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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Arm trug er etliche Essenpakete. »Bin zurück«, sagte er beiläufig, als wäre er gerade erst gestern fortgegangen. »Hab’ was zu essen mitgebracht.« Dann wandte er sich zum Gehen – zumindest dachte ich das.
    Er legte den Weg zwischen Lieferwagen und Hütte mehrmals zurück, um alle Sachen zu holen. Was nützte es, wenn wir jetzt davonliefen? Er konnte uns jederzeit mit seinen langen Beinen einholen – wenn er nicht sogar mit dem Transporter hinter uns herfahren würde.
    Zudem wollte Fanny nun nicht mehr fliehen. »Vater«, schrie sie überglücklich und tanzte um ihn herum und versuchte, ihn zu küssen und zu umarmen, bevor er noch alles abgeladen hatte.
    Immer wieder wollte sie ihm in die Arme fallen, bis es ihr schließlich gelang. »Vater, du bist zurückgekommen und hast uns wieder gerettet! Wußt’ ich’s doch, wußt’ doch, daß du mich magst! Nu’ müssen wir nicht mehr abhauen! Gefroren und gehungert haben wir, und wir wollten Essen suchen oder stehlen, wollten warten, bis der Schnee schmilzt und die Brücke wieder steht. Bin ja so froh, daß wir das alles nu’ nicht mehr machen müssen.«
    »Weglaufen, um Essen zu suchen, was?« fragte Vater mit zusammengekniffenem Mund und schmalen Augen. »Ihr kommt nirgendwohin, wo ich euch nicht finden tu’. Setzt euch hin und eßt. Dann bereitet euch für’n Besuch vor.«
    Also wieder!
    Fannys Gesicht leuchtete auf, als hätte man eine Lampe angeknipst. »Vater, diesmal bin doch ich dran, nicht? Nicht wahr? Bitte, laß es mich sein.«
    »Mach dich fertig, Fanny«, befahl Vater und ließ sich in einen Stuhl fallen, daß er fast nach unten kippte. »Hab’ dir neue Eltern ausgesucht, wie du mich gebeten hast, und genauso reich wie die von Keith und Unserer-Jane.«
    Fanny quietschte vor Vergnügen, als sie das hörte. Sie beeilte sich, Wasser auf dem Ofen aufzusetzen. Dann holte sie eine alte Aluminiumwanne hervor, die wir als Badewanne benutzten. »Ach, ich brauch’ schönere Kleider!« jammerte Fanny, während das Wasser heiß wurde. »Heaven, kannst du mir nicht’n Kleid von dir geben, das mir steht?«
    »Ich werde nichts dafür tun, daß du uns verlassen kannst«, sagte ich mit eiskalter Stimme, während mir die heißen Tränen in den Augen standen. Fanny kümmerte sich wenig darum, daß sie ihren Eid gebrochen hatte und von uns weggehen wollte.
    »Tom, hol mir noch Wasser«, trällerte sie, »ich brauch’ genug Wasser, um die Wanne voll zu machen und meine Haare zu waschen!« Widerstrebend erfüllte Tom ihren Wunsch.
    Vielleicht konnte Vater meine Gedanken lesen. Er sah kurz zu mir hinüber und spürte meinen grimmigen, kalten Blick; vielleicht erkannte er zum ersten Mal, daß er mich haßte, weil ich so anders als sein Engel war. Darauf konnte er Gift nehmen, daß ich anders war! Ich wäre nicht so dumm gewesen und hätte mich in einen ungebildeten Mann aus den Bergen verliebt, der in einer Hütte lebte und illegalen Alkohol verhökerte. Er schien zu wissen, was ich dachte, er entblößte seine Zähne zu einem spöttischen Grinsen, so daß er richtiggehend abstoßend wirkte.
    »Hast du was vor, Kleine? Dann tu’s doch. Komm schon. Ich warte.«
    Unbewußt griff ich wieder nach dem Schürhaken.
    Schnell trat Tom durch die Tür, setzte den Wasserkübel ab und eilte auf mich zu, um mich davon abzuhalten. »Er tötet dich, wenn du’s tust«, flüsterte er mir eindringlich zu und zog mich aus Vaters gefährlicher Reichweite.
    »Hast ‘nen echten Ritter, nicht wahr?« sagte Vater und blickte Tom verächtlich an. Er stand lässig auf, gähnte zufrieden, als hätte er nichts getan, wofür man ihn hassen müßte. »Sie werden jede Minute dasein. Beeil dich, Fanny, mein Mädchen. Wirst gleich sehen, wie sehr dich dein Vater liebt, wenn die Leute kommen. Sie werden dich wie ihren Augapfel hüten.«
    Kaum hatte er das gesagt, als ein Wagen in unseren Hof fuhr. Nur war es diesmal kein fremder Wagen, sondern einer, den wir sehr gut kannten und schon viele Male auf den Straßen in Winnerrow gesehen hatten. Es war ein langer, schwarzer, glitzernder Cadillac, der dem reichsten Mann von Winnerrow, Reverend Wayland Wise, gehörte.
    Endlich, endlich! Miß Deale hatte doch noch einen Ausweg gefunden, um uns zu retten.
    Wieder stieß Fanny vor Freude einen spitzen Schrei aus, kreuzte die Arme über ihre kleinen Brüste und warf mir einen triumphierenden Blick zu. »Mich wollen sie! Mich!«
    In einer Sekunde war sie angezogen, und zwar mit einem Kleid, das eigentlich

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