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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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keine Schritte, gar nichts.
    Dennoch kehrte ich eilig ins Haus zurück und rannte die Stufen zu meinen Zimmern hinauf. Sobald ich eingetreten war, schloß ich die Tür hinter mir und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Hinter geschlossenen Lidern sah ich noch einmal dieses neue Gemälde. Tonys linke Hand bedeckte meine rechte Brust vollständig, und er sah lächelnd auf mich herunter. Seine himmelblauen Augen waren so leuchtend gemalt, daß sie aus dem Bild herausschienen wie Strahlen.
    Dann sah ich ihn noch einmal vor mir, wie er nackt aus der Küche auftauchte. Ich vermutete, daß er sich ausgezogen hatte, weil er sein eigenes Modell war. Wahrscheinlich lehnte ein Spiegel an einer Wand, dachte ich.
    Er hatte nicht nach mir gerufen oder sich eilig angezogen, um die Verfolgung aufzunehmen. Vielleicht hatte er mich doch nicht entdeckt. Ich entschloß mich, kein Wort darüber zu verlieren. Wenn meine Mutter zurückkam, wollte ich ihr alles erzählen. Derartige Dinge mußte sie erfahren.
    Ich ging ins Badezimmer, um Wasser in die Wanne einlaufen zu lassen, schüttete Badeschaum hinein und sah zu, wie sich das Wasser leuchtendblau färbte, während mich der süßliche Duft wie Rauch einhüllte.
    Ich trat vor meine Kommode und suchte mir ein Nachthemd aus. Nachdem ich es an die Badtür gehängt hatte, setzte ich mich vor die Frisierkommode und bürstete mir das Haar. Ein paar winzige Zweige und Blätter fielen auf den Tisch. Als ich in den Spiegel sah, stellte ich fest, daß mein Gesicht immer noch gerötet war und meine Wangen glühten, als sei ich geohrfeigt worden. Einen Moment lang lehnte ich mich benommen zurück. Dann fiel mir mein Badewasser wieder ein. So schnell wie möglich zog ich meine Kleider aus und ließ mich in die warme, duftende, beruhigende Flüssigkeit sinken. Sie umfing mich, und ich schloß die Augen, lehnte mich zurück und stöhnte vor Behagen.
    Es könnte sein, daß ich ein paar Minuten lang im Wasser gedöst hatte. Ich weiß es nicht; ich hatte das Zeitgefühl verloren. Plötzlich schlug ich die Augen auf und merkte, daß sich das Badewasser beträchtlich abgekühlt hatte. Ich stand auf und trocknete mich ab. Dann zog ich mein Nachthemd an und glitt unter meine weiche Decke in die Geborgenheit und Wärme meines eigenen Bettes. Ich wollte nur noch schlafen und den ganzen Tag vergessen.
    Als ich aus dem Fenster zu meiner Linken sah, entdeckte ich eine silbrige Mondsichel, die durch hauchdünne Wolken schimmerte. Darüber funkelte ein einziger heller Stern. Dann schloß ich die Augen und schlief.
    Plötzlich riß ich die Augen auf. Ich konnte fühlen, daß ich nicht allein war. Ich rührte mich nicht; ich lauschte angespannt und wartete. Der schwere Atem eines anderen Menschen war ganz deutlich zu hören. Allmählich drehte ich mich ganz vorsichtig um, bis ich auf dem Rücken lag und aufblicken konnte. In eben dem silbrigen Mondschein, der mich beruhigt hatte einschlafen lassen, stand Tony Tatterton. Seine nackte Brust schimmerte. Ich zitterte so sehr, daß ich glaubte, ich würde stottern, wenn ich den Mund aufmachte, aber meine Worte kamen klar und unbeirrt heraus.
    »Tony, was willst du?« fragte ich unwirsch.
    »O Leigh, meine Leigh«, flüsterte er. »Es ist an der Zeit, das Gemälde zum Leben zu erwecken. Jetzt ist es an der Zeit für mich, die Versprechen zu halten, die ich dir gegeben habe: dir Dinge zu zeigen, dir etwas beizubringen…«
    »Was soll das heißen? Was willst du? Geh, bitte«, flehte ich ihn an, aber er setzte sich auf meine Bettkante. Ich hatte Angst, meinen Blick zu senken und den Umrissen seines Körpers zu folgen, denn auch ohne hinzusehen, konnte ich spüren, daß er vollständig nackt war.
    »Du bist genauso schön wie deine Mutter«, murmelte er und streckte die Hand aus, um mein Haar zu streicheln. »Sogar noch schöner. Wohin du auch kommst, die Männer werden dich überall begehren, aber du bist wie ein kostbares Kunstwerk. Niemand sollte dich berühren und mißbrauchen. Dazu bist du zu schade, denn du bist etwas ganz Besonderes; und doch mußt du wissen, was das heißt und was passieren kann. Du mußt auf alles vorbereitet sein. Ich bin der einzige, der dir alles zeigen kann, denn auf gewisse Weise habe ich dich erschaffen.«
    Er legte seine Hand auf mein Gesicht. Ich versuchte zurückzuweichen, aber mein Kopf lag schon auf dem Kissen.
    »Ich habe dich aus der Leinwand heraustreten lassen und dir wie Pygmalion Leben und Schönheit eingehaucht. Jeder, der seine

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