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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Künstlers bearbeitete. Schließlich hob er langsam seine Augen, bis sie den meinen begegneten. »Wenn ich dich hier so sitzen sehe, dann muß ich einfach an deine Großmutter Leigh denken.«
    »Warum sagst du das, Tony?«
    »Weil du so aussiehst – jung, unschuldig, so weich, und dein Haar …«
    Ich begann zu bereuen, daß ich zugestimmt hatte, meine Haarfarbe zu wechseln. Vielleicht war das der Grund, warum Tonys Sinne sich verwirrten, wenn er mich anschaute.
    »Ich ziehe mich jetzt besser an, Tony«, sagte ich.
    »Ja, natürlich.« Er erhob sich und schob mich aus dem Badezimmer heraus zum Bett, wo er das blaue Baumwollkleid zurechtgelegt hatte. »Ich helfe dir«, erbot er sich und zog hastig einen Slip und einen Büstenhalter aus dem Schrank. Erneut kniete er sich vor mir hin.
    »Ich kann das schon, Tony.« Ich griff nach dem Slip, aber er hob einfach meine Füße ein wenig hoch und ließ ihn über meine Fesseln gleiten. Dann schob er ihn langsam meine Beine hinauf, mit starrem Blick, ohne auch nur einmal meine Haut zu berühren. Als er bei meinen Oberschenkeln angekommen war, ließ er den Slip los und ging um mich herum. Ich wußte nicht, wie ich ihm Einhalt gebieten sollte. Mit Hilfe seiner Unterarme hob er mich gerade genug hoch, um den Slip ganz heraufziehen zu können. Ich schloß die Augen, wollte nicht wahrhaben, was geschah. Er begann, das Handtuch, in das ich mich gewickelt hatte, zu öffnen.
    »Tony, bitte, laß mich das selbst machen.«
    »Ich helfe dir doch nur«, beharrte er und hielt mir den Büstenhalter vor die Brust. Ich steckte schnell meine Arme durch die Träger, aber als ich den Verschluß zumachen wollte, kamen mir seine Hände zuvor. »Und jetzt das letzte Kleidungsstück«, verkündete er, und stellte sich mit dem Kleid vor mich hin.
    »Tony, ich glaube nicht, daß dieses Kleid – «
    »Heb nur deine Arme hoch. Es ist ganz einfach.«
    Widerstrebend hob ich die Arme und ließ ihn das Kleid über meinen Kopf streifen. Es war die einfachste Möglichkeit, diese Szene zu beenden. Er hob mich ein wenig hoch, damit er mir das Kleid ganz überstreifen konnte, und machte dann einen Schritt zurück.
    »Siehst Du? Es ist gar nichts dabei. Ich werde jeden Morgen da sein, um dir zu helfen, Annie.«
    »Jeden Morgen? Aber morgen kommt doch sicher eine neue Krankenschwester?«
    »Das hoffe ich, aber ich werde jetzt sehr viel besser darauf achten, wen ich einstelle. Wir wollen doch keine zweite Mrs. Broadfield, oder?« Er lächelte und klatschte dann in die Hände. »Und jetzt laß mich nach deinem Frühstück sehen«, fügte er hinzu und verließ eilig das Zimmer, beflügelt von seinen vollbrachten Taten und seinen weiteren Plänen.
    Einige Minuten später kam er mit dem Frühstückstablett zurück.
    »Du hast sicher Hunger heute morgen«, sagte er und stellte es vor mich hin.
    »Ja, ich bin fast am Verhungern.« Ich hoffte, daß das ein weiteres Zeichen für meine Genesung war.
    »Ich ziehe mich nur schnell an, während du ißt«, sagte er und eilte hinaus.
    Als er zurückkehrte sah er ziemlich ungepflegt aus, ganz so, wie ihn Drake in seinem Brief beschrieben hatte: Seine Haare hingen ihm unordentlich herunter, die Krawatte war nicht gebunden und hatte Flecken; Jackett und Hose waren ziemlich zerknittert. Es war, als hätte er Kleider angezogen, die eigentlich in die Wäsche gehören.
    »Guten Morgen«, sagte er, als würde er mich an diesem Tag zum ersten Mal sehen. Ich starrte ihn nur verwundert an, aber er schien es nicht zu bemerken. Überhaupt beachtete er mich kaum, sondern trat zum Fenster, verschränkte die Hände auf dem Rücken und blickte hinaus, wobei er auf den Fersen hin- und herwippte. Dann fuhr er sich rasch mit der Zunge über die Lippen, blies kurz die Backen auf und nickte. Erneut hatte ich das Gefühl, daß er zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herwanderte. Mit der Zeit begann mich sein Verhalten ernsthaft zu beunruhigen.
    »Ich fühle mich heute morgen um einiges kräftiger, Tony«, sagte ich. »Wirst du mich heute auf meinem ersten Ausflug begleiten?«
    Er schien meine Frage gar nicht gehört zu haben.
    »Ich verspreche es dir«, begann er unvermittelt. »Ich werde dir ein Zuhause geben mit allem, was dazugehört…«
    »Ein Zuhause? Ich verstehe nicht, Tony. Ich habe ein Zuhause…«
    »Nach allem, was ich bisher von dir weiß, gewöhnst du dich rasch an neue Dinge. Warte nur ab, auf längere Sicht wirst du dich in Boston wohler

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