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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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geschäftige Menschen mit wichtigen Mienen umher. Schlangen von Krankenbahren, auf denen Patienten lagen, wurden durch die Gänge geschoben. Andauernd war das Geräusch der Piepser zu hören, durch das die Ärzte zu ihrer Station gerufen wurden. Ich erfuhr, daß das Gebäude über zwanzig Stockwerke hatte, in denen, wie es mir schien, ein ganzes Heer von Krankenschwestern und Spezialisten arbeitete. Fast fürchtete ich, daß Tante Fanny und Luke sich verlaufen würden, wenn sie versuchten, mich hier zu finden.
    Doch selbst in dieser Umgebung, die mir so unübersichtlich und anonym erschien, spürte ich, wie Tony Tattertons Einfluß und sein Geld arbeiteten. Ich war von einem Team von Ärzten und Spezialisten umgeben, die bei mir blieben, bis man mich schließlich wieder in mein Zimmer brachte. Dort erwartete mich Mrs. Broadfield.
    Um mich in mein Bett zu heben, mußte sie die Krankenbahre direkt daneben rollen und dann vorsichtig zunächst meine gelähmten Beine und schließlich den Rest meines Körpers hinüberziehen. Sie verrichtete ihre Arbeit schweigend und ohne das geringste Zeichen von Anstrengung. Nachdem sie mich bequem gebettet hatte, gab sie mir ein wenig Saft zu trinken. Dann zog sie den Vorhang um mein Bett herum zu, damit ich schlafen konnte, und sagte mir, daß sie sich an die Tür setzen würde, für den Fall, daß ich etwas brauchte. Von den Untersuchungen erschöpft, schlief ich sofort ein und erwachte erst wieder, als ich Stimmen hörte. Ich sah auf zu Dr. Malisoff, der sich über mich beugte. Neben ihm stand Tony Tatterton.
    »Hallo. Wie geht es Ihnen?« fragte der Arzt.
    »Ich bin müde.«
    »Natürlich. Das ist auch Ihr gutes Recht. Nun, wir sind schließlich zu einer endgültigen Diagnose gekommen, Annie. Der Stoß, den ihre Wirbelsäule direkt unterhalb des Kopfes erlitten hat, hat zu einer Entzündung geführt, die jetzt die Lähmung auslöst. Es ist schon eine zwar kleine, aber doch deutliche Besserung zu verzeichnen, so daß wir Sie nicht operieren müssen, um jeglichen Druck auf die Verletzung zu vermeiden. Statt dessen haben wir eine Medikamententherapie für Sie zusammengestellt, die nach einer gewissen Zeit von einer physikalischen Therapie ergänzt werden wird.«
    »Eigentlich müßten Sie die ganze Zeit über im Krankenhaus bleiben«, fügte er hinzu und lächelte über mein bestürztes Gesicht. »Glücklicherweise aber ist Mrs. Broadfield auch eine erfahrene Krankengymnastin, und so wird sie Ihr Rehabilitationsprogramm in Farthinggale Manor durchführen können. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
    »Ich werde also wieder gehen können?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Ich sehe nichts, was dagegen spricht. Es wird nicht über Nacht geschehen, aber doch in angemessener Zeit. Und ich werde regelmäßig dort draußen nach Ihnen sehen.«
    »Wann wird diese Benommenheit aufhören?«
    »Das kommt durch die Gehirnerschütterung. Auch das wird eine Weile dauern, aber es wird Ihnen von Tag zu Tag besser gehen.«
    »Ist das alles, was ich habe?« fragte ich argwöhnisch.
    »Alles?« Der Arzt lachte, und Tony kam einen Schritt näher und lächelte mir liebevoll zu. »Manchmal vergesse ich, wie wundervoll es ist, jung zu sein«, sagte Dr. Malisoff zu ihm. Tony nickte.
    »Ja, das ist wunderbar. Und es ist schön, jemanden, der so jung und hübsch ist wie Annie, um sich zu haben, wenn man selbst nicht mehr jung ist.« Ein kleines, spitzbübisches Lächeln spielte um seinem Mund.
    »Aber ich werde eine solche Last für dich sein«, wandte ich ein. Es war etwas anderes, wenn man Menschen zur Last fiel, die man liebte und von denen man geliebt wurde; aber die Vorstellung, unter diesen Umständen bei einem Fremden zu wohnen, beunruhigte mich. Wie sehr ich Mammis und Daddys Trost und Liebe jetzt gebraucht hätte! Doch das Schicksal hatte beschlossen, daß ich sie nie wiedersehen sollte.
    »Nicht für mich. Niemals. Außerdem habe ich Hausangestellte, die sich langweilen, weil sie jetzt so wenig zu tun haben. Und dann wird ja auch Mrs. Broadfield bei dir sein.«
    »Wir sehen uns später draußen«, sagte Dr. Malisoff leise und verließ das Zimmer. Tony blieb und sah liebevoll auf mich herab.
    »Ich werde zweimal am Tag kommen«, versprach er. »Und jedes Mal werde ich dir etwas mitbringen.« Sein Ton war unbeschwert und fröhlich, als wäre er immer noch ein Kind, das man mit Spielzeug und Puppen aufheitern konnte. »Gibt es irgend etwas Besonderes, was du gerne hättest?«
    Mir fiel nichts ein, denn ich

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