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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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bitte alles unternehmen könnte, um herauszufinden, wo Buck Henry lebte? Ich schrieb ihm die ersten drei Zahlen der Maryland-Autonummer. Als ich den Brief beendet hatte, räumte ich hastig auf und eilte an die Eingangstür, um meine Adresse herauszufinden. Ich mußte bis zur Straßenecke laufen, wo das Schild stand. Als ich durch die Haustür zurückgekehrt war – ich hatte sie offengelassen –, kam ich mir direkt dumm vor, denn da lagen Zeitschriften mit Kittys Namen, Adresse und Postleitzahl, säuberlich zu einem Haufen gestapelt. Ich wühlte in einer Schreibtischlade, um einen Briefumschlag und Briefmarken zu finden.
    Nun mußte ich nur noch auf eine Gelegenheit warten, um den Brief aufgeben zu können. Unten im Keller schlief meine wunderschöne Puppenbraut und harrte auf den herrlichen Tag, an dem ich, Tom, Keith und Unsere-Jane nach Boston fahren würden. Fanny würde es sich in der Zwischenzeit sicherlich in Winnerrow gutgehen lassen.
    Auf Zehenspitzen ging ich die Treppe hinauf und ins Badezimmer; meinen Brief hatte ich unter den Teppich der Eingangshalle geschoben. Ich schloß die Badezimmertür hinter mit zu und atmete erleichtert auf. Mein Brief an Logan war meine Brücke zur Freiheit.
    »Schau, Cal, unsere Kleine ist schon fix und fertig angezogen für die Kirche. Also, laß uns ausnahmsweise auch mal pünktlich sein.«
    »Hübsch siehst du heute morgen aus«, sagte Cal und schaute prüfend mein neues Kleid und mein Gesicht an, das heute nicht mehr so rot und geschwollen war.
    »Sie würd’ noch besser mit einer neuen Frisur aussehen«, meinte Kitty und sah mich kritisch an.
    »Nein, laß ihre Haare in Ruhe. Ich mag es nicht, wenn die Haare so perfekt zurechtgemacht sind. Sie sieht wie eine Blume im Feld aus.«
    Kitty warf Cal einen langen, finsteren Blick zu, bevor sie in die Küche ging und in Windeseile ein Frühstück herrichtete. Ich war skeptisch, ob es überhaupt schmecken würde. Aber es waren ausgezeichnete Omeletts. Ich hätte nie geglaubt, daß eine Eierspeise so leicht und flockig sein konnte. Dazu Orangensaft… Ich hoffte inständig, daß Keith, Unsere-Jane und Tom in diesem Augenblick auch Orangensaft trinken würden.
    »Wie schmecken dir meine Omeletts?«
    »Köstlich, Mutter. Du kannst wirklich kochen.«
    »Ich hoff nur, daß du es auch kannst«, sagte sie unverblümt.
    Die Kirche war eine Art Kathedrale, hoch, prunkvoll und düster. Ich hatte noch nie ihresgleichen gesehen. »Ist es eine katholische Kirche?« flüsterte ich Cal beim Hineingehen zu. Kitty unterhielt sich gerade mit einer Bekannten.
    »Ja, aber Kitty ist eigentlich Baptistin«, flüsterte er zurück. »Kitty hofft, den rechten Glauben zu finden, und probiert alle Religionen mindestens einmal aus. Zur Zeit tut sie so, als sei sie Katholikin. Aber nächste Woche treten wir vielleicht dem jüdischen oder dem methodistischen Glauben bei. Einmal haben wir sogar zu Allah gebetet. Sag aber nichts, was sie blamieren konnte. Die Tatsache, daß sie überhaupt in die Kirche geht, wundert mich schon.«
    Mir gefiel das dunkle Gotteshaus; die brennenden Kerzen in den Nischen und neben den Heiligenstatuen und der Priester, der ein bodenlanges Gewand trug. Ich verstand nicht, was er sagte, aber ich vermutete, er sprach über die Liebe Gottes zu den Menschen und nicht über seinen Zorn. Ich kannte keines der Lieder, die alle sangen, aber ich versuchte mitzusingen, während Kitty ihre Lippen tonlos bewegte. Cal machte es ebenso wie ich.
    Bevor wir wieder gingen, mußte Kitty auf die Toilette. Das war der richtige Augenblick, meinen Brief aufzugeben. Cal sah mich traurig an. »Du schreibst jetzt schon nach Hause?« fragte er, als ich zurückkehrte. »Ich dachte, es gefällt dir hier.«
    »Ja. Aber ich muß herausfinden, wo Tom, Unsere-Jane und Keith sind. Fanny geht es sicherlich gut bei Reverend Wise. Ich muß den Kontakt mit meiner Familie aufrechterhalten, sonst leben wir uns doch ganz auseinander. Besser, ich fange gleich damit an. Die Leute ziehen ja immer wieder um… Vielleicht finde ich dann meine Geschwister nie wieder, wenn ich zuviel Zeit vergehen lasse.«
    Sanft hob er mein Gesicht zu sich empor. »Wäre es eigentlich so schlimm, wenn du deine alte Familie vergessen würdest und deine neue akzeptiertest?«
    Meine Augen füllten sich mit brennenden Tränen. Ich versuchte sie zu unterdrücken. »Cal, ich finde dich wunderbar, und Kitty… ich meine Mutter… meint es gut… aber ich liebe Tom, Unsere-Jane und Keith… sogar

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