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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Decken.
    Vaters schwarze Augen wurden schmal beim Anblick des Koffers, der einst ihr gehört hatte. Aber er verlor kein Wort darüber, daß ich das Hab und Gut meiner Mutter mitnahm. Ich hätte auch mein Leben hergegeben, um den Koffer vor seiner Zerstörungswut zu retten. Vielleicht ahnte er das.
    Mir kam es vor, als müßte sich Vater zweimal dazu zwingen, seinen Blick von meinem Mund abzuwenden. Entdeckte er nun, wie sehr ich seinem toten Engel glich? Ich zitterte innerlich. Ich hatte den Mund meiner Mutter; wie die Puppe in dem Brautkleid – eine Puppe, die ebenso alt aussah wie ich.
    Tief in Gedanken versunken hörte ich nicht das Klopfen an der Tür und sah nicht die zwei Paare eintreten, bis sie mitten in unserem größeren Zimmer standen. Old Smokey spuckte und spie Rauch. Vater reichte jedem die Hand und gab sich als charmanter Gastgeber. Ich sah mich um, ob ich etwas vergessen hatte.
    Stille trat ein. Eine lange, fürchterliche Stille, während der sich vier Augenpaare auf mich, die angebotene Ware, richteten. Blicke musterten mich von Kopf bis Fuß, während ich, wie in einem dunklen Netz gefangen, die zwei Paare kaum registrierte.
    Jetzt wurde mir klar, was Tom empfunden haben mußte. Tom – ich fühlte, wie er bei mir stand und seine leisen Worte mir Kraft gaben. Es wird alles gut werden, Heavenly… ‘s geht doch am Ende immer gut aus, oder?
    Der laute und scharfe Ton, in dem Vater sprach, riß mich aus meinen Träumen, und ich sah ein älteres Ehepaar vor mir stehen und dahinter ein jüngeres Paar, das sich rücksichtsvoll im Hintergrund hielt, um den Älteren bei dem Handel den Vortritt zu lassen. Ich wich in eine Ecke zurück, in die Nähe Großvaters, der dasaß und schnitzte.
    Schau her, Großvater, sieh nur, was dein herzensguter Sohn macht! Er stiehlt dir das letzte Enkelkind, das dir übriggeblieben ist und das dich liebt! Sag etwas, das ihn davon abhält, Toby Casteel… sag’s doch, sag’s doch!
    Er sagte jedoch nichts, sondern schnitzte weiter.
    Der grauhaarige Mann und seine Frau waren groß und schlank und sahen sehr vornehm aus. Beide trugen graue Mäntel, darunter hatte sie ein Kostüm und er einen Anzug an. Sie sahen intelligent und gebildet aus, und sie schienen aus einer anderen Welt zu kommen. Auch schauten sie nicht ganz so ungehemmt auf die erschreckende Armut und die mitleiderregende Gestalt Großvaters, der trotz des Besuches einfach weiterschnitzte.
    Ihre Haltung war arrogant und distinguiert, aber ihre Augen sahen mich freundlich an, während ich mich gegen die Wand drückte und mir eine panische Angst ins Gesicht geschrieben stand. Mein verschreckter Blick erweckte einen mitleidigen Schimmer in den blauen Augen des Mannes, aber die Frau zeigte keinerlei Gefühlsregung. Sie hätte genausogut über das Wetter nachdenken können. Ich seufzte wieder und schluckte den Kloß herunter, der mir im Hals steckte. Ich war in eine Falle geraten. Ich wünschte mir, daß die Zeit vorauseilen möge und es jetzt zwei Jahre später wäre. Aber jetzt, in diesem Augenblick, raste mein Herz, es hämmerte in meinem Brustkasten, daß ich weiche Knie bekam und mir übel wurde. Ich hoffte, Großvater würde mich ansehen und endlich etwas tun, aber es gelang mir nie, Großvater zum Handeln zu bewegen, wenn Vater dabei war.
    Sie mögen mich nicht, sie mögen mich nicht, dachte ich immerzu von dem älteren Ehepaar, das sich wohl nur weigerte, mich ermunternd anzulächeln, damit ich unbeeinflußt meine Wahl treffen konnte. Mit der gleichen verzweifelten Hoffnung wie Fanny neulich blickte ich jetzt zu dem jüngeren Paar hinüber.
    Der Mann war groß und gutaussehend. Er hatte dunkelbraune, glatte Haare und hellbraune Augen. Seine Frau, die neben ihm stand, war fast ebenso groß wie er. Sie war bestimmt fast einsachtzig, auch ohne ihre Stöckelschuhe. Sie hatte einen Wust kastanienbrauner Haare, die dunkler und dichter als Sarahs waren. Sarah war nie in ihrem Leben bei einem Friseur gewesen, doch es war offensichtlich, daß die Haare dieser Frau nicht ohne einen solchen auskamen. Sie hatte ihre Frisur so hoch toupiert, daß sie wie eine feste Masse wirkte. Ihre Augen hatten eine eigenartige blasse Farbe, so hell, daß sie fast farblos wirkten; man sah nur riesige Pupillen, die in einem farblosen Meer schwammen. Sie hatte die porzellanweiße, makellose Haut der Rothaarigen – und sie war perfekt geschminkt.
    Irgendwie hatte sie etwas Vertrautes an sich wie jemand aus den Bergen… Im Gegensatz zu dem

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