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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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mache. Ich sage es ihm und er schaut zuerst den Swimmingpool und dann mich an, als sei ich verrückt geworden. Dann meint er, sein Vater habe ihm gesagt, er solle nie etwas reparieren, wenn es nicht kaputt sei. ›Was?‹ frag ich. ›Die Hecken an den Wegen im Irrgarten müssen gestutzt werden‹, meint er und schickt mich zum Heckenschneiden. In der Zwischenzeit wird der Zement, den ich gemischt habe, hart, und man kann ihn wegschmeißen. Na ja, was soll’s, immerhin zahlt er gut.« Parson zuckte die Schultern und machte sich wieder an dem Fernseher zu schaffen.
    »Aber was ist mit dem Swimmingpool?«
    »Ich stell keine Fragen. Ich tu bloß, was man mir sagt. So, das müßte jetzt funktionieren.« Er schaltete den Apparat an und drehte an den Kanälen und der Feineinstellung herum. »Soll ich ihn anlassen?«
    »Im Augenblick nicht, Parson. Vielen Dank.«
    »Keine Ursache.«
    »Parson, wie sieht es im Irrgarten aus?«
    »Wie’s da aussieht?« Er zuckte die Schultern. »Weiß ich nicht. Ist ziemlich friedlich dort drin, nehm ich an, wenn man richtig tief reingeht und weil’s so ruhig ist, bildet man sich ein, daß man Geräusche hört.« Er lachte in sich hinein.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ein paarmal hab ich gedacht, da wär jemand auf einem der Wege, also hab ich gerufen, aber keiner hat geantwortet. Und gestern, es war schon spät, da war ich sicher, daß ich Schritte gehört hatte, also hab ich mich auf den Weg gemacht und bin erst den einen Weg gegangen und dann den nächsten und wieder einen, und was glauben Sie wohl, was passiert ist, Miß?«
    »Was ist passiert?«
    »Ich hab mich verirrt. Das ist es, was passiert ist.« Er lachte laut. »Hat fast eine halbe Stunde gedauert, bis ich wieder da hingekommen bin, wo ich gearbeitet hab.«
    »Und was war mit den Schritten?«
    »Hab mich wohl getäuscht. Na, ich muß los.«
    »Vielen Dank«, rief ich ihm nach.
    Als er gegangen war, starrte ich aus dem Fenster. Der Himmel war so blau wie Mammis Augen, wenn sie zufrieden und glücklich war. Meine Augen sind jetzt bestimmt ganz grau, dachte ich, so glanzlos wie eine verblichene, abgetragene blaue Bluse. Aber die Welt draußen funkelte vor Leben und Helligkeit; das Gras hatte ein sattes Grün und sah kühl und frisch aus, die Bäume standen in voller Blüte, und die kleinen, bauschigen Wolken wirkten so sauber und weich wie frisch aufgeschüttelte Kissen.
    Rotkehlchen und Spatzen flatterten von Zweig zu Zweig, freudig erregt, weil sie einen warmen, wunderschönen Nachmittag vor sich hatten. Wie gerne hätte ich mit einem von ihnen getauscht und wäre selbst ein Vögelchen oder irgendein anderes Lebewesen gewesen, das sich frei und ungehindert bewegen und sein Leben genießen konnte!
    Mammi und Daddy waren tot, Luke war allem Anschein nach unerreichbar, und ich war in diesem alten Haus eingesperrt – das einzige, was etwas Abwechslung in mein Leben brachte, waren Massagen, heiße Bäder, Medikamente und Ärzte. Und ich hatte keine Ahnung, wie lange das noch dauern sollte…
    Ich schüttelte mein Selbstmitleid ab, als ich Tony in seinem Rolls-Royce heranfahren sah. Als der Wagen in der Nähe des Friedhofs hielt, rollte ich so nahe ans Fenster, wie ich nur konnte. Ich sah, wie er ausstieg und zum Grabmal meiner Eltern ging. Er kniete davor nieder und senkte den Kopf. So verharrte er lange Zeit. Und plötzlich tauchte aus dem Wald der geheimnisvolle Mann auf und näherte sich ihm.
    Er trat neben Tony und legte ihm die Hand auf die Schulter. Ich konnte den Blick nicht abwenden, und mein Herz klopfte wild. Tony blickte nicht auf. Nach kurzer Zeit entfernte sich der Mann wieder und verschwand in der Dunkelheit des Waldes. Dann stand Tony auf und ging zurück zu seinem Auto.
    Es war, als wüßte nur ich, daß der Mann neben ihm gestanden hatte. Ich konnte es kaum erwarten, bis Tony zu mir käme! Ungeduldig fuhr ich mit dem Rollstuhl in den vorderen Teil meines Schlafzimmers und blickte zur Tür.
    Fast zwei Stunden vergingen, und Tony kam immer noch nicht. Dabei wollte ich ihn unbedingt nach dem Mann auf dem Friedhof fragen! Ich überlegte, ob ich ihn rufen sollte, aber ich dachte, meine Neugier sei zu nebensächlich, um ihn deswegen zu behelligen. Er kommt jeden Augenblick, sagte ich mir immer wieder, aber die Uhr tickte immer weiter, und er kam nicht. Was hatte Roland immer gesagt, wenn ich ungeduldig war? »Wenn man zuschaut, kocht das Wasser nie.«
    Ich versuchte, mich auf andere Dinge zu konzentrieren, und ging die

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