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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich ihm darum bitten würde – nein daß ich verlangen würde –, unverzüglich von Farthinggale Manor fortgebracht zu werden.
    Ich merkte, daß Tony in einer Hinsicht recht hatte – dies hier war der richtige Ort für mich, um die Geschichte zu erfahren. In den Schränken hingen noch Kleider von meiner Mutter, und ihrem Aussehen nach zu urteilen, hatte ich keinen Zweifel daran, daß Tony sie hatte reinigen lassen… alles dies entsprach seiner zwanghaften Besessenheit, die Vergangenheit am Leben zu erhalten. Ich hatte das Gefühl, daß ich den vertrauten Duft von Jasmin einatmete, ja, ich meinte sogar hören zu können, daß irgendwo eine Spieluhr eine Melodie von Chopin spielte, doch das war wohl Einbildung.
    »Annie, du kannst dir nicht vorstellen, wie schlimm es für mich war, als mein Bruder starb. Ich hatte immer gehofft, er könnte seinen Fatalismus und seine Depressionen überwinden und eine Frau finden, die ihn liebte. Ich hatte mir gewünscht, daß er heiraten und Kinder haben würde – daß kleine Tattertons wieder lachend durch diese endlosen Flure toben würden. Er würde einen Erben zeugen, und die Familie würde sich weiter fortpflanzen – «
    »Warum hattest du denn mit Jillian keine Kinder, Tony?« Die Frage schien auf der Hand zu liegen, aber ich konnte an seiner Reaktion sehen, daß sie ihn in tiefe innere Qualen stürzte – seine Augen verengten sich, und er preßte die Lippen aufeinander. Dann schüttelte er langsam den Kopf.
    »Jillian war keine junge Frau mehr, als wir heirateten, und sie war außerordentlich eitel. Sie behauptete, sie habe ihre Schönheit durch Leighs Geburt teilweise eingebüßt und es sei ein harter Kampf gewesen, bis sie wieder dieselbe Figur wie vorher hatte.
    Kurz gesagt, Jillian wollte nicht noch ein Kind. Natürlich flehte ich sie an und bat sie, doch an das Erbe der Tattertons zu denken.«
    »Und wie hat sie reagiert?«
    »Jillian war wie ein Kind, Annie. Sie konnte sich ihren eigenen Tod nicht vorstellen, sie konnte nicht einmal der Tatsache ins Auge schauen, daß sie eines Tages alt sein würde. Dieses Problem gab es einfach nicht für sie.
    Zu Anfang wies sie mich mit der Begründung ab, Troy solle für die Nachkommenschaft sorgen. Nach seinem Tod… nun, für Jillian war es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät.«
    »Aber was hat das damit zu tun, daß meine Mutter nichts mehr mit dir zu tun haben wollte?«
    »Das ist alles nur die Einleitung, Annie, damit du meine Motive für das, was ich getan habe, besser verstehst. Troy weilte nun also nicht mehr unter uns; Jillian war… nun, Jillian war so mit sich selbst beschäftigt, sie war bereits auf dem Weg in die Welt des Wahnsinns, in der sie dann bis zu dem Tag, an dem sie starb, leben sollte.
    Du kannst dir nicht vorstellen, wie entzückt ich war, als Heaven hierherkam und ich sie das erste Mal sah – Jillians Enkelin. Troy war zu jener Zeit bereits sehr depressiv; er lebte allein und war fest davon überzeugt, daß er bald sterben würde. Jillian dachte nur an sich selbst und an ihre Schönheit.
    Heaven war klug und aufgeweckt. Sie wollte lernen und es zu etwas bringen. Wie du weißt, meldete ich sie in einer teuren Privatschule an, überschüttete sie mit teueren Kleidern und sorgte dafür, daß sie alles bekam, was sie sich nur wünschen konnte. Als sie nach Winnerrow gehen wollte, um ihre Familie wieder zusammenzuführen, gab ich ihr das Geld, das sie dafür brauchte.« Er beugte sich zu mir vor und senkte die Stimme, als wollte er nicht, daß irgendeiner seiner Vorfahren zuhörte. »Ich hätte ihr sogar erlaubt, ihre ganze Familie hierher zu bringen, solange sie nur bei mir blieb und meine Erbin wurde.
    Wahrscheinlich ist es für dich kaum vorstellbar – aber es brach mir das Herz, als sie beschloß, nach Winnerrow zurückzukehren, um Lehrerin zu werden. Ich konnte nicht begreifen, daß sie alles hier für eine Stelle als Lehrerin in einer kleinen Stadt aufgeben wollte, wo die Leute sie wegen ihrer Herkunft verachteten und auf sie herabblickten.«
    »Ihr ganzes Leben lang war es ihr Traum gewesen, dort für die Kinder da zu sein, so wie ihre Lehrerin früher für sie dagewesen war«, sagte ich. »Ich erinnere mich gut, wie stolz sie auf das war, was sie als Lehrerin erreicht hatte.«
    »Ja, ja, ich weiß. Und es war falsch von mir, das nicht zu würdigen. Das ist mir erst zu spät klar geworden.
    Als ich dann erfuhr, daß sie deinen Vater heiraten würde, geriet ich in Panik. Damit schien es mir

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