindung vereinbart ist – so steht es im Bürgerlichen Gesetzbuch ( BGB ). Darlehen sind dann jederzeit und ohne Angabe von Gründen mit einer Frist von sechs Monaten kündbar, ohne dass die Bank eine Entschädigung verlangen darf. Und: Nur der Kreditnehmer darf von dem Kündigungsrecht Gebrauch machen, nicht aber die Bank.
Aktien & Co.:
Eine kurze Geschichte des Wertpapiers
Jetzt kommen wir endlich zu meinem Lieblingsthema. Ich bin seit etwa 20 Jahren an der Frankfurter Wertpapierbörse. Die Hälfte der Zeit war ich Rentenhändler (nein, ich habe nicht mit gut erhaltenen 70-Jährigen gehandelt, sondern mit Bundesstaatsanleihen), die zweite Hälfte Aktienhändler, und das sogar noch zu Zeiten, in denen man als Kursmakler amtlich zur Neutralität und Fairness vereidigt wurde. Ich habe nebenbei mit nahezu allem gehandelt, was an der Börse handelbar ist: Devisen, Optionsscheine, Futures, Fonds und was einem sonst noch so in den Sinn kommt. Am Ende steht die Erkenntnis: Die Aktie ist meines Erachtens eine der für Investoren und die Volkswirtschaft sinnvollsten, fairsten und besten Investitionsformen für Geld. Doch beginnen wir ganz von vorne – und da können wir weit zurückblicken.
Kennen Sie »Stora Kopparbergs bergslag«? Nein, das ist kein schwedischer Preiselbeerwein – hinter dem Namen verbirgt sich die vermutlich älteste Aktiengesellschaft der Welt. Auf das Jahr 1288 datiert eine hochoffizielle Urkunde, die dem Besitzer einen Anteil von 12,5 Prozent an einer Kupfermine im schwedischen Falun verbrieft, was nach heutiger Lesart nichts anderes als eine Aktie ist. Das Unternehmen gibt es übrigens heute noch, wenn auch die Firmierung anders lautet. Im Jahr 1998 fusionierte Stora Kopparbergs bergslag mit dem finnischen Konzern Enso zu Stora Enso. Das ist heute einer der größten Papierproduzenten der Welt mit fast 40000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als 12 Milliarden Euro.
Die Suche nach den Wurzeln der börsengehandelten Schuldverschreibungen führt nach Italien, wo man schon im Mittelalter erstaunliche Kreativität beim Schuldenmachen an den Tag legte. Im 12. Jahrhundert kamen findige Ratsherren in Venedig auf die Idee, wie man sich Geld leihen und dabei das kirchliche Zinsverbot umgehen konnte – in der guten alten Zeit war der Zins zu Recht noch des Teufels: Denen, die der Stadt Geld liehen, wurde statt eines Zinses ein gewisser Anteil an Steuer- oder Pachteinnahmen der Stadt versprochen. Die Schuldscheine wurden übrigens als »Montes« bezeichnet, was auf Deutsch übersetzt »Berge« heißt und angesichts der heutigen staatlichen Schuldenberge ein durchaus passender Begriff ist …
Zu Beginn wurden die Schuldscheine und Unternehmensanteile direkt von Mensch zu Mensch gehandelt. Wer seine Wertpapiere wieder in bare Münze umwandeln wollte, musste eben einen Käufer finden. Nun schlug die Stunde der geschäftstüchtigen Niederländer, die im Jahr 1612 in Amsterdam die erste Wertpapierbörse der Welt einrichteten. Mit dem Börsengang der
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