Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden
Brustansatz. Er seufzte.
»O Annie, die Natur hat uns einen so grausamen Streich gespielt. Ich hasse mich dafür, daß ich dich so liebe, aber ich kann es nicht ändern, ich will es nicht einmal ändern!«
»Luke, du darfst dich nicht dafür hassen. Auch ich kann es nicht ändern, aber ich hasse mich deswegen nicht.«
»Annie…«
Wir konnten uns nicht mehr beherrschen. Wir schlüpften durch das imaginäre Fenster, und als seine Lippen die meinen berührten, glitt mein Nachthemd vollständig herab… Seine Finger wanderten abwärts, um mich zu liebkosen; ich stöhnte und suchte erneut seine Lippen. Doch plötzlich fuhr Luke zurück.
»Nein, Annie… nein, nein! Wir dürfen es nicht tun.
Drake hatte ganz recht. Ich gehöre nicht hierher, ich darf nicht hierbleiben. Was auch immer das Blut der Casteel vergiftet haben mag, jetzt hat es auch von mir Besitz ergriffen. Wenn ich hier bei dir bleibe, kann ich mich nicht beherrschen, und wir werden so wie einige meiner hinterwäldlerischen Vorfahren… wie Tiere!«
»Luke, wir können nichts Schmutziges tun. Es kann nicht Unrecht sein. Ich weiß nicht warum, aber ich fühle es.«
»Du bist zu gut für jemanden wie mich. Du hast es nicht verdient, daß auch dich der böse Fluch ereilt… nur weil ich meine wahnsinnige Leidenschaft nicht beherrschen kann. Ich bin auch nicht besser, als meine Mutter es früher war. Drake hat in dieser Hinsicht völlig recht.
Ich muß mich für eine Weile von dir fernhalten, Annie, du mußt zuerst gesünder und stärker werden, sowohl physisch, als auch psychisch.« Er erhob sich von meinem Bett.
»Nein Luke, ich brauche dich, bitte geh nicht!« Ich streckte die Hand nach ihm aus, doch er wich noch weiter vor mir zurück.
»Ich muß. Gott schütze dich, Annie. Werde gesund.«
Er wandte sich abrupt ab und lief hinaus.
»Luke!« Ich versuchte, aus meinem Bett zu kommen. Meine Knie zitterten, doch ich schaffte es schließlich, meine Gehhilfe zu erreichen, die auf der anderen Seite des Bettes stand. Mit ihrer Hilfe durchquerte ich mein Schlafzimmer und erreichte die Tür. Ich kam gerade rechtzeitig, um zu hören, wie die Haustür geöffnet wurde und dann wieder ins Schloß fiel.
»Luke!«
»Annie, was ist los?«
Tante Fanny kam über den Flur auf mich zugeeilt.
»O Tante Fanny, schnell! Luke ist davongelaufen. Halt ihn auf! Er macht sich Vorwürfe wegen allem, was geschehen ist, wegen der Auseinandersetzung zwischen Drake und mir und wegen… wegen allem.«
Sie nickte, und ich erkannte, daß sie mehr wußte, als ich angenommen hatte.
»Das mußte eines Tages passieren, mein Kind. Hab’s kommen sehen, aber was hätt ich machen sollen?« Sie legte den Arm um mich und führte mich sanft, aber entschlossen zurück zu meinem Bett.
»Du hast es kommen sehen?« Hatte denn jeder schon gewußt, was wir so tief in unseren Herzen verschlossen glaubten?
»Ich hab schließlich Augen im Kopf. Natürlich hab ich gewußt, was sich da zwischen euch entwickelt.«
»O Tante Fanny, ich habe es nicht absichtlich getan. Ich…« Ich saß auf meinem Bett, die Hände im Schoß, und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß, mein Liebes.« Sie setzte sich neben mich und ergriff meine Hand. »Ich weiß, daß du’s nich zugelassen hättest, wenn du was dagegen hättest machen können. Die Liebe ist einfach aus dir rausgesprudelt und aus ihm auch. Niemand kann euch Vorwürfe machen. Wart ja schon als Kinder wie zwei Blumen tief drinnen im Wald. Eure Liebe ist frei und wild gewachsen. Und jetzt müßt ihr euch wieder voneinander losreißen. Das tut natürlich weh, und weil bei dir noch so viel dazukommt, ist es doppelt hart für dich. Aber ich werd bei dir sein und dir da durchhelfen, Annie.«
»Aber Luke?« weinte ich. Er hatte niemanden, der ihm helfen und ihn trösten konnte.
»Du mußt ihn seinen eigenen Weg gehen lassen, Annie. Das hab ich dir doch schon gesagt. Er hat nich nur Luke Casteels Namen, er hat auch sein Blut geerbt. Ich hab meinen Daddy geliebt, aber er war ‘n Mann, hinter dessen schönen Augen immer ein heißes Feuer gebrannt hat.«
»Tante Fanny, ich fühle mich so krank, so leer und einsam. Ich kann es nicht ertragen«, stöhnte ich. Sie legte die Arme um mich und drückte mich einen Augenblick lang an sich; dann küßte sie mich auf die Stirn und schob mich eine Armlänge zurück.
»Nun komm, Annie. Ich helf dir ins Bett. Mußt doch an deine Gesundheit denken.«
Als ich wieder unter der Decke lag, beugte sie sich zu mir herab, küßte
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