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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ihr auszurichten, daß ich nach ihr gefragt habe?«
    »Das werde ich tun.« Ihre Stimme klang kalt und ungerührt. Sie hatte wohl gehofft, daß ich sie – so wie Vater – übergehen würde. »Und du sagst deinem Vater, daß er diese Kirche nicht mehr betreten soll. Wir würden es begrüßen, wenn kein einziger Casteel mehr zum Gottesdienst käme.«
    Entsetzt starrte ich die Frau an, deren Mann soeben eine Predigt darüber gehalten hatte, wie sehr Gott die Sünder liebt und sie in seinem Haus willkommen heißt. »Sie haben aber eine Casteel in Ihrem Haus, oder?«
    »Falls du auf unsere Tochter anspielst, so ist ihr Name amtlich geändert worden. Sie heißt jetzt Louisa Wise.«
    »Louisa ist Fannys zweiter Vorname!« rief ich. »Solange ihr Vater noch lebt, können Sie doch nicht einfach ihren Namen ändern.«
    Jemand schubste mich von hinten an.
    Plötzlich stießen mich viele Hände auf die Holztreppe hinaus. Erschrocken und wütend drehte ich mich um und wollte etwas über Heuchler hinausschreien, als Logan direkt vor mir stand. Wenn er nicht gewesen wäre, dann hätte ich selbst Reverend Wise angeschrien und die ganze Wahrheit hinausgebrüllt. Aber auch Logans Augen blieben starr und blickten wie durch mich hindurch. Er sagte kein Wort. Er lächelte nicht einmal.
    Es war, als wolle er mich nicht sehen! Und mir, die ich dachte, daß mich nach dem Verlust von Sarah, Großmutter, Unserer-Jane, Keith und Tom nichts mehr verletzen könnte, sank das Herz in einen tiefen, schwarzen Brunnen der Hoffnungslosigkeit.
    Was war in der Zwischenzeit passiert, seit er mich zum letzten Mal gesehen hatte?
    Logan, Logan, wollte ich rufen, aber der Stolz erhob wieder sein Haupt, und meine Lippen blieben verschlossen. Ich reckte das Kinn vor und schritt an der etwas abseits stehenden Familie Stonewall vorbei.
    Vater packte mich wieder am Arm und zerrte mich weg.
     
     
    In dieser Nacht, während ich auf dem Boden lag, ganz in der Nähe des rauschenden Old Smokey, hörte ich den alten Boden aus Kiefernholz knarzen. Vater war aus dem Bett gestiegen und ging im kleinen Zimmer nebenan auf und ab. Geräuschlos wie seine indianischen Vorfahren schlich er sich an mich heran. Ich hielt die Augen halb geschlossen und sah seine nackten Füße und Beine. Ich tat so, als wälzte ich mich im Schlaf herum und legte mich auf die andere Seite mit dem Rücken zu ihm. Dabei verkroch ich mich tiefer in die verschmutzte Decke.
    Hatte er sich neben den Ofen hingekniet, um meine Haare zu berühren? Ich fühlte, wie etwas ganz zart über meine Haare glitt. Er hatte mich noch nie in seinem Leben angefaßt. Ich erstarrte und wagte kaum zu atmen. Mein Herz hämmerte wild, und unwillkürlich riß ich meine Augen weit auf. Berührte er mich tatsächlich?
    »So seidig«, hörte ich ihn murmeln, »wie ihre…«
    Dann lag seine Hand auf meiner entblößten Schulter, die sich irgendwie aus der Decke befreit hatte; die Hand, die mich immer grausam geschlagen hatte, strich nun sanft über meinen Oberarm hinunter und wieder hinauf und blieb schließlich in meiner Nackenbeuge liegen. Eine unendlich lange Zeit fühlte ich nur Angst und wartete darauf, daß etwas Schreckliches passierte.
    »Luke… Was machst du?« fragte Großvater in einem eigenartigen Tonfall.
    Vater zog sofort seine Hand zurück.
    Vater hatte mich nicht geschlagen! Er hatte mir nicht weh getan! Immer wieder mußte ich über die Zärtlichkeit seiner Hand auf meiner Schulter und meinem Arm nachdenken. Warum hatte er mich nach all den vielen Jahren auf einmal so liebevoll berührt?
    Bei Morgengrauen weckte mich Großvaters dünne Stimme. Er stand am Ofen und hatte gerade Wasser aufgesetzt, um mir noch ein paar Minuten Schlaf zu gönnen. Ich hatte verschlafen, wahrscheinlich weil ich gestern nacht zu lange gegrübelt hatte.
    »Hab’ dich gesehen, Luke! Ich dulde es nicht! Laß das Kind in Ruh. Die ganze Stadt ist voller Frauen, die du haben kannst, wenn du in Ordnung bist, aber nu’ brauchst du weder ‘ne Frau noch ‘n Mädchen.«
    »Sie gehört mir!« tobte Vater. »Und ich bin gesund!« Ich wagte es, aus der Decke hervorzulugen und sah, daß sein Gesicht rot angelaufen war. »Sie ist von meinem Samen… und ich kann mit ihr tun und lassen, wozu ich, verdammt noch mal, Lust hab! Sie ist alt genug. Ihre Mutter war ja kaum älter, als sie mich geheiratet hat.«
    Großvaters Stimme klang so dünn wie der Nordwind. »Ich erinnere mich an die Nacht, an der die Welt für dich für immer dunkel wurde, und

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