Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
Befragung mit ins Forschungslabor«, fordert Leyna Cassia und mich auf. Ringsum kümmern sich die Medics und Krankenschwestern der Bergbewohner um die Versunkenen. Ich zähle rasch durch und stelle fest, dass Ky der zweiundfünfzigste Patient ist. »Wir brauchen Xanders Informationen über die Seuche und die Symptome bei einer Infektion mit dem mutierten Virus, und dich, Cassia, um einen Blick auf unsere gesammelten Daten zu werfen.« Beschwichtigend lächelnd fügt sie hinzu: »Tut mir leid. Ich weiß, er ist euer Freund, aber am besten könnt ihr ihm momentan helfen, indem ihr …«
»… indem wir an der Entwicklung des Heilmittels mitarbeiten«, ergänzt Cassia. »Das verstehe ich. Aber bestimmt machen wir zwischendurch mal eine Pause, und dann würde ich ihn gerne besuchen.«
»Ob das möglich ist, bestimmt Sylvie«, erwidert Leyna und zeigt auf eine ältere Dame, die neben uns steht. »Ich bin für die Pflegemaßnahmen im Allgemeinen verantwortlich, aber sie ist die Leiterin der Krankenstation.«
»Ich habe nichts dagegen, wenn du ihn besuchst, solange du dich vorher gründlich wäschst und Maske und Handschuhe trägst«, sagt Sylvie. »Ich bin gespannt, wie er reagiert. Außer ihm erhält hier niemand Besuch. Vielleicht erholt er sich dadurch schneller.«
»Danke!«, sagt Cassia, strahlend vor Hoffnung. Ich will sie ihr nicht rauben, indem ich ihr von meinen Beobachtungen berichte: Es scheint nicht die geringste Bedeutung zu haben, ob jemand bei den Kranken wacht oder nicht. Ich habe ja selbst immer mit den Patienten geredet, das scheint so ein Instinkt zu sein. Wer weiß? Ich hoffe, dass in unserem medizinischen Zentrum jemand mit Lei redet. Wäre es besser gewesen, wenn ich dort geblieben wäre?
Hinter uns fliegt mit lautem Knall die Tür auf. Erschrocken drehen Cassia und ich uns um. Ein Mann tritt ein. Er ist lang und dünn wie eine Bohnenstange und starrt uns mit dunklen Augen unter seinen buschigen Brauen hervor misstrauisch an. Er hat eine Glatze, braun und glatt. »Wo ist er?«, fragt er. »Colin hat mir gesagt, wir hätten hier jemanden, der innerhalb der letzten Stunde versunken ist.«
»Hier«, sagt Leyna und zeigt auf Ky.
»Wurde auch Zeit!«, grantelt der Mann und eilt zu uns herüber. »Was habe ich dem Steuermann schon die ganze Zeit eingeschärft? Bringt sie uns, wenn sie noch frisch sind, dann kann ich sie vielleicht wieder aufwecken.«
Cassia weicht Ky nicht von der Seite. Beschützend bleibt sie an seinem Bett stehen.
»Ich bin Oker«, stellt sich der Mann vor, macht aber keine Anstalten, ihr die Hand zu reichen. Er trägt einen Plastikbeutel mit Flüssigkeit bei sich und hält ihn mit seinen knorrigen Händen so fest umklammert, dass sich die Hülle ausbeult und zu platzen droht. »Verdammt!«, flucht er, als er es bemerkt, und streckt den Beutel Sylvie hin. »Nimm ihn mir ab!«, bittet er. »Ich bin zu verkrampft. Aber brich mir nicht die Finger.«
Sylvie windet ihm den Beutel aus den Händen.
»Schließ ihn an«, sagt er mit einem Nicken in Richtung Ky. »Die Lösung ist ganz frisch, genauso frisch wie er!« Daraufhin lacht er.
»Augenblick!«, wendet Cassia ein. »Was ist das?«
»Eine bessere Medizin als das Zeug der Erhebung«, erwidert Oker. »Los!«, drängt er Sylvie. »Beeil dich!«
»Aber was ist denn drin?«, fragt Cassia.
Oker schnaubt und starrt Sylvie an. »Übernimm du das. Ich habe keine Zeit, sämtliche Inhaltsstoffe aufzuzählen.« Er stößt die Tür mit der Schulter auf und verlässt die Krankenstation. Ich höre seine Schritte draußen auf dem Weg, während die Tür quietschend zuklappt. Er geht schnell. Seine Hände mögen gichtig sein, mit seinen Beinen ist alles in Ordnung.
»Er hat recht«, sagt Sylvie. »Anfangs haben wir die Infusionen der Erhebung benutzt, die der Steuermann aus den Provinzen mitbrachte, aber eines Tages gingen sie zur Neige, bevor wir neue bekommen haben. Oker kreierte seine eigene Mixtur, um die Patienten am Leben zu erhalten, und sie erwies sich tatsächlich als wirksamer, daher benutzen wir sie seitdem ausschließlich.«
»Wird dadurch nicht der Heilungsprozess beeinträchtigt?«, frage ich. »Die Patienten in den Provinzen erhalten schließlich etwas ganz anderes.«
»Das könnte sich aber schon bald ändern«, entgegnet Sylvie. »Vor kurzem hat Oker dem Steuermann die Formel für seine Lösung mitgegeben. Der Steuermann will versuchen, sie auch in den Provinzen einzuführen.«
»Was sagst du dazu?«, fragt mich Cassia
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