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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Kosmetiktücher, die sich im Laufe der Zeit gelb verfärbt hatten. Manche von den Dingen, die ich da sah, waren sehr intimer Natur.
    »Warum hat meine Mutter denn das alles hier gelassen?« Als Tony mir nicht gleich antwortete, wandte ich mich um und sah, daß er auf mich herunterblickte, den Mund zu einem halben Lächeln verzogen. »Tony?« Er starrte mich weiter schweigend an. »Tony, was ist los?« Ich drehte meinen Rollstuhl um, damit ich ihn anschauen konnte… Meine Bewegung weckte ihn aus der Trance, in der er versunken war.
    »Oh, entschuldige bitte. Als du da gerade so in deinem Rollstuhl saßest… da sah ich plötzlich Heaven an dem Frisiertisch sitzen, in ihrem Nachthemd, wie sie ihre Haare bürstete, ehe sie ins Bett ging.«
    Wie merkwürdig dachte ich. Warum war er in Mammis Zimmer gewesen und hatte ihr zugeschaut, wenn sie sich fürs Schlafengehen fertigmachte? Das war doch eher etwas, was ein Ehemann bei seiner Frau tat, und nicht ein Stiefgroßvater bei seiner Stiefenkelin. Er sprach von Mammi, als wäre sie Jillian, die Ehefrau, die er verloren hatte. Es war gespenstisch. Vielleicht war er kurz davor, den Verstand zu verlieren…
    »Du hast ihr zugeschaut, wenn sie schlafen ging?« Ich konnte nicht anders, ich mußte fragen.
    »O nein, ich kam nur manchmal vorbei und klopfte, und während ich in der Tür stand, beantwortete sie meine Fragen oder unterhielt sich mit mir und bürstete dabei ihre Haare«, sagte er hastig; viel zu hastig, dachte ich. Als ob er ein schlechtes Gewissen hätte…
    »Oh. Aber Tony, warum hat meine Mutter so viel zurückgelassen, als sie von Farthy wegging?« Auf dem Seitentisch standen immer noch ihre Puderdosen, Parfüms, Eaux de Cologne und Haarsprays.
    »Sie hatte alles in zweifacher Ausführung, damit sie nicht immer so viel packen mußte, wenn sie nach Winnerrow reiste«, erklärte Tony, aber seine Antwort kam wieder so rasch, daß ich mich fragte, ob er die Wahrheit sagte.
    »Es sieht eher so aus, als sei sie von hier geflohen, Tony«, meinte ich. Er sollte wissen, daß ich seine Erklärung nicht akzeptierte. Ich rollte näher zu ihm hin. »Warum ist sie so plötzlich weggegangen, Tony? Kannst du es mir denn nicht jetzt erzählen?«
    »Aber Annie, bitte – «
    »Nein, Tony, ich muß dir sagen, daß ich sehr zu schätzen weiß, was du alles für mich und für Drake getan hast, aber ich mache mir Sorgen, weil ich weiß, wie das Verhältnis zwischen dir und meiner Mutter zum Schluß war. Manchmal habe ich das Gefühl, daß du Dinge vor mir verbirgst, schlimme Dinge, die mich vertreiben könnten.«
    »Aber du darfst nicht denken – «
    »Ich weiß nicht, ob ich länger hierbleiben kann, ohne die Wahrheit zu kennen, gleichgültig, wie unangenehm oder schmerzlich diese Wahrheit für mich sein mag«, beharrte ich.
    Sein scharfer, durchdringender Blick ruhte sehr nachdenklich auf mir. Er blinzelte kurz, als ob er eine rasche Entscheidung träfe, und nickte dann.
    »In Ordnung. Vielleicht hast du recht; vielleicht ist die Zeit gekommen. Du wirkst heute viel stärker, und ich leide unter der Feindseligkeit, die zwischen deiner Mutter und mir bestanden hat. Außerdem möchte ich nicht, daß es zwischen uns Geheimnisse gibt, die uns einander entfremden, Annie.«
    »Dann erzähl mir alles.«
    »Das werde ich auch tun.« Er holte einen Stuhl vom Toilettentisch und setzte sich vor mich hin. Lange saß er so, das Kinn auf seine eleganten, gepflegten Hände gestützt, und sagte kein Wort. Dann ließ er die Hände sinken und blickte sich im Zimmer um. »Das ist der richtige Ort für ein Geständnis… ihr Zimmer.« Er senkte den Blick, und als er wieder aufschaute, waren seine Augen so traurig wie die eines mutterlosen Hündchens, das sich danach sehnte, gestreichelt und geliebt zu werden. Ich atmete tief durch und wartete darauf, daß er begann.

 
    14. K APITEL
     
    T ONYS G ESTÄNDNIS
     
     
     
    »Annie«, begann er, und seine Augen leuchteten wie zwei blaue Eiskristalle, »ich bitte dich nicht darum, mir das, was ich getan habe, zu verzeihen. Ich bitte dich nur darum zu verstehen, warum ich es getan habe und wie sehr ich später unter meinen Taten zu leiden hatte – vor allem, nachdem Heaven davon erfahren hatte und mich dafür haßte.«
    Er hielt inne und wartete auf eine Antwort, aber ich sagte nichts. Vielleicht hoffte er auf ein wenig Zuspruch, ehe er anfing, aber ich konnte nur an eines denken: Das, was ich jetzt gleich erfahren würde, mußte so entsetzlich sein, daß

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