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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Ruhe nachzudenken«, sagte er leise.
    »In dem Häuschen?« Ich richtete mich auf.
    »Ich bin früher oft dorthin gegangen«, sagte er schnell. Dann runzelte er die Stirn. »Ist Drake noch hier?«
    »Nein, er ist gegangen. Er ist böse auf mich, weil ich nicht zurück nach Farthy gehen wollte«, erklärte ich.
    »Ich war noch nie so wütend auf ihn. Ich hatte gehofft, er würde zuschlagen, denn dann hätte ich wenigstens zurückschlagen können«, sagte Luke. In seinen Augen lag eine finstere Entschlossenheit. Dann wurde ihm scheinbar bewußt, wie hart und haßerfüllt er aussah, und sein Gesicht wurde wieder sanfter. »Ich nehme an, daß es mir im Blut liegt – und auch ihm. Meine Mutter hat mir oft von dem Temperament der Casteels erzählt.« Er setzte sich neben mich, und jenes Lächeln, das ich kannte und so sehr liebte, glitt über sein Gesicht. »Ich wünschte, ich wäre mehr wie du, Annie. Wir haben genau die gleichen Erbanlagen, Stonewall und Casteel, und doch bist du anders… so tolerant, geduldig und verständnisvoll.«
    »O Luke, unser Blut ist nicht dasselbe. Tony hat nur Unsinn geredet, als wir Farthy verlassen haben. Mammi war keine Casteel.«
    Sein Lächeln verschwand.
    »Wie kannst du da so sicher sein? Tony ist so verwirrt…«
    Ich erzählte ihm alles, was Tante Fanny mir erzählt hatte. Er hörte mir gespannt zu, dann nickte er, so als habe er erwartet, eines Tages so etwas zu hören.
    »Du bist also nicht mein Cousin und außerdem mein Halbbruder. Du bist nur mein Halbbruder«, schloß ich.
    »Annie«, sagte Luke und schüttelte seufzend den Kopf. »Unser Leben ist so verworren, so durcheinander. Es kommt mir so vor, als wären wir beide dazu bestimmt, alles Leid dieser Welt zu tragen, ein Leid, das kein Ende hat…«
    »Ich werde wieder gesund werden, Luke, ganz bestimmt«, versprach ich. Er sah so niedergeschlagen und müde aus. Dies war nicht der alte entschlossene Luke, der bereit war, nach den Gipfeln zu streben. Wenn er jetzt die Hoffnung verlor, was sollte ich dann tun?
    »Ich meine nicht diese Art von Leiden, Annie.« Er betrachtete seine Hände, die in seinem Schoß lagen, und hob den Blick dann wieder. Selbst im Mondschein konnte ich erkennen, daß Tränen in seinen Augen glänzten. »Ich war wütend auf Drake, weil er so gemein zu dir war, aber ich war auch wütend, weil… weil er die Wahrheit gesagt hat, Annie.« Luke ergriff meine Hand. »Ich kann nichts dafür, ich liebe dich, und ich liebe dich nicht so, wie ein Halbbruder seine Halbschwester lieben sollte. Ich liebe dich, wie ein Mann eine Frau liebt!«
    »O Luke!« Die Wand, die uns bis jetzt getrennt hatte, zerfiel zu Staub. Mein Herz schien zerspringen zu wollen. Luke hatte die Worte laut ausgesprochen, die den Fluch herausfordern würden. Er hatte das Verbot übertreten und unserer Leidenschaft die Schleusen geöffnet, jener Leidenschaft, die sich so lange in uns aufgestaut und nur auf diesen Augenblick gewartet hatte…
    Jetzt hatte sein Gesicht wieder jenen entschlossenen Ausdruck, den ich bei ihm gewohnt war. »Ich habe mich dort oben in den Willies entschlossen, herzukommen und alles auszusprechen, was ich fühle. Drake hatte recht, ich habe dich wirklich all diese Jahre voll Leidenschaft und Verlangen angesehen. Kein anderes Mädchen konnte mich glücklich machen. Darum hatte ich auch nie wirklich eine Freundin, denn ich habe die ganze Zeit nur von dir geträumt. Ich weiß, daß es falsch ist, aber ich kann es nicht ändern. Darum bin ich auch weggelaufen. Es ist so schmerzlich, Annie!«
    »Luke, ich verstehe dich.« Ich setzte mich auf, so daß unsere Gesichter sich fast berührten.
    »Wirklich?« fragte er, und sein Blick brachte zum Ausdruck, daß er es schon immer geahnt hatte.
    »Ich empfinde die gleichen Gefühle wie du… und mir scheint es sogar, als wären sie stärker geworden, seit du mich aus Farthy zurückgeholt hast«, bekannte ich. Für einen Augenblick schien die Luft zwischen uns wie ein Fenster, durch das der eine in die Augen des anderen sah und gegen das wir unsere Lippen preßten…
    »Das habe ich vermutet«, flüsterte Luke, und seine Hände wanderten über meine Arme, hinauf zu meinen Schultern. »Schon in den letzten Tagen war ich ständig versucht, es dir zu sagen. Und im Pavillon habe ich es ja auch fast getan.«
    »Ich auch.«
    Mein Nachthemd glitt über meine Schultern und lag nur noch lose auf meinen Oberarmen, so daß meine Brust halb entblößt war. Lukes Finger strichen über meinen

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