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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Leben gut abgefunden.
    »Logan, Fanny schämt sich ihrer alten Familie«, sagte ich mit tränenerstickter Stimme. »Ich dachte, sie würde sich freuen, mich zu sehen. Es gab Zeiten, da haben wir uns nur gestritten. Aber wir sind schließlich Blutsverwandte, und ich liebe sie trotz alledem.«
    Wieder wollte er mich in seine Arme nehmen und mich küssen. Ich wehrte ihn ab und wandte mein Gesicht zur Seite.
    »Weißt du zufällig, wo mein Großvater ist?« fragte ich kleinlaut.
    »Natürlich weiß ich das. Von Zeit zu Zeit besuche ich ihn. Dann spreche ich mit ihm über dich, und ich helfe ihm dabei, seine Schnitzereien zu verkaufen. Er ist wirklich gut, weißt du, er ist ein Künstler mit seinem Schnitzmesser. Er erwartet dich. Seine Augen haben geleuchtet, als ich ihm sagte, daß du kommst. Er sagte mir, er würde ein Bad nehmen, sich die Haare waschen und sich sauber kleiden.«
    Wieder schnürte es mir den Hals zusammen… Großvater badete, ohne dazu gedrängt zu werden, wusch sich die Haare und zog sich frische Sachen an?
    »Hast du was von Miß Deale gehört oder sie gesehen?«
    »Sie ist nicht mehr hier«, antwortete er und hielt meine Hand. »Sie hat Winnerrow vor dir verlassen, das weißt du doch noch, nicht wahr? Manchmal besuche ich unsere Schule und denke an alte Zeiten. Ich sitze auf der Schaukel und erinnere mich an früher. Und außerdem – das habe ich dir ja schon erzählt – gehe ich manchmal durch die leeren Zimmer eurer Hütte.«
    »Warum tust du das?« fragte ich verlegen.
    »Ich gehe hin, um besser zu verstehen. Und ich glaube, jetzt tue ich das auch. Sich vorzustellen, daß jemand, der so intelligent und schön ist wie du, in dieser Hütte aufgewachsen ist – und Tom auch –, erfüllt mich mit Bewunderung und Hochachtung. Ich weiß nicht, ob ich an deiner Stelle so viel Mut und Energie bewiesen hätte, und wenn ich mir Tom anschaue…«
    »Du hast Tom getroffen? Wann?« erkundigte ich mich begierig.
    »Natürlich habe ich ihn getroffen!« Als er mein Gesicht sah, lächelte er mitfühlend. »Wein nicht. Es geht ihm gut. Er ist ein prima Bursche geworden, Heaven. Aber du wirst es ja selber sehen.«
    Wir näherten uns Martins Road, einer ärmeren Gegend Winnerrows, ungefähr zwölf Häuserblocks von Fanny und ihrer Prachtvilla entfernt. »Mrs. Sally Trench leitet das Pflegeheim. Dein Großvater ist bei ihr untergebracht. Ich habe gehört, dein Vater schickt monatlich Geld, um die Kosten für das Heim zu zahlen.«
    »Es ist mir egal, was mein Vater macht.« Trotzdem überraschte es mich, daß er einem alten Mann, von dem er kaum je Notiz genommen hatte, Geld schickte.
    »Natürlich magst du deinen Vater, du willst es nur nicht wahrhaben. Vielleicht hat er wirklich den falschen Weg eingeschlagen, aber du lebst und bist gesund. Fanny scheint glücklich zu sein, Tom auch. Und wenn du Keith und Unsere-Jane ausfindig gemacht hast, dann wirst du wahrscheinlich überrascht sein, wie gut es ihnen geht. Heaven, du mußt lernen, das Beste und nicht immer das Schlechteste zu erwarten; das ist die einzige Möglichkeit, deinen trüben Gedanken zu entkommen und glücklich zu werden.«
    Mein Herz war beklommen, meine Seele verletzt, als ich ihn ansah. Früher hatte ich auch an diese Philosophie geglaubt… Aber jetzt nicht mehr. Bei Kitty und Cal hatte ich versucht, so zu denken; ich hatte mich bemüht, es beiden recht zu machen, aber das Schicksal hatte mir übel mitgespielt. Wie sollte ich mein Vertrauen und meine Gutgläubigkeit zurückgewinnen? Wie hätte ich die Uhr zurückdrehen können und Cal diesmal »nein« sagen?
    »Heaven… Ich werde nie mehr jemanden so lieben, wie ich dich liebe! Ich weiß, damals waren wir beide jung und unerfahren, und später lernen wir vielleicht jemanden kennen, der uns auch anzieht. Aber in diesem Augenblick lege ich dir mein Herz in die Hand. Du kannst es wegschmeißen, und du kannst drauftreten. Aber bitte tu es nicht.«
    Ich brachte kein Wort heraus; die Schuld, die auf mir lastete, und die Scham, daß ich nicht das Mädchen war, das er sich vorstellte, ließen mich verstummen.
    »Bitte, sieh mich an. Ich brauche dich. Du läßt dich nicht anfassen, nicht in die Arme nehmen. Heaven, wir sind keine Kinder mehr. Wir sind alt genug, wie Erwachsene zu fühlen – und die Freuden des Erwachsenseins zu genießen.«
    Wieder ein Mann, der mich ausnutzen wollte!
    »Meine Familie bereitet mir genug Sorgen. Ich weiß gar nicht, wie ich es zustande gebracht habe, überhaupt erwachsen

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