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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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alles erzählt habe, wirst du mich verstehen«, antwortete ich. Ich war ziemlich bestürzt über seinen Ausbruch. Er zeigte sich von einer Seite, die mir bisher vollkommen verborgen geblieben war. Das also war der Tony Tatterton, vor dem die Angestellten zitterten und die Diener kuschten, der rücksichtslose Boß, der es nicht ertragen konnte, wenn sich jemand nicht seinen Wünschen und Befehlen unterordnete.
    »Bringt sie hinauf!« brüllte er, bevor ich noch etwas vorbringen konnte. »Und benutzt nicht erst den Aufzug! Ich will, daß sie schnell oben ist! Sie sieht erschöpft aus.«
    Parson und der andere Mann sprangen auf Tonys Befehl hin herbei und ergriffen meinen Stuhl. Sie schoben mich bis zur Treppe und hoben mich dann samt Rollstuhl hoch, um mich die Stufen hinaufzutragen.
    »Einen Moment, Tony. Ich will noch nicht hinauf. Ich fühle mich eingesperrt in diesem Zimmer. Ich möchte heute im Eßzimmer zu abend essen, und ich möchte mich frei durchs Haus bewegen können. Ich habe heute meine ersten Schritte gemacht«, verkündete ich stolz.
    »Erste Schritte? Wo? Du brauchst deinen Schlaf, deine heißen Bäder, deine Massagen. Du weißt ja nicht mehr, was du tust. Der Arzt wird toben. Du wirst bestimmt wieder einen schlimmen Rückschlag erleiden!«
    »Aber Tony – «
    »Bringt sie jetzt nach oben!« brüllte Tony erneut. »Worauf wartet ihr noch?«
    »Schluß damit. Stellt mich hin«, verlangte ich. Parson und der Arbeiter blickten erneut Tony an, und was sie in seinem Gesicht sahen, ließ sie sichtlich erschrecken.
    »Tut mir leid, Miß, aber wenn Mr. Tatterton glaubt, daß es so am besten ist, dann tun wir es lieber.«
    »Oh. Na gut«, sagte ich, als ich bemerkte, in welch schwierige Situation ich die Angestellten sonst bringen würde. »Tut, was er euch aufträgt.«
    »Gut, Miß.« Sie hoben mich mühelos hoch und trugen mich die Treppe hinauf.
    »Sie können mich jetzt abstellen«, sagte ich, als wir oben angekommen waren. »Ich werde selbst in mein Zimmer fahren.«
    Als ich die Tür zu meinen Zimmern passiert hatte, zog ich sie mit einem Schwung in meine Richtung. Sie fiel mit einem lauten Knall zu. Dann saß ich in der Stille und blickte auf mein Bett, meinen Gehapparat, meine ganze medizinische Ausstattung. Es war so deprimierend nach meinem Ausflug ins Freie! Ich war entschlossen, dem allen jetzt ein Ende zu machen. Luke würde meine Nachricht sicherlich erhalten und zu mir kommen.
    Und wenn er da war, würde ich ihn bitten, mich mit nach Hause zu nehmen.
    Und ich würde diesen Ort verlassen, dieses Haus mit seinen Geistern und quälenden Erinnerungen und seiner leidvollen Vergangenheit.
    Luke und ich mochten unsere Traumwelt verloren haben, aber wir würden einander haben. Allein dies war Grund genug, Farthinggale Manor zu verlassen.

 
    20. K APITEL
     
    F LUCHT AUS DEM G EFÄNGNIS
     
     
     
    Erschöpft von meinem ersten Ausflug, meinen Gehversuchen und Tonys theatralischem Ausbruch, fuhr ich mit dem Rollstuhl langsam zum Bett. Als ich gerade aus meinem Rollstuhl hineinrutschen wollte, kam Tony herein.
    »Annie, du darfst niemals die Tür zumachen«, schimpfte er. »Wie soll ich da wissen, ob du etwas brauchst? Und wie du dich abkämpfst, um ins Bett zu gelangen. Du hättest doch wissen müssen, daß ich gleich kommen würde, um dir zu helfen.« Er zog den Rollstuhl zurück und beförderte meine Beine mit einem Schwung aufs Bett.
    »Ich kann das allein«, sagte ich mit Nachdruck.
    »O Annie. Du bist genau wie Heaven – genauso eigensinnig! Ihr beide könntet den geduldigsten Menschen zur Weißglut bringen.«
    »Wir beide?« Ich fuhr herum. »Mammi ist tot… tot!« schrie ich. Ich war müde und erschöpft und hatte nicht mehr die Geduld, um auch noch seine Verwirrtheit zu ertragen.
    »Das weiß ich, Annie«, sagte er mit sanfter Stimme und schloß für einen Moment die Augen. »Es tut mir leid. Und es tut mir auch leid, daß ich unten so barsch zu dir sein mußte. Aber du hast etwas sehr Böses getan, und ich war wirklich außer mir.«
    »Schon gut, Tony. Schon gut«, sagte ich, denn ich hatte keine Lust, dieses Gespräch noch weiter in die Länge zu ziehen. Ich wollte nur noch ins Bett, ausruhen, essen und auf Luke warten.
    »Ich weiß, es war nicht richtig von mir, aber ich werde es wieder gutmachen. Das verspreche ich dir. Du wirst schon sehen. Es gibt so viele Dinge, die ich gerne für dich tun würde, Annie, Dinge, die ich tun werde, Dinge, die ich auch für Heaven getan hätte, wenn sie es

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