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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Stuhl zurecht und wartete, bis ich mich gesetzt hatte. Cal lächelte mich die ganze Zeit über an. Ich wußte nicht, was ich mit der Speisekarte anstellen sollte, die der Kellner mir gereicht hatte und blickte hilflos zu Cal hinüber. Auf einmal überkam mich ein großes Verlangen nach Tom, Unsere-Jane, Keith und Großvater, so daß ich Tränen in die Augen bekam. Aber Cal bemerkte es nicht. Er las in meinem Gesicht nur Schönheit, Jugend und Unerfahrenheit, was ihm das Gefühl vermittelte, viel mehr ein Mann zu sein als in Gegenwart von Kitty. »Wenn du mir vertraust, dann bestelle ich für uns beide. Aber zuerst sag mir, was du am liebsten ißt – Kalbfleisch, Rindfleisch, Meeresfrüchte, Lamm, Huhn oder Ente?«
    Ich erinnerte mich an Miß Deale in ihrem hübschen rostbraunen Kostüm, lächelnd und stolz darauf, uns auszuführen, als sonst niemand überhaupt etwas von unserer Existenz wissen wollte. Ich dachte an ihre Geschenke – waren sie schon angekommen? Hatte man sie auf der Veranda der Hütte abgestellt, weil niemand da war?
    »Heaven, was für Fleisch willst du essen?«
    Mein Gott, wie sollte ich das wissen? Stirnrunzelnd studierte ich die komplizierte Speisekarte. Damals, als Miß Deale uns in ein Restaurant eingeladen hatte – nicht halb so vornehm wie dieses hier – hatte ich Roastbeef gegessen.
    »Nimm doch etwas, was du schon immer essen wolltest«, half er mir.
    »Also«, dachte ich laut, »Fisch habe ich schon gegessen, den haben wir aus dem Fluß in der Nähe der Hütte geangelt, Schweinefleisch habe ich auch schon gegessen, und Huhn schon oft. Roastbeef habe ich nur einmal gegessen, es war wirklich sehr gut, aber ich möchte mal was ganz Neues ausprobieren – such du etwas für mich aus.«
    Er lachte und bestellte einen Salat und ein Cordon Bleu für zwei. »Die Kinder in Frankreich wachsen mit Wein auf, aber ich glaube, wir warten noch ein paar Jahre, bis du ihn probierst.« Er empfahl mir »Escargots«, und erst nachdem ich die sechste gegessen hatte, erklärte er mir, daß es Schnecken in heißer Knoblauchsauce waren. Das französische Weißbrot in meiner Hand, mit dem ich die Sauce aufgetunkt hatte, begann leicht zu zittern.
    »Schnecken?« fragte ich, und mir wurde fast übel. Er wollte mich sicherlich nur veräppeln. »Niemand, auch nicht der dümmste Hillbilly würde etwas so Ekelhaftes wie Schnecken essen.«
    »Heaven«, sagte er mit einem warmen Lächeln in den Augen, »es wird schön sein, dir die Welt zu zeigen. Aber erzähle Kitty nichts davon. Weißt du, daß ich, seit wir verheiratet sind, nie mehr zum Essen ausgegangen bin, außer in Schnellimbiß-Restaurants? Kitty mag keine erlesenen Sachen, und sie versteht auch nichts davon. Obwohl sie sich das einbildet. Wenn sie eine halbe Stunde lang kocht, dann meint sie schon, sie habe etwas Besonderes kreiert. Hast du nicht schon bemerkt, wie schnell sie ein Gericht zusammenstellt? Weil sie nämlich nichts Schwieriges machen will. Essen warm machen, so bezeichne ich immer ihre Art zu kochen.«
    »Aber du hast doch gesagt, daß Kitty eine gute Köchin ist.«
    »Ich weiß, und sie macht auch ein ausgezeichnetes Frühstück. Das und Country-Gerichte, die mir nicht schmecken, kann sie am besten.«
    An diesem Tag verliebte ich mich ins Stadtleben, das so ganz anders als das Leben in den Bergen war.
    Kaum waren wir nach Hause gekommen, als Kitty von ihrem Töpfer-Abendkurs heimkehrte und uns gereizt anstarrte. »Was habt ihr zwei denn heute gemacht?«
    »Wir haben neue Möbel eingekauft«, sagte Cal beiläufig.
    Sie kniff die Augen zusammen. »In welchem Laden?«
    Er sagte es ihr, und ihre Miene verfinsterte sich. »Wieviel?«
    Als er ihr den Preis genannt hatte, schlug sie entsetzt ihre Hände mit den langen Krallen gegen die Stirn. »Cal, du bist ja blöd, du solltest ihr doch nur billige Sachen kaufen! Sie kann doch zwischen guter und minderwertiger Qualität nicht unterscheiden! Also, wenn ich nicht da bin, schicke die Sachen wieder zurück, wenn sie kommen, sonst erledige ich das!«
    Mein Mut sank.
    »Du wirst nichts zurückschicken, Kitty«, sagte er und ging auf die Treppe zu. »Und damit du es weißt, ich habe auch die beste Matratze, die besten Kissen und die beste Bettwäsche mit dem feinsten Bettüberzug mit Rüschen in der gleichen Farbe wie die Vorhänge gekauft.«
    Kitty schrie: »Dann bist du eben zehnmal blöd!«
    »Nun gut, dann bin ich eben blöd und werde es mit meinem und nicht mit deinem Geld bezahlen. Gute Nacht, Heaven.

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