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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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den langen Korridor entlangzufahren. Kurz darauf entdeckte ich Parson, den Hausmeister, der meinen Fernseher aufgestellt hatte. Ein anderer Mann, ebenfalls im Overall, stand direkt an der Treppe. Fragend richtete ich meine Augen auf Tony, der mich nun mit einem breiten Lächeln vorwärts schob.
    Und dann sah ich die Überraschung.
    Er hatte einen Fahrstuhl einbauen lassen! Ich konnte nun mit meinem Rollstuhl zur Treppe fahren und dort in einen Aufzugstuhl rutschen. Dann brauchte ich nur noch auf einen Knopf zu drücken, um langsam die Treppe hinunterzugleiten.
    »Damit wird es sehr einfach sein, dich die Treppe hinauf- und hinunterzubringen«, sagte Tony. »Und bestimmt wirst du es bald ohne Hilfe können, da bin ich mir sicher. Ich werde einen zweiten Rollstuhl kommen lassen, der dann unten auf dich wartet.«
    Einen Moment lang starrte ich die neue mechanische Vorrichtung nur an. Ich wußte, daß Tony über meine Reaktion enttäuscht war, aber ich konnte es nicht ändern. Dinge wie dieser Aufzug erinnerten mich daran, daß ich gelähmt war und daß bis zu meiner vollständigen Genesung noch ein weiter Weg vor mir lag.
    »Aber Tony«, sagte ich, »ich werde ja bald wieder gehen können! Du hast das viele Geld ganz umsonst ausgegeben!«
    »Oh, machst du dir deswegen Sorgen? Das ist kein Problem. Die Anlage ist nur gemietet. Wir werden sie so lange benutzen, wie wir sie brauchen, und dann zurückgeben. Und was den zweiten Rollstuhl betrifft – die Ausgabe tut mir nicht weh, da kannst du sicher sein. Und jetzt«, fügte er hinzu und klatschte in die Hände, »ist es Zeit für deinen ersten Testflug, denke ich. Ich habe den Lift bereits selbst ausprobiert, und er hat mein Gewicht problemlos ausgehalten; also wird es mit deinem erst recht keine Schwierigkeiten geben.«
    Ich hoffte, Mrs. Broadfield würde mir zu Hilfe kommen, und warf einen Blick zurück, doch sie war noch immer in meinem Zimmer. Von meinem Rollstuhl aus erschien die Treppe fürchterlich steil und tief.
    »Du mußt dich nur neben den Treppenlift rollen«, erklärte Tony, »dann die rechte Armstütze des Stuhles hochklappen und dich hineingleiten lassen. Ich denke, daß du das ohne Hilfe schaffen kannst.«
    Wie eine düstere Symphonie, die immer stärker anschwoll, durchströmten Wellen der Angst meinen Körper, und ich spürte, wie kalter Schweiß über meinen Rücken rann. Ich hatte Angst, daß ich die großen Marmorstufen hinunterstürzen und mir alle Knochen brechen würde.
    Parson und der Mann neben ihm sahen mich mit besorgten Augen freundlich an. Ich lächelte das tapferste Lächeln, das ich zustande brachte, und begann mich neben den Treppenlift zu rollen. Dann versuchte ich, die Armstütze meines Rollstuhls hochzuklappen. Sie klemmte, doch niemand kam mir zu Hilfe. Das ist sicherlich Teil der Prüfung, dachte ich – sie wollen sehen, ob ich es alleine schaffe. Schließlich gelang es mir, die Armlehne zu lösen, und ich begann, in den Fahrstuhl hinüberzurutschen.
    »Wenn Sie richtig drinsitzen«, sagte der Mann neben Parson, »dann schnallen Sie sich mit dem Sicherheitsgurt fest, genauso, wie Sie es in einem Auto machen würden.«
    Als ich das Wort »Auto« hörte, begann mein Herz auf einmal wild zu rasen. Meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich hatte das Gefühl, daß ich keine Luft mehr bekam. Wo war Mrs. Broadfield? Wieso war sie ausgerechnet jetzt nicht an meiner Seite?
    »O Tony, ich weiß nicht, ob ich das kann«, jammerte ich.
    »Sicher kannst du das. Du wirst in der Lage sein, allein diese Treppe zu überwinden und mit deinem Rollstuhl in mein Büro fahren. Vielleicht kannst du auch zu den Mahlzeiten an den Tisch im Eßzimmer kommen und dort sitzen, wo deine Mutter immer saß. Und du willst doch sicher auch den Park erkunden?«
    »Wenn Sie fertig sind, Miß, dann drücken Sie einfach auf den roten Knopf auf der rechten Armlehne, und Sie werden langsam hinuntergleiten«, sagte der Mann. »Und wenn Sie auf den schwarzen drücken, fährt der Stuhl nach oben.«
    »Los geht’s«, feuerte mich Tony an.
    Zitternd drückte ich auf den roten Knopf und schloß die Augen. »Strebe nach den höchsten Gipfeln«, hörte ich Luke sagen. »Du kannst es, Annie. Du und ich, wir überwinden die schwierigsten und größten Hindernisse, die das Schicksal uns in den Weg stellt. Wir können das. Streng dich noch mehr an.
    Du schaffst es, wenn du nur willst.«
    Wie sehr wünschte ich, er wäre hier, würde mich ermutigen und meine Hand halten. Mit Luke an

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