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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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höchstwahrscheinlich der Speicher befand. Solche Veranden gibt es auf allen vier Seiten des Hauses, erklärte Cal, während er den Wagen abbremste, ausstieg und die hintere Wagentür öffnete, damit er Kitty herausheben und auf die hohe Veranda tragen konnte, auf der Kittys Familie schon wartete.
    Warum kamen sie Kitty nicht entgegen, um sie zu Hause willkommen zu heißen? Warum standen sie nur zusammengedrängt da oben auf der Veranda und sahen Cal zu, wie er Kitty auf seinen Armen hochtrug? Kitty hatte mir erzählt, daß ihre Familie gejubelt hatte, wie sie mit dreizehn Jahren mit ihrem ersten Ehemann davongelaufen war. »Haben mich nie geliebt, keiner von ihnen«, hatte mir Kitty öfter gesagt. Die kühle, distanzierte Haltung, mit der sie Kitty erwarteten, zeigte mir, daß sie sich keineswegs sonderlich freuten, sie wiederzusehen, insbesondere als hilflose Kranke – aber konnte ich ihnen daraus einen Vorwurf machen? Wenn Kitty zu dem fähig gewesen war, was sie mir angetan hatte… wie war sie dann wohl zu ihnen gewesen? Eigentlich waren sie doch sehr großzügig, sie aufzunehmen, wirklich sehr großzügig.
    Zögernd saß ich im Wagen und wollte den kühlen, sicheren Schutzraum nicht verlassen.
    Cal trug Kitty die breiten Stufen hinauf; dabei hielt er immer wieder zwischen den weißen Balustraden inne. Die Familienmitglieder starrten Kitty lediglich an, und da niemand sonst Cal half, wollte ich es tun.
    Die Haltung erinnerte mich an die Geschichte, die Großmutter immer erzählte, wie Großvater und sie Lukes Braut erwartet und beide sie abgelehnt hatten – am Anfang zumindest. O Mutter, wie schlimm es für dich gewesen sein muß! Wie schlimm mußte es jetzt für Kitty sein.
    Ich lief die Treppe hinauf, um Cal und Kitty einzuholen und sah, wie die Familie mich anschaute. Es waren keine freundlichen Blicke, aber auch nicht gerade feindliche. Alle vier starrten Cal an, als trüge er eine unerwünschte Fremde in seinen Armen. Offensichtlich wollten sie Kitty nicht, aber trotzdem fühlten sie sich verantwortlich. Sie wollten Kitty zu sich nehmen und sich so gut wie möglich um sie kümmern… »bis es vorbei ist, so oder so…«
    Die große, stattliche Frau, die Kitty ähnlich sah, mußte ihre Mutter, Reva Setterton, sein. Sie trug ein hauchdünnes, glänzendes, grünes Seidenkleid mit einer Reihe von Goldknöpfen, die von oben bis zum Saum reichten. Ihre Schuhe hatten die gleiche grüne Farbe wie ihr Kleid, und natürlich war ich dummes Mädchen davon beeindruckt.
    »Wohin kann ich sie tragen?« fragte Cal und versuchte, Kittys Gewicht zu verlagern, während sie ihre Mutter stumpf ansah.
    »Ihr Zimmer ist schon vorbereitet«, antwortete die Frau und ihre dünnen Lippen zuckten bei dem Versuch, ein Lächeln nachzuahmen. Dann streckte sie ihre großen, rötlichen Hände mir entgegen und schüttelte nur kurz meine Hand, kraftlos und widerwillig. Ihre kastanienroten Haare hatten breite, graue Strähnen, als wäre eine Pfefferminzstange auf ihrem Kopf geschmolzen und hätte große, weiße Flecken hinterlassen. Dem untersetzten, beleibten Mann neben ihr wuchsen die grauen Haare hufeisenförmig um den rosigen, kahlen Schädel. Cal stellte ihn mir als Porter Setterton vor. »Kittys Vater, Heaven.«
    »Ich trage Kitty gleich in ihr Zimmer«, schlug Cal vor. »Es war eine lange Fahrt, und der Rücksitz war wohl ziemlich unbequem für Kitty. Hoffentlich hat das Geld, das ich euch geschickt habe, ausgereicht, um alles zu besorgen, was sie braucht.«
    »Wir kümmern uns schon um unsere eigenen Leute«, bemerkte Kittys Mutter und warf ihrer Tochter einen harten, abschätzigen Blick zu. »Sieht mir ja nicht besonders krank aus mit all dieser Pampe im Gesicht.«
    »Wir sprechen später darüber«, sagte Cal und ging auf die Tür zu. Kittys Schwester Maisie, eine Art farblose Imitation Kittys, wie sie wohl mit siebzehn gewesen sein mußte, starrte mich von Kopf bis Fuß an. Der pickelgesichtige junge Mann namens Danny, mit rotblonden Haaren, wandte sein Gesicht keine Sekunde von mir ab. Ich schätzte ihn auf Anfang zwanzig.
    »Wir haben uns schon oft gesehen«, eröffnete mir Maisie in dem Versuch, Konversation zu machen. »Also, jedenfalls haben wir Sie und Ihre Familie gesehen. Alle haben immer auf die Berge geguckt – das heißt auf die Casteels.«
    Ich betrachtete Maisie und Danny und versuchte, mich an sie zu erinnern, aber ich konnte nichts mit ihren Gesichtern anfangen. Wen, außer dem Reverend und seiner Frau sowie den

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