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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hochzuziehen, bis mein Gesicht auf der Höhe des Fensters war.
    »LUKE!« schrie ich, so laut ich konnte. »LUKE! GEH NICHT WEG! KOMM RAUF UND NIMM MICH MIT! LUKE…« Ich schrie und schrie, bis mein Gesicht fast zu platzen schien und meine Arme zu schwach waren, um mich festzuhalten. Kurz bevor ich zurück auf den Boden fiel, glaubte ich Troy zu sehen, wie er vor dem Irrgarten stand und zu mir heraufblickte. Aber vielleicht hatte ich mir auch nur gewünscht, ihn zu sehen…
    Ich lag mit dem Gesicht auf dem Teppich und schluchzte. Schließlich hörte ich, wie Tony hereinkam.
    »Oh, arme Annie«, sagte er. »Du bist ja aus dem Bett gefallen! Ich wußte, daß so etwas passieren würde. Ich hätte die Sicherheitsgitter am Bett festmachen müssen.«
    »DU UNGEHEUER!« schrie ich. »Wie konntest du ihn nur wegschicken? Du weißt genau, wie lange ich schon darauf warte, daß er mich besucht. Du weißt, wie wichtig er für mich ist! Wie konntest du das tun? Wie konntest du nur so grausam sein? Es ist mir völlig gleichgültig, was mit dir nicht in Ordnung ist oder wie traurig und tragisch dein Leben gewesen ist! Das war bösartig, unglaublich bösartig! Ich hasse dich! Geh und hol ihn. Sorg dafür, daß er zurückkommt. SORG DAFÜR, DASS ER ZURÜCKKOMMT!«
    Er ignorierte meinen Ausbruch, als wäre ich verrückt und er normal.
    Mein Körper wurde geschüttelt von Schluchzen, als Tony seine Hände unter meine Arme schob und mich aufhob. Er trug mich zurück aufs Bett und deckte mich zu, wobei er die Decke erneut fest zwischen Matratze und Bettrahmen stopfte. Dann trat er zurück und atmete tief durch.
    »Du solltest dir das selbst nicht antun, Annie. Dein Zustand verschlimmert sich dadurch nur. Versuch jetzt, dich auszuruhen. Du weißt, ich will nur das Beste für dich… das Beste für meine kleine Annie.«
    »Ich bin nicht deine kleine Annie. Ich will, daß Luke zurückkommt«, stieß ich hervor. »Und Luke wird zurückkommen… er wird zurückkommen.«
    »Natürlich. Du wirst gesund werden, und er wird zurückkommen. Wenn du nur besser auf mich hören würdest! Ich würde dafür sorgen, daß du in kürzester Zeit wieder auf den Beinen bist. Aber woran dachte ich gerade? O ja, die Sicherheitsgitter für das Bett!«
    Er ging hinaus und holte sie. Ich lag hilflos da, als er sie am Bett befestigte und hochklappte. Ich kam mir vor wie ein Tier, das in einem Käfig war.
    »So. Jetzt brauchen wir keine Angst mehr zu haben, daß du aus dem Bett fallen könntest. Fühlst du dich jetzt sicher?«
    Ich wandte mich ab, machte die Augen zu und wartete darauf, daß er das Zimmer verließ. Schließlich sah ich, daß er gegangen war, schloß wieder die Augen und stellte mir vor, ich säße in Winnerrow im Pavillon. Ich wünschte es mir so sehr! O Luke, wärst du doch bei mir, hier an meiner Seite! Höre mein Rufen, komm und bringe mich von hier weg!
    Farthy war nicht das Paradies, das verwunschene Schloß, das wir uns immer vorgestellt hatten. Es war ein furchtbares Gefängnis, dunkel und gefährlich und voller Verzweiflung. Ich hätte auf meine Mutter hören sollen… sie wußte es… sie wußte es.
    Ich glaubte noch zu träumen, als ich die Augen aufschlug und Stimmen hörte. Hastig warf ich einen Blick auf die Uhr und sah, daß es fast sieben Uhr abends war. Ich hatte den ganzen Tag geschlafen. Die Stimmen wurden lauter. Sie kamen den Korridor entlang auf mein Zimmer zu.
    Gleich darauf wurde die Tür aufgestoßen, und vor mir standen Tante Fanny und – Gott sei Dank! – Luke.
    »Na, die liegt ja da wie’n Baby in seiner Wiege«, rief Tante Fanny. »Und schau dir das bloß an… ihre Haarfarbe is ja ganz anders. So wie Heaven sie mal gehabt hat.«
    »Annie!«
    Ich hob die Hand, und Luke stürzte zu meinem Bett, um sie über das Seitengitter hinweg zu umklammern. In dem Augenblick, als sich unsere Finger berührten, begann ich zu weinen.
    »Weine nicht, Annie. Wir sind ja hier.«
    Waren sie hier? Waren sie wirklich hier? Ich verschlang sie mit den Augen, so wie eine Schiffbrüchige auf einer verlassenen Insel ihre Retter mit den Augen verschlingen mochte; ungläubig und gleichzeitig mit überwältigender Freude. Es war, als wäre ein wundervolles Licht in dieses trostlose Leben gekommen, als wären Bretter vor den Fenstern entfernt und Türen aufgesperrt worden. Meine Winnerrow-Welt war hierher zu mir gekommen und hatte mich mit einer Flut von Erinnerungen und wunderbaren Gefühlen überschwemmt! Die Alpträume wichen. Ich würde

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