Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
das ist unmöglich«, erwidere ich. »Ich habe doch gar nicht die entsprechenden Passwörter. Ich kann nur die vorgegebenen Informationen einsehen.«
»Wir haben einen Code, der Ihnen erlauben wird, weitere Daten heranzuziehen«, sagt der Mann. »Er wird Ihnen ermöglichen, sich in den Mainframe der Gesellschaft einzuloggen, während Sie deren Daten sortieren.«
Ich bleibe stehen und höre mir an, was sie von mir wollen. Als sie geendet haben, fühle ich mich seltsam schwindelig, als hätte mich der Wind tatsächlich hochgehoben und herumgewirbelt. Geschieht das wirklich? Werde ich tun, was sie von mir verlangen?
»Warum haben Sie ausgerechnet mich ausgewählt?«, frage ich.
»Weil Sie allen Kriterien entsprechen«, sagt er. »Und Sie sind für die Sortierung heute eingeteilt.«
»Außerdem gehören Sie zu den Schnellsten«, sagt die Frau. »Und den Besten.« Dann fügt sie noch etwas hinzu, das in etwa klingt wie: »Und Sie werden vergessen.«
Nachdem sie mir erklärt haben, was sie von mir wollen, bleibt mir nur noch sehr wenig Zeit. Dennoch steige ich an der Haltestelle in der Nähe von Großvaters Wohnung aus. Ich muss unbedingt mit ihm reden, bevor ich eine Entscheidung fälle. Außerdem haben die Leute im Arboretum in einer Hinsicht recht: Großvater wird mir die Wahrheit sagen.
Er ist draußen im Garten, und als er mich entdeckt, sieht er überrascht und glücklich aus. Ich erwidere sein Lächeln, habe aber keine Zeit zu verlieren. »Ich muss gleich zur Arbeit«, sage ich. »Aber ich muss dich unbedingt etwas fragen.«
»Schieß los«, sagt er. »Was ist denn?« Sein Blick ist klug und scharfsinnig.
»Hast du jemals«, frage ich ihn, »etwas an dich genommen, was nicht dir gehörte?«
Er antwortet mir nicht, und ein Funke Überraschung blitzt in seinen Augen auf. Ich kann nicht feststellen, ob ihn eher meine Frage verwundert oder dass ich überhaupt davon weiß. Dann nickt er.
»Eigentum der Gesellschaft« , flüstere ich, so leise, dass ich mich selbst kaum hören kann .
Doch er versteht mich. Er liest mir die Wörter von den Lippen ab. »Ja«, antwortet er.
Ich sehe ihm an, dass er mir noch mehr zu sagen hat. Aber ich will es gar nicht hören. Ich weiß genug. Wenn er das eine schon zugibt, könnten die Behauptungen der Fremden wahr und seine Gewebeprobe in Gefahr sein.
»Ich komme nachher wieder«, verspreche ich, drehe mich um und renne den Weg hinunter, unter den Bäumen mit den roten Knospen entlang.
Bei der Arbeit ist heute einiges anders. Norah, meine Ausbilderin, ist nirgends zu finden, und viele Kollegen im Sortierzentrum kenne ich gar nicht.
Sobald wir alle unsere Plätze eingenommen haben, übernimmt ein Funktionär das Kommando. »Die Sortierung heute ist etwas Besonderes«, verkündet er. »Es handelt sich um eine exponentielle, paarweise Auswahl von Personendaten aus einer Teilmenge der Gesellschaft.«
Die Leute im Arboretum hatten recht. Genau diese Art von Sortierung haben sie für heute vorausgesagt. Dazu haben sie mir einiges erzählt, von dem die Gesellschaft nichts weiß. Die Frau im Arboretum sagte, die Daten seien die Grundlage für das bevorstehende Paarungsbankett. Mein Paarungsbankett. Die Gesellschaft sollte nicht erst so kurz vor dem Ball die Daten vergleichen, und die beiden Leute vom Arboretum haben sich beklagt, dass die Gesellschaft einige Paarungswillige absichtlich nicht in den Pool eingespeist habe. Ihre Daten seien in den Datenbanken der Gesellschaft gespeichert, doch sie würden übergangen. Wenn ich tue, was der Mann und die Frau vom Arboretum von mir verlangen, werde ich das ändern.
Sie sagten, diese Personen gehörten in den Pool, und es sei unfair, sie auszugrenzen – genauso unfair, wie Großvater seine Gewebeprobe zu verweigern.
Ich tue es für Großvater, aber auch für mich. Ich möchte meinen idealen Partner erhalten, und dazu brauche ich alle verfügbaren Daten.
Als ich mir zu den zusätzlichen Daten Zugang verschaffe und kein Alarm ausgelöst wird, stoße ich insgeheim einen Seufzer der Erleichterung aus. Einerseits meinetwegen, weil ich nicht erwischt werde, und andererseits wegen derjenigen, die jetzt gerechterweise wieder in den Pool gelangen.
Wir erhalten die Daten in Form von Zahlen, so dass ich keine Namen erfahre oder wem die Daten zugeordnet sind. Ich weiß nur, welche Übereinstimmungen ein ideales Paar ergeben und zusammengehören, weil das vorgegeben ist. Den Ablauf der Sortierung verändere ich nicht, ich füge nur dem
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