Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
mich die ganze Zeit an. Sarah hatte auch rote Haare gehabt und war so liebevoll gewesen – zumindest bis das Baby starb.
    Ja, das jüngere Paar war gewiß unterhaltsamer und weniger streng. So fällte ich meine unüberlegte, hastige Entscheidung.
    »Die«, sagte ich und zeigte auf die Rothaarige und ihren gutaussehenden Mann. Die Frau schien etwas älter zu sein, aber das machte nichts, sie war jung genug, und je länger ich sie mir ansah, um so hübscher kam sie mir vor.
    Die farblosen Meeraugen mit den runden, schwarzen Fischen in der Mitte bekamen einen eigenartigen Glanz – war es vor Freude? Sie eilte auf mich zu, schlang die Arme um mich und drückte mich gegen ihren üppigen Busen, daß ich beinahe erstickte. »Wirst es nich’ bereuen«, sagte sie halb lachend und warf zuerst Vater und dann ihrem Mann einen triumphierenden Blick zu. »Werd’ die beste Mutter sein für dich, die aller-, allerbeste…«
    Auf einmal, so als hätte sie glühende Kohlen angefaßt, ließ sie ihre Arme jedoch sinken und trat einen Schritt zurück. Sie sah an sich herab, ob ich nicht ihren pinkfarbenen Hosenanzug beschmutzt hätte, und fuhr mit einer heftigen Handbewegung darüber.
    Aus der Nähe sah sie eigentlich nicht mehr so hübsch aus. Ihre schwarzumrandeten Augen standen etwas zu nah beieinander, und ihre Ohren waren so klein und lagen so eng an ihrem Kopf, daß man sie beinahe nicht sah. Aber wenn man sie nicht gerade Stück für Stück auseinandernahm, war der Gesamteindruck doch der einer wunderschönen Frau.
    Ehrlich gesagt, hatte ich noch nie eine Frau von so aufdringlicher Weiblichkeit gesehen. Sie signalisierte Sexualität, mit ihrem wogenden Busen, ihren vollen Gesäßbacken und der schmalen Taille – die als Stütze für den Torso bestimmt überfordert war. Ihr gestricktes Oberkleid war so eng, daß es über den Wölbungen dünner wurde. Ihre Hose betonte das große V ihres Schritts – was Vater dazu veranlaßte, sie seltsam anzulächeln, weniger bewundernd als verächtlich.
    Warum lächelte er so? Wieso konnte er eine Frau verachten, die er gar nicht kannte? Allerdings mußte er sie ja schon einmal gesehen haben, sonst wäre er nie mit ihr ins Geschäft gekommen.
    Jetzt sah ich – zu spät – verzweifelt zu dem älteren Paar hinüber. Sie hatten sich schon abgewandt und gingen auf die Tür zu. Ich hatte das Gefühl, als versänke ich.
    »Vielen Dank, Mr. Casteel«, sagte der ältere Gentleman, als er hinaustrat und seiner Frau über die Türschwelle half. Sie schienen erleichtert, als sie auf ihren schwarzen Wagen zugingen. Vater eilte ihnen nach und ließ die Tür hinter sich offen. Er murmelte ein paar Worte und ging wieder rasch in die Hütte zurück.
    Kaum war er drinnen, grinste er mich spöttisch an.
    Hatte ich die falsche Wahl getroffen? Mein Magen flatterte vor Angst, und Zweifel zermarterten mich.
    »Ich heiße Calhoun Dennison«, sagte der gutaussehende Mann, trat auf mich zu und nahm meine zitternde Hand in seine, »und das ist meine Frau, Kitty Dennison. Ich danke dir, daß du uns ausgesucht hast, Heaven.«
    Er hatte eine sanfte, leise Stimme, kaum lauter als ein Flüstern. War es die Stimme eines gebildeten Mannes? Es mußte wohl so sein, denn alle ungebildeten Männer, die ich kannte, brüllten, schrien und zeterten.
    »O Cal, ist sie nicht einfach süß?« zirpte Kitty mit einer leicht schrillen Stimme. »Wird doch mächtig Spaß machen, sie einzukleiden und hübsch herzurichten, oder?«
    Ich atmete schwer. Großvater weinte neben mir leise vor sich hin. Großvater, Großvater, du hättest eher etwas sagen sollen. Warum zeigst du erst jetzt, daß du mich magst, da es zu spät ist?
    »War’s nicht ganz einfach, Cal?« fragte Kitty lachend und umarmte und küßte ihn dabei, was Vater dazu veranlaßte, sich abzuwenden, so als widerte ihn ihr Getue an, »Dacht’ schon, sie würd’ die in ihrem großen, teuren Wagen und den schweren kostbaren Mänteln wählen, aber ‘s war ja so einfach.«
    Wieder fühlte ich, wie Panik in mir hochstieg.
    »Liebling«, sagte Kitty und hörte mit dem Geschmuse auf, »hol schnell deinen Mantel, aber kannst deine anderen Sachen hier lassen. Werd’ dir alles neu kaufen, nagelneu. Will keine schmutzigen Bakterien in meinem sauberen Haus…« Sie sah sich noch einmal in der Hütte um, und diesmal zeigte sie ihren Ekel ganz unverhohlen. »Möcht’ so schnell wie möglich hier raus.«
    Mit bleischweren Beinen nahm ich meinen alten Mantel vom Nagel im Schlafzimmer, zog

Weitere Kostenlose Bücher