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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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beschäftigt hast, Leigh«, sagte Tony. »Er ist begeistert von dir.«
    »Er ist sehr begabt.«
    »Ja.« Tonys Lippen verzogen sich zu einem belustigten Lächeln. »Es wird nicht mehr lange dauern, und er wird neue Tatterton Toys entwerfen.« Er stellte sich dicht genug vor mich, um mich auf die Stirn zu küssen. »Gute Nacht, Leigh«, sagte er und ließ seine Hand auf meiner Schulter liegen. Ich spürte, daß ich zitterte. Wie sollte es mir je gelingen, einen so gutaussehenden jungen Mann als meinen Stiefvater anzusehen?
    »Gute Nacht«, murmelte ich und trat eilig durch die Tür. Mama blieb zurück und flüsterte noch einen Moment lang mit Tony. Dann küßte er sie zart auf die Lippen, und sie wandte sich um und kam zu mir. Wir stiegen die Stufen hinunter, und ich begriff, daß das hier schon sehr bald mein neues Zuhause war, und doch erschien mir alles so fremd. Es gab so viele leere Räume, so viele dunkle Schatten. Ich fragte mich, ob ich einen solchen Ort je als mein Heim ansehen könnte.
    Anscheinend empfand Mama nichts dergleichen. Sie war übersprudelnd und aufgeregt.
    »War das nicht das wunderbarste Erntedankfest, das du je erlebt hast? All diese Menschen… diese wundervollen Speisen. Hast du den Schmuck gesehen, den Lillian Rumford getragen hat?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, wer das war, Mama.«
    »Du erinnerst dich nicht? O Leigh, wie kann es nur sein, daß dir dieses diamantene Diadem, diese Armbänder und diese Brosche entgangen sind?«
    »Ich weiß es nicht. Sie sind mir wohl nicht aufgefallen«, gab ich zurück. Sie erkannte die Traurigkeit in meiner Stimme, und ihr Lächeln schwand. Das freute mich auf eine ganz gehässige Art. Ganz plötzlich war mein Herz gefühllos gegen sie geworden – gegen meine wunderschöne Mutter und ihre Sehnsucht, ihren Spaß zu haben und einen reichen, gutaussehenden Mann zu heiraten.
    Ich wollte nicht mehr mit ihr reden. Ich wandte mich ab und sah durchs Fenster in die Nacht. Sie schwieg ebenfalls eine Zeitlang, und dann fing sie an, vor sich hin zu schnattern – über die Kleider, die die anderen Frauen getragen hatten, über die fantastischen Dinge, die man ihr gesagt hatte, darüber, wie sehr Tony sie anbetete und daß ihre Hochzeit zum Stadtgespräch werden würde…
    Ich hörte ihr kaum zu. Es kam ein Einschnitt in der Landschaft, und wir konnten das Meer sehen. Es war eine klare, kalte Nacht.
    In weiter Ferne sah ich die kleinen Lichter eines Schiffs und dachte an Daddy, der jetzt irgendwo dort draußen in der Dunkelheit war – ein einsames Lichtlein vor der samtschwarzen Nacht, wie ein einziger Stern am Abendhimmel.

 
    7. K APITEL
     
    V ERIRRT
     
     
     
    Zwei Wochen nach dem Erntedankfest war ich wieder auf dem Weg nach Farthy, diesmal, um die Hochzeitsfeierlichkeiten zu proben. Zwei Tage vorher hatte es an der ganzen Küste von New England heftig geschneit. Die Landschaft, durch die wir auf dem Weg nach Farthy fuhren, lag unter einer weißen Decke da, die in der Morgensonne funkelte und frisch und rein aussah. Als wir in die bewaldete Gegend kurz vor dem Landsitz kamen, sah ich, daß viele Bäume ihre Form verändert hatten und sich unter dem Gewicht des Schnees wie alte Männer beugten oder sich starr gegen den blauen Himmel absetzten, während ihre Äste eher wie Knochen aussahen, an denen Eis hing. Die Eiszapfen sahen aus wie riesige Tränen, die in der Luft gefroren waren.
    Mama hatte kein allzu großes Interesse an der Natur. Sie war mit ihrer Hochzeit beschäftigt und plante jeden einzelnen Moment, jede kleinste Kleinigkeit, so genau, als sollte dieser Tag wirklich zum bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignis des Jahrzehnts werden. Tony hatte ihr eine seiner Sekretärinnen zur Verfügung gestellt, Mrs. Walker, eine auffallend große, sehr dürre dunkelhaarige Frau, die immer geschäftsmäßig wirkte und nie lächelte. Ich vermutete, daß sie nicht allzu froh über ihren Auftrag war. Sie saß uns gegenüber in der Limousine und machte sich Notizen, während sich Mama Dinge ausdachte, die sie noch zusätzlich arrangieren oder ändern wollte. Das Verlesen der Gästeliste stand jeden Morgen als erster Punkt auf dem Programm. Sobald wir in die Limousine eingestiegen waren und die Reise nach Farthy angetreten hatten, wurde Mrs. Walker aufgefordert, die Liste noch einmal vorzulesen.
    Mama hatte beschlossen, wenn sie und Tony erst einmal verheiratet waren, nie mehr selbst zu fahren. Von jetzt an gab es für sie nur noch Limousinen und Chauffeure,

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