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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Bücher durch, die Tony in mein Zimmer hatte bringen lassen. Es waren alles Romane von Schriftstellern, deren Namen ich noch nie gehört hatte. Autoren aus dem 19. Jahrhundert, so zum Beispiel ein gewisser William Dean Howells. Manche Bücher wurden als »historische Romane« bezeichnet, andere als »Sittenromane«. Es war, als wollte Tony, daß ich in einer längst vergangenen Epoche lebte.
    Endlich kam er. Ich war mittlerweile wahnsinnig vor Neugier. Sofort fragte ich ihn nach dem Mann auf dem Friedhof.
    »Was für ein Mann?« Tonys Lächeln gefror auf seinem Gesicht, und die Wärme, die es zuvor ausgestrahlt hatte, war augenblicklich verschwunden.
    »Ich habe beobachtet, wie er neben dich trat, als du am Grabmal meiner Eltern standest.«
    Tony stand in der Tür und sah erstaunt drein, als hätte ich ihn aus einem Traum geweckt. Dann atmete er tief durch und lächelte.
    »Oh, ich vergesse immer wieder, daß du von deinem Fenster aus den Familienfriedhof sehen kannst.« Er zuckte die Schultern. »Das war einer von den Gärtnern. Um ehrlich zu sein, ich war in dem Augenblick so in meine Trauer versunken, daß ich gar nicht mehr weiß, welcher es war und was er von mir wollte.«
    »Einer von den Gärtnern? Aber Rye Whiskey hat gesagt – «
    »Also dann«, rief Tony heiter und klatschte in die Hände, »es ist Zeit für deine erste Tour durch Farthy. Mrs. Broadfield meinte, du hättest es verdient. Bist du bereit?«
    Ich blickte wieder aus dem Fenster zum Friedhof hinüber. Wolken, so dünn und lang wie die Finger einer Hexe, verhüllten die Sonne und warfen Schatten auf das Grabmal meiner Eltern.
    »Ich würde gerne auf den Friedhof gehen, Tony.«
    »Sobald der Arzt einverstanden ist. Morgen, hoffen wir. In der Zwischenzeit zeige ich dir etwas ganz Besonderes, gleich hier in der Nähe.«
    Er trat zu meinem Stuhl und umschloß die Griffe mit den Händen. Warum sagte er mir nicht die Wahrheit über den Mann? Hatte er Angst, die Wahrheit würde mich beunruhigen? Wie konnte ich ihn dazu bringen, ehrlich zu sein? Vielleicht wußte Rye Bescheid.
    Ich spürte Tonys warmen Atem auf der Stirn, und er drückte einen zarten Kuß auf mein Haar. Diese zärtliche Liebkosung überraschte mich, und ich hatte das Gefühl, daß er mir das ansah.
    »Es ist so schön, so wunderschön, daß du hier bist und daß ich dich mit mir in die Vergangenheit zurücknehmen kann – «
    »Aber ich bin krank, Tony, krank und gelähmt.« Offensichtlich hörte er mir gar nicht zu.
    » – um all die herrlichen Erinnerungen wiederzufinden und wieder glücklich zu sein! Nur wenigen Menschen ist dies vergönnt… «
    Er begann mich aus dem Zimmer zu schieben.
    »Wohin gehen wir?«
    »Das erste, was du sehen sollst, sind die Räume, die ich für deine Eltern vorbereitet hatte, als sie zu ihrem Hochzeitsempfang nach Farthy kamen. Sie waren so verliebt und turtelig, wie es Frischvermählte sein sollten.«
    Ich hatte oft versucht, mir vorzustellen, wie Mammi und Daddy aussahen, als sie sich gerade kennenlernten. Ich wußte, sie waren einander das erste Mal begegnet, als Daddy nach Winnerrow gezogen war. Mammi hatte mir erzählt, es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen.
    Aber von beglückenden Erinnerungen an Farthy hatte sie nie gesprochen. Ich war sicher, daß es solche Erinnerungen gegeben haben mußte. Deshalb hörte ich aufmerksam zu, als Tony weiterplauderte. Er beschrieb, wie sie lachten und einander umarmt hielten, wie mein Vater sich freute, daß er Farthinggale kennenlernte, und wieviel Spaß es Tony bereitet hatte, ihn herumzuführen.
    »Als ich deine Mutter das erste Mal sah, konnte ich nicht fassen, wie sehr sie ihrer Mutter glich«, fuhr er fort, als wir meine Räume verließen und in den langen Korridor einbogen. »Genau wie du, mein Liebes. Wenn ich die Augen schließe und dich sprechen höre, habe ich manchmal das Gefühl, als kehrte ich in die Vergangenheit zurück und hörte Heavens Stimme. Und wenn ich dann die Augen wieder öffne, bin ich mir einen kurzen Augenblick gar nicht mehr sicher, wen ich vor mir habe. Waren die vielen Jahre seit ihrem Weggehen nur ein Alptraum? Kann ich in jene glücklicheren Zeiten zurückkehren? Wenn man etwas nur stark genug herbeisehnt, kann es dann nicht Wirklichkeit werden?
    Manchmal verschwimmen eure drei Gesichter in meinen Gedanken zu einem einzigen… als wärt ihr nicht drei Frauen, sondern nur eine. Leigh, Heaven und jetzt du, ihr habt so ähnliche Stimmen, benehmt euch ähnlich und gleicht euch so

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