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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Rollstuhl und meinen Geh-Apparat weggenommen?« fragte ich. Er antwortete nicht. Er stand einfach da und starrte mich durch die Dunkelheit an. »Tony!« schrie ich ihn an, und meine Stimme klang ganz schrill. »Warum antwortest du nicht? Warum stehst du da und starrst mich so an? Du machst mir Angst!« Stille. Dann antwortete er endlich.
    »Hab keine Angst, Leigh«, raunte er.
    »Was?«
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich will dir nicht wehtun.«
    Er sprach, als würde er auf ein kleines Mädchen einreden, das durch sein plötzliches Erscheinen erschrocken war.
    »Tony, was sagst du da?«
    »Ich sage, ich liebe dich, ich will dich. Ich brauche dich wirklich, Leigh.« Aus seinem Mund kam nur mehr ein heiseres, kehliges Flüstern.
    »Leigh? Ich bin nicht Leigh. Ich bin Annie. Tony, irgendetwas stimmt nicht mit dir. Bitte… hol Rye. Ich will mit Rye reden. Ich habe Hunger.« Ich war nervös und verängstigt. »Ich habe das Abendessen verschlafen, und ich habe Hunger. Ich bin sicher, Rye wird gerne aufstehen und mir etwas machen.« Ich redete immer weiter, in der Hoffnung, ihn aus seinem Traum zu reißen. Er hatte wie ein Schlafwandler gesprochen und blickte so eigenartig starr vor sich hin. »Geh und weck ihn bitte auf. Bitte!«
    »Sie schläft. Sie wird nichts erfahren«, sagte er und trat an mein Bett.
    »Sie? Wer schläft?« Mein Herz klopfte immer heftiger. Es war, als würden meine Lungen im nächsten Augenblick versagen. Ich bekam nur mehr mit Mühe Luft. Mein Gesicht glühte, mein Hals ebenfalls, und mein Mund war wie ausgetrocknet. Ich brachte es nicht einmal mehr fertig, zu schlucken.
    »Nicht, daß es eine Rolle spielen würde. Sie weiß ohnehin nicht, was ich nachts mache und wo ich hingehe. Sie will es gar nicht mehr wissen. Sie hat ihre eigenen Interessen, ihren eigenen Freundeskreis.« Er lachte. »Und sie hatte sich selbst… und das hat ihr immer genügt. Aber mir ist das nicht genug, Leigh. Du hattest recht.« Er ergriff meine Hand. Ich zog sie zurück und rutschte so schnell ich konnte auf die andere Seite des Bettes. Die Kraft im unteren Teil meines Körpers, die ich tagsüber verspürt hatte, war völlig verschwunden. Alles, was ich empfand, war Angst und Entsetzen, meine ganze Energie war wie weggeblasen. Ich fühlte mich wie betäubt, und zwar nicht nur in meinen Beinen. Ich mußte ihn wieder zur Vernunft bringen…
    »Tony, ich bin nicht Leigh. Ich bin Annie! Annie!«
    Er stand lange da, regungslos, und sprach kein einziges Wort. Ich dachte schon, ich hätte es geschafft; doch dann löste er den Gürtel seines Morgenmantels und ließ ihn auf den Boden gleiten. In dem matten Licht, das aus dem Wohnzimmer fiel, sah ich, daß er splitternackt war.
    O nein, dachte ich. Er bewegte sich wie im Traum, völlig gefangen in einer Phantasiewelt, und es war niemand da, von dem ich Hilfe erhoffen konnte, nicht einmal diese schreckliche Krankenschwester. Ich wollte schreien, um Rye zu wecken, aber dann kamen mir Bedenken, daß Tony womöglich gewalttätig werden könnte. Und Rye schlief im Dienstbotentrakt, der am anderen Ende des Gebäudes lag! Es war kaum zu erwarten, daß er mich hören würde. Meine letzte Hoffnung war, daß ich Tony durch Reden wieder in die Wirklichkeit zurückholen konnte.
    »Tony, hier ist keine Leigh, und hier ist auch keine Heaven. Ich bin Annie! Annie. Du machst einen Fehler, einen schrecklichen Fehler.«
    »Ich glaube, ich habe dich schon geliebt, als ich dich das erste Mal sah«, antwortete er. »Jillian ist schön, und sie wird immer schön sein, schön wie ein Schmetterling. Wenn man sie berührt, kann sie nicht mehr wegfliegen. Sie verliert das Bewußtsein und muß sterben. Diese Art von Schönheit kann man in eine gläserne Vitrine stellen, ansehen und bewundern, aber man kann sie nicht lieben und erfahren so wie deine Schönheit, Leigh. Jillian ist ein wunderschönes Bild zum Anschauen; du aber bist eine Frau, eine richtige Frau«, raunte er mit einer Stimme voller Sinnlichkeit.
    Er setzte sich aufs Bett und streckte seine Hand nach mir aus. Ich zuckte zurück.
    »TONY! Ich bin Annie. Heavens Tochter Annie. Du weißt nicht, was du tust. Bitte, steh jetzt von meinem Bett auf und geh! Bitte.« rief ich beschwörend, aber mein Bitten stieß auf taube Ohren. Tony hörte nur mehr die Klänge und Worte seiner Traumwelt.
    »O Leigh… Leigh, meine geliebte Leigh.« Seine Hand tastete in der Dunkelheit nach meiner Taille, und er begann, mich an sich zu ziehen. Ich versuchte,

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