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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Vater. »Wenn’s so ist, wie Sie’s sagen, nehm’ ich ihn.«
    »Schauen Sie ihn sich an«, sagte Vater, ohne zu lächeln. Mit dem Farmer sprach er in einem rein geschäftsmäßigen Ton. »Tom ist vierzehn Jahre alt und fast schon einen Meter achtzig groß. Schauen Sie sich diese Schultern, diese Hände und Füße an; daran erkennt man, was aus dem Jungen mal für’n Kerl wird. Fühlen Sie mal seine Muskeln, die hat er vom Holzhacken; er kann wie ein ausgewachsener Mann Heu aufladen.«
    Pervers, es war grausam und pervers, seinen Sohn wie einen Preisbullen anzubieten.
    Der rotgesichtige Farmer riß Tom an sich und hielt ihn fest, während er in seinen Mund sah und seine Zähne kontrollierte, seine Muskeln, Schenkel und Waden befingerte und sich erkundigte, ob er an Verstopfung leide. Er stellte noch weitere peinliche Fragen, die Vater beantwortete, weil Tom sich weigerte. Als ob Vater darüber Bescheid gewußt oder sich gar jemals darum gekümmert hätte, ob Tom unter Kopfschmerzen litt oder Erektionen am Morgen hatte.
    »Ist’n gesunder Junge, natürlich hat er sexuelle Gefühle. Ich hatt’ sie auch in seinem Alter; war begierig und bereit, es den Mädchen richtig zu zeigen.«
    Was hatte er vor, wollte er Tom als Zuchtstier verkaufen?
    Der bullige Farmer schilderte seine Situation: Er heiße Buck Henry und betreibe eine Milchwirtschaft. Er benötigte dringend Hilfe. Jemand, der jung war und kräftig zupacken konnte und sich gerne einen guten Lohn verdienen wollte. »Keinen, der schwach ist, unstet und faul oder keine Befehle annehmen kann.«
    Vater ärgerte sich über das, was der Farmer gesagt hatte. »Tom ist sein Lebtag noch nicht faul gewesen.« Stolz schaute er auf Tom, der finster dreinblickte und sich neben mich stellen wollte.
    »Guter, starker Junge«, bemerkte Buck Henry zustimmend. Er überreichte Vater die fünfhundert Dollar in bar, unterschrieb die Papiere, die Vater schon fertig hatte, und nahm seine Quittung entgegen. Dann packte er Tom am Arm und drängte ihn zur Tür hinaus. Tom stemmte die Füße gegen den Boden, aber Vater war dicht hinter ihm und stieß ihm gegen das Schienbein. Großvater schaukelte und schnitzte unentwegt.
    An der Tür konnte sich Tom aus dem Griff des Farmers winden. »Will nicht gehen!« brüllte er.
    Schnell stellte sich Vater hinter mich; ich versuchte, ihm zu entkommen, aber zu spät. Seine großen Hände lagen mit gespreizten Fingern auf meinen Schultern; er brauchte sie nur etwas zu bewegen und schon lagen sie im Würgegriff um meinen Hals.
    Tom durchfuhr es kalt, als er mich wie ein Huhn dastehen sah, dem man den Hals abdrehen wollte.
    »Vater!« schrie er. »Tu ihr ja nicht weh! Wenn du Heavenly wie uns andere auch verkaufst, such ihr die besten Eltern aus! Wenn du’s nicht tust, komm’ ich eines Tages nach Hause, und dann wirst du’s bereuen, daß du jemals ein Kind in die Welt gesetzt hast.« Seine wilden Augen trafen meine. »Ich komm’ zurück, Heavenly!« schrie er weiter. »Ich hab’s versprochen und werd’ meinen Eid nicht vergessen. Ich danke dir für das, was du für mich und uns alle getan hast. Werd’ dir so oft schreiben, daß du mich gar nicht vermissen wirst – und ich werd’ dich finden, egal wo du steckst! Hab’ diesen Eid geschworen und werd’ ihn niemals brechen.«
    Meine Augen waren gereizt und geschwollen, als hätte ich zwei farblose, ausgebrannte Sonnen hinter tiefschwarzen Monden. »Tom… bitte, bitte, schreib. Wir werden uns wiedersehen, das weiß ich ganz bestimmt. Mr. Henry, wo wohnen Sie?«
    »Sagen Sie ihr’s nicht«, warnte Vater und verstärkte den Druck seiner Finger um meinen Hals. »Die hier bringt nur Ärger, und lassen Sie Tom nicht schreiben. Zumindest nicht der hier. Sie heißt Heaven. Man hätte sie Hell nennen sollen.«
    »Vater«, rief Tom. »Sie ist das Beste, was du hast, und du weißt es auch.«
    Tom war jetzt draußen, und die Türe stand offen. Es gelang mir, mit heiserer Stimme etwas hinauszuschreien. »Es gibt immer eine Brücke, Thomas Luke, vergiß das nicht. Und du wirst deine Träume verwirklichen können, ich weiß es genau!«
    Er wandte sich um und verstand mich; er winkte, lächelte, und dann stiegen sie in den Lastwagen ein, und Tom streckte seinen Kopf aus dem Fenster hinaus und brüllte mir etwas zu. »Egal, wo du bist oder wer uns auseinanderbringen will, ich find’ dich, Heavenly! Werd’ dich nie vergessen! Wir werden zusammen Keith und Unsere-Jane finden, so wie wir’s uns vorgenommen

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