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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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und auf einem Friedhof begraben, mitsamt den einst glücklichen Momenten und den guten Seiten. Er dachte schon an ganz andere Dinge. Das Begräbnis war vorbei.
    Sein müdes Gesicht drückte eine solche Resignation aus, daß ein Blick auf ihn ausreichte, um die winzige Flamme der Hoffnung auszupusten, die ich noch in meinem Herzen bewahrt hatte. Mich schockierte, jetzt zu erfahren, daß die Liebe zwischen Mama und Daddy schon seit langem Stück für Stück allmählich abgestorben war. Aber als er mir das jetzt sagte, dachte ich zurück, und mir fielen wieder Dinge ein, die Mama über ihn gesagt hatte – und wie sie sie gesagt hatte. Wenn ich jetzt an ihre Worte zurückdachte, hörte ich das Unglück und die Warnungen heraus, gegen die ich mich bislang beharrlich gesperrt hatte. Aber jetzt konnte ich mich nicht länger dagegen sperren.
    »Daddy, werde ich dich denn nie wiedersehen?« fragte ich zaghaft. Meine Hände begannen so sehr zu zittern, daß ich sie falten und auf meinen Schoß pressen mußte.
    »Aber gewiß wirst du mich wiedersehen. Diese Reise wird nur etwa einen Monat dauern, und dann komme ich vorbei.«
    »Du kommst vorbei?« Die Worte klangen so albern, wenn sie aus dem Mund eines Vaters kamen. Er würde »vorbeikommen«? In seinem eigenen Haus? Wie ein Besucher, ein Fremder? Und er würde an der Tür klingeln, die ihm von einem Butler geöffnet wurde, der ihn dann anmeldete?
    »Und ich werde dich so oft wie möglich anrufen und dir schreiben«, beteuerte er. Er griff nach meiner Hand: »Du wirst jetzt sehr schnell erwachsen, Leigh. Du bist eine junge Frau und hast die Sorgen einer jungen Frau. Du brauchst deine Mutter, ihren Rat und ihre Gesellschaft jetzt mehr denn je. Du wirst dich immer mehr für Jungen interessieren, und sie werden sich immer mehr für dich interessieren.
    Vielleicht hat deine Mutter in einer Hinsicht recht – ich sollte dich zu dem Zeitpunkt deiner Entwicklung nicht mit geschäftlichen und technischen Dingen belasten.«
    »O nein, Daddy, das hat mich nie gestört. Es hat mir großen Spaß gemacht«, protestierte ich heftig.
    »Ich weiß.« Er tätschelte meine Hand.
    »O Daddy, ich will nicht, daß du fortgehst. Ich will nicht, daß du nur vorbeikommst«, schluchzte ich erstickt. Die Tränen strömten jetzt ungehindert über mein Gesicht. Sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte das Schluchzen nicht unterdrücken. Meine Schultern bebten. Endlich zog Daddy mich in seine Arme und hielt mich fester, als er mich je gehalten hatte, und er küßte mein Haar und streichelte mich.
    »Nun hör aber auf, meine bezaubernde Prinzessin. Es wird alles wieder gut werden. Du wirst es ja sehen. Wenn wir uns erst daran gewöhnt haben, wird alles wieder gut.« Er hielt mich fest und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. »Du bist die Tochter des Eigners. Du willst doch sicher eine tapfere Miene aufsetzen und nach oben gehen, um dich an meiner Seite von den Gästen zu verabschieden? Tust du das für mich?«
    »Natürlich, Daddy.« Ich unterdrückte mein Schluchzen, bekam aber dafür sofort Schluckauf. Daddy lachte. »Ich halte den Atem an«, sagte ich. »Das hilft meistens.«
    »So ist’s recht.« Er stand auf. »Laß dir Zeit, und dann komm nach oben, damit wir zusammen frühstücken können. Anschließend werden wir auf die Kommandobrücke gehen und zusehen, wie Captain Wilshaw das Schiff in den Hafen steuert. Einverstanden? Und was auch werden wird, Prinzessin, denk immer daran, wie lieb ich dich habe. Versprichst du mir das?«
    »Ja, Daddy, und ich werde dich auch immer liebhaben.«
    »So ist es brav. Ich erwarte dich oben.« Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, saß ich da und starrte sie an.
    Mein Herz war eine schmerzende Ruine, aber ich war so ausgelaugt, daß ich nicht einmal mehr weinen konnte. Dann wurde ich wütend auf Mama, weil sie das getan hatte. Wie egoistisch sie doch war! Jetzt erkannte ich erst, wie selbstsüchtig sie schon immer gewesen war. Wie konnte sie bloß immer nur an sich selbst denken? Wie konnte sie Daddy und mir das antun? Wen interessierte denn schon, wie jung sie war oder wie jung sie aussah? Sie würde nicht ewig jung sein, und sie würde nie mehr jemanden finden, der sie so liebte, wie Daddy sie geliebt hatte und sie immer noch liebte!
    Ach, wie undankbar war es von ihr, ihm jetzt, nach all den Jahren, den Rücken zuzukehren. Er hatte sie vor einem gräßlichen Leben bewahrt. Das hatte sie mir selbst erzählt, und jetzt warf sie ihn weg, und das

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