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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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war.
    »Wie?« Er legte sein Poliertuch weg und sah mich verwirrt an. »Hätte ich Sie heute nachmittag irgendwo hinfahren sollen?«
    »Zum Bahnhof, Miles. Sagen Sie bloß nicht, daß meine Mutter vergessen hat, es Ihnen heute morgen zu sagen.«
    »Nein, sie hat mir nichts gesagt. Ich…«
    »Das sieht ihr ähnlich. Wenn sie eine ihrer Wohltätigkeitsveranstaltungen plant, ist sie so aufgeregt und durcheinander, daß sie alles andere vergißt«, flötete ich. Ich wußte, daß er mir glauben würde. »Ich werde meine Großmutter besuchen. Es ist alles vereinbart. Ich fürchte, wir müssen auf der Stelle losfahren, weil ich sonst meinen Zug verpasse.«
    »Aber…« Er sah am Haus hinauf.
    »Miles?« Ich hob meinen Koffer hoch und sah ihn auffordernd an.
    »Ach ja.« Er nahm ihn mir eilig ab und brachte ihn im Kofferraum der Limousine unter. »Ich kann nicht verstehen, warum Curtis mich nicht daran erinnert hat. Er sagt mir doch immer Bescheid, wenn jemand gefahren werden soll.«
    »Vielleicht hat Mama auch nicht daran gedacht, es ihm zu sagen«, sagte ich. »Können wir fahren?«
    »Was? Ach so, ja.« Er hielt mir die Tür auf, und ich glitt rasch auf den Sitz. Dann stieg Miles auch ein und startete den Motor. Ich behielt die Haustür im Auge und rechnete halbwegs damit, meine Mutter plötzlich schreiend auftauchen zu sehen. Aber sie erschien nicht, und Miles steuerte auf die lange, gewundene Auffahrt zu. Ich sah aus dem Seitenfenster, und plötzlich entdeckte ich den kleinen Troy und seine Krankenschwester, die von einem Spaziergang am Meer zurückkehrten. In meiner Aufregung und meiner Wut hatte ich nicht nur ihn vollständig vergessen, sondern auch, was mein Fortgehen für ihn bedeuten würde.
    »O nein«, murmelte ich vor mich hin. »Troy. Miles«, rief ich. »Halten Sie doch bitte einen Moment an. Ich habe vergessen, mich von Troy zu verabschieden.«
    Ich sprang aus dem Wagen und rief nach Troy. Ich winkte ihm zu. Er blieb stehen und kam dann auf mich zugerannt und schwenkte dabei sein kleines Eimerchen.
    »Leigh. Ich habe die größte Muschel gefunden, die du je gesehen hast«, bestürmte er mich. »Sieh nur.« Er blieb atemlos vor mir stehen und stellte seinen Eimer ab. Oben auf vielen kleineren Muscheln lag eine rosa-weiß gemusterte Schneckenmuschel.
    »Die ist aber wirklich groß.«
    »Und man kann das Rauschen des Meeres in ihr hören.« Er hob sie hoch und hielt sie mir hin. »Hör nur.«
    Ich hielt sie mir ans Ohr und nickte lächelnd.
    »Das klingt ja ganz so, als käme das Wasser gleich raus und würde mich ganz naß machen«, staunte ich und zog mein Ohr weg, als fürchtete ich mich wirklich. Er lachte.
    »Es ist nicht wirklich da drinnen.« Er nahm die Muschel wieder und legte sie in seinen Eimer. Dann sah er die Limousine an. »Wohin fährst du, Leigh?«
    »Ich muß für einige Zeit fort, Troy.« Ich nahm seine kleine Hand in meine und kauerte mich hin, um ihm in die Augen sehen zu können. »Und du wirst ein braver Junge sein und versuchen, dich auszuruhen und ordentlich zu essen, solange ich weg bin, ja?«
    »Aber wann kommst du zurück?«
    »So schnell nicht, Troy.«
    »Wird es lange dauern?« Ich nickte. »Dann will ich mit dir kommen.«
    »Das geht nicht, Troy. Du mußt hierbleiben, weil du hier gut versorgt wirst.«
    »Aber wohin gehst du?« fragte er wieder, und Tränen traten in seine Augen.
    »Ich besuche meine Großmutter.«
    »Wie kommt es, daß du bisher nie bei ihr warst?« fragte er skeptisch, da sein kleiner Verstand schnell und gut funktionierte.
    »Ich hatte bisher immer zuviel zu tun«, log ich.
    »Kommst du in Wirklichkeit gar nicht mehr zurück, Leigh?« fragte er leise.
    »Doch, natürlich«, behauptete ich. Ich lächelte und drängte die dicken Tränen zurück, die in meine Augen schossen.
    »Nein, du kommst nicht zurück«, sagte er und wich vor mir zurück. »Du verläßt mich und Farthy. Du kommst nicht zurück. Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Ich werde zurückkommen, Troy. Ich verspreche es dir. Irgendwann werde ich wieder zu dir kommen.«
    »Versprochen?«
    »Hand aufs Herz. Komm, gib mir zum Abschied einen Kuß. Bitte«, flehte ich ihn an. »Andernfalls werde ich eine schreckliche Reise haben.« Ich verzog das Gesicht und schnitt eine Grimasse, die besagte, daß ich jetzt schon ganz außer mir war.
    Er erbarmte sich und legte seine kleinen Arme um meinen Hals. Ich gab ihm einen Kuß auf die Wange und drückte ihn fest an mich. Dann gab er mir einen Schmatz und wich zurück.

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