Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser
selbstverständlich…«
»Muß jetzt gehen«, sagte Kitty vor der Tür, die hinaus in die Halle führte. »Mach, was dir die Lehrer sagen. Du gehst zu Fuß nach Hause. Hab’ dir ‘ne Liste geschrieben, was du zu tun hast, wenn ich nicht da bin. Findest sie auf dem Küchentisch. Ich hoffe, in ein sauberes, aufgeräumtes Haus zu kommen, hast du mich verstanden?«
»Ja, Mutter.«
Sie strahlte den Direktor an und tänzelte die Halle hinunter, und er folgte ihr tatsächlich, um ihr nachzusehen. Die Art und Weise, wie er ihr nachstarrte, zeigte mir deutlich, daß Kitty mit ihrer aufgesetzten Weiblichkeit der Traumfrau vieler Männer entsprach.
Der erste Tag war schwierig. Ich weiß nicht, ob ich mir die feindselige Haltung, die man mir entgegenbrachte, nur einbildete oder ob sie tatsächlich existierte. Ich fühlte mich scheu und verklemmt mit meinen wilden Haaren, meiner billigen, schlechtsitzenden Kleidung, obwohl sie besser war als das, was ich vorher besessen hatte. Ich war auch unglücklich über meine Hilflosigkeit, die Klasse sowie die Mädchentoilette zu finden. Ein hübsches Mädchen mit braunen Haaren erbarmte sich meiner und zeigte mit alles während der Pausen.
Ich mußte einige Tests machen, damit man feststellen konnte, was ich eigentlich auf der Provinzschule gelernt hatte. Meine Güte, Miß Deale hatte schon längst alles mit uns durchgenommen. Ich mußte an Tom denken, und die Tränen traten mir in die Augen. Ich wurde in die neunte Klasse eingestuft.
Irgendwie schaffte ich es, mich in der Schule zurechtzufinden und den langen, ermüdenden Tag zu überstehen. Langsam schlich ich nach Hause. Hier war es zwar nur halb so kalt wie in den Bergen, aber dafür auch nur halb so schön. Nirgends floß ein Bach mit klarem Wasser, das über Felsen hüpfte, nirgends zeigte sich ein Hase, Eichhörnchen oder Waschbär. Es war ein trüber, kalter Wintertag, der Himmel war grau und die Gesichter alle unbekannt.
Ich erreichte Eastwood Street, bog in die 210. Straße ein, kramte den Schlüssel heraus, den Kitty mir überlassen hatte, zog den Mantel aus und hängte ihn sorgfältig in der Garderobe auf. Dann eilte ich in die Küche und sah die fünf Zettel auf dem Tisch liegen. In Gedanken vernahm ich Kittys Stimme. »Lies, was du zu tun hast.«
»Ja.«
»Was, ja?«
»Ja, Mutter.«
Ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken wieder zu ordnen, und setzte mich hin, um die Zettel zu lesen. In die Küche drang kein Sonnenlicht, und sie sah ohne elektrisches Licht nur halb so freundlich aus. Ich sollte, wenn ich alleine zu Hause war, so wenig Licht wie möglich anmachen und niemals den Fernseher anstellen, wenn Kitty oder Cal nicht mitsahen.
Die Liste der Anleitungen bestand aus vier Zetteln:
ZU TUN
1. Täglich nach jeder Mahlzeit die Anrichte abwischen und die Spüle saubermachen.
2. Nach jeder Mahlzeit mit einem sauberen Schwamm die Eisschranktür abwischen und im Eisschrank alles sauber und ordentlich halten. Im Fleisch- und Gemüseabteil nachsehen, ob etwas weggeworfen werden muß. Es ist deine Aufgabe, alles aufzubrauchen, bevor es schlecht wird.
3. Benutze die Geschirrspülmaschine.
4. Entferne die Überreste aus dem Filter und vergiß niemals, den Hahn aufzudrehen, wenn die Maschine angestellt ist.
5. Das saubere Geschirr muß sofort aus der Maschine herausgeholt werden und in die Schränke auf seinen richtigen Platz geräumt werden. Tassen immer einzeln in den Schrank stellen.
6. Silberbesteck richtig in den Besteckkorb einordnen und nicht Gabeln, Messer und Löffel zu einem Haufen zusammenlegen.
7. Bevor die Wäsche gewaschen wird, muß sie aussortiert werden. Weiße Wäsche und dunkle Wäsche trennen. Meine Unterwäsche kommt zuerst in ein Netz – stell einen niedrigen Wasch gang dafür ein. Für meine andere Wäsche nimm kaltes Wasser und flüssige Seife. Cals Socken werden extra gewaschen. Leintücher, Kopfkissenbezüge und Handtücher werden separat gewaschen. Wasche deine Wäsche zuletzt.
8. Trockne die Wäsche im Trockner, wie ich es dir gezeigt habe.
9. Ordne die Wäsche in die Kleiderschränke ein. Meine Wäsche in meinen Schrank und Cals Wäsche in seinen. Deine kommt in die Besenkammer. Lege die Unterwäsche zusammen und ordne sie in die richtigen Schubladen ein. Falte die Bettücher und Überzüge zusammen und lege sie in den Wäscheschrank. Halte alles ordentlich.
10. Wische täglich Küche und Bad mit warmem Wasser und Desinfektionsmittel.
11. R EINIGE EINMAL WÖCHENTLICH DEN
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