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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Diesmal verweilten seine Lippen sehr lange auf meiner Haut, und er umfaßte meine Schulter, so als wollte er mich nie mehr wieder loslassen. »Gute Nacht«, flüsterte er.
    »Gute Nacht, Tony«, sagte ich und sah ihm nach, als er so leise hinausging wie einer von Rye Whiskeys Geistern. An der Tür drehte er das Licht aus, und Dunkelheit umfing mich.
    Trotz der Schlaftablette war ich zu aufgeregt, um gleich einzuschlafen. Immer wieder versuchte ich, meine Zehen zu bewegen und glaubte schließlich, das bereits vertraute Kribbeln in meinen Füßen zu spüren. Mir kam der Gedanke, daß ich mich gar nicht so sehr von einem neugeborenen Baby unterschied, das seine Glieder und überhaupt seinen eigenen Körper entdeckte. Jede winzige Bewegung, jede Empfindung war wie ein kleines Wunder. Oh, wie sehr wünschte ich mir, ich könnte diese Wiederbelebung meines Körpers mit jemandem erleben! Wie wunderbar wäre es, wenn Luke jetzt bei mir wäre! Er würde mich umarmen und an sich drücken, mich küssen und mein Haar streicheln. Bei dem Gedanken daran bebte ich vor Erregung. O Luke, rief ich in Gedanken aus, ist es denn wirklich eine Sünde, daß ich so etwas denke?
    Endlich tat die Schlaftablette, die Tony mir gegeben hatte, ihre Wirkung. Meine Augenlider wurden immer schwerer, bis ich sie kaum mehr offenhalten konnte. So schloß ich sie, und das nächste, woran ich mich erinnern konnte war, daß mir die Sonne ins Gesicht schien und Tony dabei war, die Vorhänge zu öffnen. Er hatte noch seinen Morgenrock und seine Hausschuhe an, war aber bereits rasiert. Der ganze Raum war vom Geruch seines Aftershave erfüllt.
    Mein erster, angstvoller Gedanke war, ich könnte womöglich alles nur geträumt haben; die Empfindung in meinen Beinen und meine erfolgreichen Versuche aufzustehen. Ich konzentrierte mich ganz stark darauf meine Beine zu bewegen und – sieh da! – diesmal beugten sich meine Knie ein wenig.
    »Tony!« schrie ich. Er wirbelte herum, als hätte ich ihm einen Schlag ins Genick versetzt. »Meine Beine… ich kann sie jetzt viel leichter bewegen, und ich habe auch viel mehr Gefühl in ihnen.«
    Er nickte nur, öffnete die letzten Vorhänge und eilte dann geschäftig im Zimmer umher, um alles vorzubereiten, damit ich mich waschen und anziehen konnte.
    »Das solltest du heute anziehen, Annie«, sagte er und nahm eines von Mammis ehemaligen Kleidern aus dem Schrank. Seine Augen glänzten. »Du siehst wunderschön darin aus.«
    »Ich hatte es noch nie an, Tony.«
    »Dann solltest du es jetzt anziehen. Du wirst wunderschön darin aussehen. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Es war ein langes, leichtes, blaues Baumwollkleid mit gerafften Ärmeln und einem großen bestickten Kragen. Ich fand es ziemlich unpassend. Ein solches Kleid zog man vielleicht an, wenn man zu einer Teeparty ging, aber nicht, wenn man untätig in seinem Zimmer herumsaß.
    »Ich kann mir meine Kleider selbst aussuchen, Tony. Du brauchst dich nicht darum zu kümmern«, sagte ich. Ich war mir sicher, daß ich an diesem Morgen nicht mehr so viel Hilfe wie gewöhnlich brauchen würde. Um dies zu beweisen, setzte ich mich auf, zog meine Beine vorsichtig unter der Bettdecke hervor und ließ sie über den Bettrand baumeln.
    »Was machst du da?« schrie er entgeistert.
    »Ich stehe auf. Siehst Du, das kann ich jetzt schon allein machen!«
    »Hast du denn gar nichts begriffen von dem, was der Arzt gestern gesagt hat? Warte auf mich«, befahl er. »Wenn du zu stehen versuchst und dabei hinfällst, kannst du dir die Knochen brechen. Willst du nach allem, was passiert ist, auch noch sechs Wochen lang in einem Gipsverband herumliegen?«
    Erschrocken hielt ich inne. »Ist gut, Tony. Ich warte«, sagte ich eingeschüchtert.
    Er legte das Kleid ans Fußende des Bettes und schob dann den Rollstuhl zu mir. Ich rutschte weiter zur Bettkante, bis meine Füße den Boden berührten, aber als ich gerade wirklich das Gewicht auf meine Beine verlagern wollte, hob er mich hoch und setzte mich in den Stuhl.
    »Ich glaube, ich hätte es allein geschafft, Tony.«
    »Ich kann kein Risiko eingehen, was dich betrifft, Annie.
    Der Arzt würde mir die Schuld geben, wenn dich irgend etwas zurückwerfen würde.«
    »Ich dachte, ich sollte dafür sorgen, daß meine Muskeln wieder kräftiger werden?«
    »Alles zu seiner Zeit«, sagte Tony belehrend. »Du darfst die Dinge jetzt nicht überstürzen. Und jetzt, was dieses Kleid angeht – «
    »Ich werde mir selbst etwas aussuchen, wenn ich mich

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